In Kerpen sollen Geflüchtete aus der Ukraine künftig im Hotel „Zum alten Brauhaus“ Obdach finden. Die Entscheidung sorgt für Unmut bei den Nachbarn.
Einwohner „empört“Aufnahme von Ukraine-Geflüchteten sorgt in Kerpen weiter für Aufruhr
Für zehn Jahre hat die Stadt es angemietet: Im Hotel „Zum alten Brauhaus“ sollen demnächst Menschen ein neues Zuhause finden, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Viele Sindorfer sind von der Nachricht überrascht. In der direkten Nachbarschaft des Hotels, am Zentralplatz, kommt die Entscheidung der Stadt nicht gut an. „Wir sind äußerst empört, weil null Kommunikation stattgefunden hat. Es gab nur Gerüchte, dass mitten im Ort ein Flüchtlingszentrum entstehen soll“, sagt Guido Engels.
Der Sindorfer ist Inhaber eines Blumenladens auf der Herrenstraße, direkt neben dem Hotel. Gerüchte – davon haben die Sindorfer viele gehört. Dass das Hotel marode ist, dass es bereits 2015 zur Flüchtlingsunterkunft werden sollte und schon damals als nicht sicher galt. Fest steht: Einen richtigen Hotelbetrieb gibt es lange nicht mehr.
Sindorf gilt als kultureller Schmelztiegel Kerpens
Zuletzt nutzten hauptsächlich Handwerker und Geschäftsreisende das Hotel „Zum alten Brauhaus“. Die Bewertungen, die sie in Onlineportalen wie Holidaycheck hinterlassen haben, sind eher mäßig. Viele Gäste beklagen sich über die veraltete Ausstattung des Hotels und Schmutz. Bestätigen ließ sich das nicht. Ein Mitarbeiter teilte der Redaktion mit, dass ein Besuch des Hotels nicht möglich sei und der Eigentümer sich nicht mehr äußere.
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Mit den geflüchteten Ukrainern haben die Nachbarn des Hotels kein Problem. „Im Ort wird es wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass die Stadt Menschen aus der Ukraine aufnimmt“, sagt ein Sindorfer (Name ist der Redaktion bekannt). „Wir haben eine erhebliche Sympathie für diese Menschen.“
Sindorf gilt als kultureller Schmelztiegel innerhalb der Kolpingstadt. Es gibt eine große türkischstämmige Gemeinschaft, die Rhein-Erft-Gemeinde der alevitische Glaubensgemeinschaft hat ihren Sitz in Sindorf. Und an der Bruchhöhe gibt es eine kleine Containersiedlung, in der vor allem junge Männer aus Afrika, dem Nahen Osten und Zentralasien untergebracht sind. „Mit Frauen und Kindern können wir leben. Aber junge Männer in größerer Anzahl neigen dazu, Unruhe zu stiften.“
Die Stadt plant, in der Unterkunft geflüchtete Frauen und Kinder unterzubringen. Laut Stadtsprecher Harald Stingl leben aktuell fünf junge Männer in dem Hotel. „Das ist eine reine Übergangslösung. Es kann sein, dass wir schnell eine andere Unterkunft für sie finden“, sagt Stingl. Es sei aber auch möglich, dass spontan weitere Jugendliche in dem Hotel untergebracht würden. „Das ist abhängig davon, wie viele Menschen uns das Land zuweist.“
Zur Nationalität der Bewohner konnte Stingl keine Angaben machen. Blumenhändler Engels will erfahren haben, dass es sich bei den Jugendlichen um Afghanen handelt. „Jeden Tag habe ich ein schlechtes Gefühl – und das in meinem Heimatort. Wenn Entscheidungen ohne Kommunikation getroffen werden, machen wir Bürger uns Gedanken.“ Nach eigener Aussage hat Engels mittlerweile aber mit Bürgermeister Dieter Spürck gesprochen.