Jörg und Ulrike Zborowska aus Kerpen waren im Norden mit ihrem Adler 2 Liter Karmann unterwegs.
Adler 2 Liter KarmannKerpener Ehepaar auf den finnischen Spuren ihres Cabriolets
Eine Urlaubsreise in einem historischen Fahrzeug zurückzulegen, ist für den ein oder anderen ein Traum, der sich mittlerweile über verschiedenste Anbieter mit nur wenigen Klicks im Internet erfüllen lässt. Die Reise der Kerpener Eheleute Jörg und Ulrike Zborowska in ihrem Adler 2 Liter Karmann Cabriolet durch Finnland dürfte dennoch einzigartig gewesen sein. Denn in ihrem Oldtimer aus dem Jahr 1938 erkundeten die Zborowskas nicht nur das Land der tausend Seen, sondern gingen der „Lebensgeschichte“ ihres Autos nach.
Ihr in Deutschland gebautes Traumauto erwarben sie nämlich 2015 in Turku, Finnland. Nach dem Erwerb des Adlers verbrachten die Kerpener zunächst nicht nur zwei Jahre mit der Restaurierung, sie begannen zudem, seine Geschichte zu recherchieren. „Mich treibt die Neugierde an“, sagt der 59-jährige Maschinenbauingenieur und führt aus: „Ich finde es faszinierend, was unser Fahrzeug in seiner über 80-jährigen Geschichte erlebt hat. Diese Geschichte zu rekonstruieren, bereitet mir Freude. Vor allem, wenn ich wieder ein wenig Licht in die Geschichte des Wagens bringen kann.“
Auf eine wahre Fundgrube von Bildern gestoßen
Die ersten Recherchen erwiesen sich als relativ einfach, weil das Auto zuvor stets in Finnland zugelassen war. Da die letzten beiden Kennzeichen bekannt waren, konnte die Fahrzeugakte beim Reichsarchiv in Helsinki angefordert werden, wodurch nach früheren Zulassungen gesucht und alle Vorbesitzer ermittelt werden konnten. Über das Bildarchiv der finnischen Oldtimerzeitschrift „automobiliski Senior“ stieß Zborowska zusätzlich auf eine wahre Fundgrube an Bildern, auf denen er seinen Adler eindeutig wiedererkannte. Nachdem die Vergangenheit des Adlers auf diese Weise erhellt und das Fahrzeug endlich verkehrstüchtig gemacht werden konnte, reifte der Gedanke, mit dem Fahrzeug Finnland zu bereisen und einige der historischen Bilder nachzustellen.
Zudem sei „die Erforschung der Geschichte noch nicht abgeschlossen. Nicht zuletzt hatte ich mir von unserer Reise weitere Erkenntnisse erhofft“, so das Mitglied des Adler-Motor-Veteranen-Clubs, der in diesem Spätsommer mit seiner Frau die Reise in die Tat umsetzte. Nach reichlicher Vorausplanung begann das Abenteuer der Eheleute im Hafen von Helsinki. Falls der Adler auf seiner anvisierten Tour lahme Flügel bekommen sollte, waren die Zborowskas mit einem zweiten Auto samt Anhänger unterwegs. Ein ganz wichtiges Ziel der Reise war die Stadt Kotka, in der der Adler in Ingenieur Erkki Tammisto am 18. Juli 1938 seinen Erstbesitzer fand.
Nach dem Tod Tammistos wurde das Auto vorerst in der Familie weitervererbt und war danach von 1952 bis 1958 im Besitz der Stadt. Gerade hier erhoffte sich Jörg Zborowska, etwas Neues über seinen Wagen zu erfahren. Bevor es zur ersten Heimstätte ging, wurde bereits nach wenigen Kilometern ein erster Zwischenstopp in Porvoo eingelegt. Das Fahrzeug der Frankfurter Adlerwerke fuhr 1959 durch eben diesen Ort im Rahmen einer der ersten Oldtimer-Rallyes nach Kriegsende und wurde dabei mehrfach abgelichtet. Auf eigene Faust konnte der genaue Ort, an dem die Fotos entstanden, zunächst nicht ermittelt werden, doch eine Mitarbeiterin des örtlichen Heimatmuseums half beim Auffinden und Nachstellen.
Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich die Oldtimer-Liebhaber der Unterstützung der finnischen Landsleute bei ihrem Unterfangen sicher sein durften. „Tatsächlich war die Fahrt ein schöner Erfolg und ein tolles Erlebnis. Unser Adler wurde überall mit Interesse begrüßt und war eindeutig ein Sympathieträger“, berichtet Zborowska, der vor allem die Rekonstruktion zweier Fotos in Helsinki und im Freilichtmuseum Ylänen als etwas Besonderes empfand: „Wir konnten die Parkplätze unseres Adlers auf den Meter genau identifizieren. Dazustehen und zu denken: Genau hier stand vor 50 Jahren unser Auto. Wir haben förmlich darauf gewartet, dass jemand aus einem angrenzenden Haus herauskommt und das Auto wiedererkennt.“
Ehepaar besitzt noch einen weiteren Oldtimer aus dem Jahr 1913
So erfolgreich das Nachstellen der Fotos gelang, neue Informationen über die Vergangenheit des Adlers konnten jedoch nicht in Erfahrung gebracht werden. Jörg und Ulrike Zborowska planen nun eine weitere Reise. Aus dem Jahr 1913 besitzen sie unter anderem einen noch unrestaurierten Adler, dessen Geschichte in groben Zügen bekannt ist. Dabei soll es sich um den einzigen erhaltenen Adler handeln, der von der Firma Kiefernagel in Brühl aufgebaut wurde.
„Der Wagen wurde an einen Arzt an der belgisch-französischen Grenze in der Nähe von Chimay, Belgien, ausgeliefert und hatte von da an nur drei Besitzer, bis wir den Wagen erwarben. Hier ist noch viel Arbeit nötig, aber es lohnt sich bestimmt, auch diese Geschichte zu beleuchten“, ist sich Zborowska sicher.