Kerpen-Sindorf – Im Zweiten Weltkrieg wurden 1942 die größeren Glocken der Kirche St. Ulrich für Kriegszwecke beschlagnahmt und nach Hamburg transportiert. Die Glocken sollten eingeschmolzen werden. Doch zuvor hatte Pfarrer Stratmann das Geläute heimlich aufzeichnen und eine Tonaufnahme herstellen lassen. Diese Tonaufnahme der Glocken und die Erklärungen dazu, hatte der Pfarrer auf eine Wachsplatte überspielen lassen. Obwohl die Geheime Staatspolizei dahintergekommen war und die Aufnahme unhörbar machte, konnten einige Abzüge gerettet werden. Das Tondokument ist ein Highlight des digitalen Museums des Heimatvereins Sindorf gestern und heute, das jetzt im Internet eröffnet wurde.
Die älteste Sindorfer Schulchronik, die das Museum zeigen kann, stammt aus dem Jahr 1874. Schon damals gab es offenbar von Burnout geplagte Lehrer. „Der Lehrer der Knabenklasse. A(nton) Schoenenberg, welcher seit dem 16. Oktober 1893 wegen hochgradiger Nervosität beurlaubt war, nahm den Unterricht am 2. Jan(uar) 1894 wieder auf“, ist dort nachzulesen.
Das älteste Foto der St.-Ulrich-Kirche stammt aus dem Jahr 1900. Die älteste Ansichtskarte ist von 1903 und zeigt ebenfalls die Kirche St. Ulrich, das Pastorat, die alte Volksschule, das Bürgermeisteramt sowie die kaiserliche Postagentur und Kolonialwarenhandlung von Engelbert Birgel.
Noch älter datiert ist ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1863. Der Artikel des Bergheimer Intelligenzblatts lädt zum „Preisvogel- und Sternenschießen“ im Rahmen des Schützenfestes, „an dem auch Fremde und Liebhaber Theil nehmen“, können, ein. Nach den Schießwettbewerben war „Ball in der dazu hergerichteten dekorierten Zelte, wozu herzlichst einladet die Junggesellen“.
Im Zeichen der Multimedialität
Fotos, Filme, Tonaufnahmen und Dokumente von Sindorf zeigt das multimediale Museum, das sich auch als ein Dokumentationszentrum der Sindorfer Geschichte versteht und kontinuierlich weiterentwickelt werden soll.
„Seit längerer Zeit beschäftigen wir uns mit dem Gedanken, ein digitales Heimatmuseum aufzubauen, um die Dokumente, die zum Teil im Stadtarchiv liegen, für die Nachwelt sichtbar zu machen. Nach intensiver Recherche haben wir uns für die Museumsplattform museum-digital.de entschieden“, sagt Bert Wallraf, der Vorsitzende des Sindorfer Heimatvereins, unter dessen Regie das vielseitige Online-Museum seit April entstanden ist. Wer historische Fotos, Bilder, Filme, Tonaufnahmen oder andere Dokumente von Sindorf hat und dem Museum zur Verfügung stellen will, kann sich unter 0174/9434873 oder per E-Mail melden.