Tine Knauft vermittelt Wissenswertes über Wildpflanzen wie Gänseblümchen oder Brennnessel – das gilt es bei Wildkräutern zu beachten.
KräuterwanderungExpertin verrät im Schlosspark in Kerpen Tipps zum Sammeln von Wildpflanzen
Schon der Auftakt zur Kräuterwanderung mit Tine Knauft hat es in sich – das „Wilde Grün“. Einen Aufguss aus getrockneten Gänseblümchen, Brennnesseln und Melisse schenkt sie als Begrüßungstrunk aus, wahlweise gesüßt mit einem Spritzer „Oxymel“, eine Mischung aus Honig, Essig und Brennnessel.
Aus der Glasschale angeln sich die Gäste Schokolade, gegossen in runde Scheiben mit einem aufgedrückten Zweig violett blühenden Gundermanns. Die Gundermannseite zuerst auf die Zunge legen, dann komme die süße Schokolade am besten zur Geltung, rät Tine Knauft im Innenhof des Türnicher Schlosses.
Man könnte so vieles mit Wildkräutern anstellen. Bei Tee und Kräuterschokolade eröffnen sich gleich vielfältige Perspektiven auf selbst gemachtes Nudelpesto, Suppen, Salate, Getränke, würzige Öle und Essige oder heilende Tees und Auflagen aus frischen und getrockneten Pflanzenteilen.
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Kräuterexpertin Tine Knauft verrät, welche Wildpflanzen essbar sind
Nur, welche Wildpflanzen kommen denn für den Verzehr in Frage? Wie sehen sie aus? Wo sind sie zu finden? Tine Knauft will bei einer Exkursion durch den Schlosspark Antworten geben. Ausgestattet mit verschließbaren Gläschen, gefüllt mit Essig, zieht die Gruppe los. Ein Ziel ist, mit den einmal gesammelten Kräutern nach ein, zwei Monaten Reifezeit, den ersten selbst gemachten Kräuteressig zu genießen.
Neugierde bringen die Menschen in der kleinen Gruppe mit, ermuntert noch von Tine Knaufts unbändiger Lust am Streifzug durch die Natur. Die Beschäftigung mit der Kräuterwelt preist sie als „Balsam für die Seele“, zum „Schärfen der Sinne“ und als „Gegenstück zum Kommerz“. An einer Linde im Schlosspark pflücken Familien und Paare die zarten Blättchen in typischer Herzform, zerreiben sie zwischen den Fingern, schnuppern daran und schmecken.
Das Lindenblatt zergeht mit dem milden Geschmack jungen Salates auf der Zunge, hinterlässt allerdings ein schleimiges Empfinden. Entsprechend schütze ein Aufguss aus den Blättern die Schleimhäute, erläutert Tine Knauft, lecker und nicht zuletzt dekorativ machten sich die Blätter auch im Reis. Freilich seien sie nur noch im beginnenden April zu genießen, später werde die Blattstruktur zu fest für den Rohverzehr. Die meisten Teilnehmer friemeln Lindenblätter in ihr Glas.
Erinnert an Rhabarber: Sauerampfer im Salat mit Zitronendressing
Baumkräuter in Ehren, aber „ich bin eher der Unkrauttyp“, verrät eine ältere Frau. Sie wirft die Frage auf, was genau als Unkraut gilt. Sauerampfer gehöre doch bestimmt nicht dazu. Den hat Knauft auf einer Wiese ausgemacht, leicht zu erkennen an den pfeilförmigen Blättern. „Lecker“ meldet die Gruppe nach der Verkostung einhellig zurück. Mit reichlich Oxalsäure erinnere Sauerampfer an Rhabarber. Blatt, Stil, Blüte, alles könne im Salat mit Zitronendressing gegessen werden, als Spinat gekocht oder als Suppe, „nur ein, zwei Handvoll“ in eine Brühe geben, erfahren sie.
Die angehenden Kräuterkundler lernen den Giersch, Alptraum eines jeden Gärtners, als „großartige Wildpflanze“ kennen. Dessen entgiftende Wirkung sei schon in Adelshäusern gegen die Gicht geschätzt gewesen. Das klebrige Klettenlabkraut, das wie das Einlegewasser im Gurkenglas schmeckt, schmückt bald die Mütze der fünfeinhalbjährigen Johanna. Es könne als Pesto oder Frühlingssuppe lecker sein. „Energie könnt ihr euch von der Wiese pflücken“, sagt die Kräuterexpertin.
Verwechslungsgefahr: Vermeintlicher Bärlauch kann zu Vergiftung führen
Dem Gundermann vom Schokoladenhappen, wundheilend und voller Bitterstoffe, begegnen die Kräuterwanderer wieder, dem Knoblauchkraut, dem Löwenzahn – „gut für Leber und Nieren“ – oder der Brennnessel. „Die hat alles, was man braucht“, preist Knauft ihr „erdiges, nussiges, würziges“ Lieblingskraut.
Aber Vorsicht, das Pflanzensammeln will gelernt sein, nicht jede Wiese oder jeder Wegesrand komme in Frage. Und beim Bärlauch etwa komme es wegen der Verwechslung mit Herbstzeitlose und Maiglöckchen jährlich zu Vergiftungen, teils mit tödlichem Ausgang. Klar zu erkennen sei Bärlauch am Knackgeräusch, wenn man auf den Stängel drücke, am Glanz der Blattvorderseite und der matten Rückseite sowie seiner weißen Blüte, sagt Knauft.
Eine App könne zur groben Erstbestimmung von Wildkräutern helfen, sie empfehle das Wälzen einschlägiger Literatur. Sie empfiehlt das Buch „Essbare Wildpflanzen“ aus dem AT-Verlag und ihr eigenes namens „Wildes Grün – Mit Kräutern und Pflanzen durchs Jahr“.