AboAbonnieren

Gemüse aus dem BarockgartenSchloss Türnich startet Anbau-Projekt zum Mitmachen

Lesezeit 3 Minuten

Der Sauerampfer wächst schon. Leonie Puhe (l.), Severin von Hoensbroech und Sam van Rijswijk freuen sich auf das Projekt.

Kerpen-Türnich – Es stürmt und braust um das Gebäude, als sich die kleine Gruppe an der Mühle neben Schloss Türnich trifft. Noch fegt das Sturmtief Ylenia über Deutschland hinweg. „Die Sturmschäden sind aber bisher überschaubar“, sagt Schlossherr Severin von Hoensbroech.

Von ein paar abgebrochenen Ästen im Schlosspark abgesehen, sei nicht viel passiert. Hoensbroech stellt das neue Solawi-Projekt von Schloss Türnich vor, ein Garten-Projekt mit dem Konzept der „Solidarischen Landwirtschaft“. Es soll ein Gemeinschaftsprojekt sein, bei dem alle Beteiligten vom Gemüse- und Obstanbau auf den Parzellen des historischen französischen Barockgartens profitieren.

Ertrag und Risiko werden geteilt

Unter den Verantwortlichen sind neben von Hoensbroech noch Stephan Flock aus dem Vorstand des Freundes- und Förderkreises von Schloss Türnich dabei und die Gärtner Leonie Puhe und Sam van Rijswijk, die das Projekt betreuen.

„Wir haben das Projekt letztes Jahr gestartet und haben den Barockgarten langsam in einen Gemüsegarten verwandelt“, erzählt der Schlossherr. In diesem Jahr wolle man nun richtig damit durchstarten. Gärtner Sam van Rijswijk erklärt das Konzept: „Wir wollen das Gemüse und Obst nicht nur produzieren, sondern die Konsumenten auch mit einbinden. Mit dem Projekt teilen wir den Ertrag, aber eben auch das Risiko.“

Mitglieder können beim Gärtnern helfen

Die Menschen, die Mitglieder werden wollen, zahlen einen wöchentlichen Festbetrag, ein Abo sozusagen. Bei einem halben Anteil kostet eine Mitgliedschaft 18 Euro pro Woche, bei einem ganzen Anteil 26 Euro pro Woche. Der Preis beinhaltet nicht nur die Kosten für das Gemüse, sondern auch die Arbeitskräfte, das Saatgut und andere Ausgaben.

Auch Eier von den schlosseigenen Marans-Hühnern können zu der Gemüse-Box dazu bestellt werden.

Die Solawisten können sich während des ganzen Jahres jede Woche eine Box mit dem Gemüse und Obst aus den Schlossgärten abholen. Eier von den Agroforst-Marans-Hühnern kann man auch bekommen. „Wir haben jetzt schon 25 Leute zusammen, die mitmachen möchten,“ sagt Hoensbroech. Das Ziel seien etwa 70 Mitglieder. „Gemeinschaft ist das Schlüsselwort“, sagt der Schlossherr. „Eine Gemeinschaft soll dabei entstehen, und wer beim Gärtnern mitarbeiten will, kann auch das machen, aber das ist keine Verpflichtung.“ Im Vordergrund steht der Spaß an der Sache und die Nachhaltigkeit. Auch Grillabende könnten sich die Verantwortlichen vorstellen.

Boden versorgt sich selbst

„Den Menschen ist es einfach wichtig, zu wissen, wo ihr Essen herkommt“, betont van Rijswijk. In diesem speziellen Fall kommt das Gemüse also aus dem Boden des historischen Schlossgartens. Das Ganze funktioniert nach dem No-dig-Prinzip, das heißt, der Boden wird grundsätzlich nicht umgepflügt. „Stattdessen kommt eine etwa 15 Zentimeter dicke Schicht Kompost auf den Boden“, erläutert der Gärtner.

Der Hahn präsentiert stolz seine Federn und passt auf die Hennen auf.

Dadurch bleiben Mikroorganismen und Lebewesen wie beispielsweise Regenwürmer im Boden erhalten. So versorgt sich der Boden selbst. „Wir ernähren mit dem Kompost den Boden, und der Boden ernährt die Pflanzen.“ Natürlich wird auch auf der Gartenanlage selbst kompostiert. So versuche man, die natürlichen Kreisläufe bei der Gartenarbeit zu schließen, sagt Puhe. Auch die Mitglieder könnten ihren zu Hause gesammelten Gemüseabfall hierherbringen, damit er kompostiert wird.

Bis zu 50 Gemüsesorten geplant

Rund 40 bis 50 Gemüsesorten hat das Team für 2022 eingeplant, unter anderem verschiedene Salatsorten, Kohl, Sauerampfer, Spinat, Kürbisse, Möhren, Rettich und Zucchini. Im Gewächshaus sollen dann auch Tomaten, Gurken und Chilis wachsen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit dem Gemüse, dem Obst und den Kräutern aus den heimischen Garten werden die Solawi-Mitglieder, aber auch das Hofcafé versorgen. Die Boxen fallen zunächst jedoch noch etwas kleiner aus, schließlich muss alles erst noch etwas wachsen.