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Muffige Keller und brennende AutosDüstere Prognosen für Hochzeiten in Rhein-Erft

Lesezeit 3 Minuten

Foto vor einem Autowrack: Dimitri und Romina hoffen, ihre Hochzeit in besseren Zeiten nachholen zu können.

Kerpen-Manheim-alt – Als Festsaal musste der muffige Keller eines verlassenen Hauses im alten Manheim herhalten, der Blumenschmuck auf den Tischen war schon leicht verwelkt und statt eines offenen OIdtimer-Cabrios stand nur ein rostiges Autowrack vor der Tür: Ihre Hochzeit hatten sich Romina und Dimitri sicherlich etwas anders vorgestellt. Zum Glück war das Ganze nur gespielt. Zwar möchte das junge Paar aus Elsdorf auch im wirklichen Leben heiraten, sobald dies wieder in angemessenem Rahmen möglich ist. Doch gestern waren Romina und Dimitri erst einmal nur die Hauptdarsteller einer Aktion, mit der kreative Köpfe aus der regionalen Hochzeitsbranche eindrucksvoll auf die coronabedingten Nöte ihres Geschäftszweiges aufmerksam machten und gleichzeitig pfiffiges Werbematerial für bessere Zeiten produzierten.

„Co-Shit 19 – Eine Branche am Rande des Abgrunds“ lautete der Titel des ungewöhnlichen Film- und Foto-Shootings. „Wir inszenieren heute mit allem Drum und Dran eine fiktive Hochzeit, wie sie im Jahr 2025 ablaufen könnte, wenn uns die Pandemie noch längere Zeit so übel zusetzen sollte wie jetzt“, erklärte der Bedburger Hochzeitsfotograf Hannes Keßler.

Der Bedburger Hochzeitsfotograf Hannes Keßler und seine Kolleginnen und Kollegen von Team „The Weddingers“ setzen die Nöte der Branche in Szene.

Mit „wir“ meinte er das erst vor Kurzem gegründete Team „The Weddingers“ („Die Hochzeiter“). Ein knappes Dutzend Experten rund um das Thema „Stilvoll heiraten“ hat sich in dieser neuen Dienstleistungsgemeinschaft zusammengeschlossen, um sich mitvereinten Kräften für den nach Corona sicherlich noch härter umkämpften Markt zu positionieren. Neben Keßler selbst sind beispielsweise die Hochzeitsplanerin Janina Haas aus Frechen, die Nörvenicher Hochzeitssängerin Yvonne Pröbstl und der Kölner Comedian Christoph Boland mit von der Partie; dazu kommen Profis für Dekoration, Catering und Brautmoden.

Auch Autowracks dienten als Foto-Motiv.

Irgendwann möchten die Weddingers gemeinsam komplette Fest-Arrangements für glückliche Paare anbieten. „Doch im Moment läuft in unserer Branche rein gar nichts. Fast alle Paare verschieben ihre Trauung ins nächste oder übernächste Jahr“, klagte Janina Haas. Den Lockdown im Frühjahr hätten die meisten als selbstständige Hochzeits-Profis noch ganz gut verkraftet und im Sommer sei es auch wieder vielversprechend angelaufen. „Umso härter treffen uns nun die neuen Einschränkungen. Das Schlimme ist die quälende Ungewissheit, dass wir gar nicht absehen können, wann es endlich wieder halbwegs normal weitergeht.“

Yvonne Pröbstl, die auch auf Kreuzfahrtschiffen und großen Oktoberfesten singt, erklärte das Problem so: „Wenn es wieder läuft, müssen wir natürlich erstmal die ganzen Nachholtermine abarbeiten und können zunächst keine neuen Termine annehmen und auch keine frischen Einnahmen generieren.“ Dabei hätten sie und meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen angesichts der hohen Infektionszahlen durchaus Verständnis dafür, dass zurzeit nicht groß gefeiert werden darf.

Der Kölner Comedian Christoph Boland alias Butler Bernhardt lässt sich die gute Laune in schweren Zeiten nicht verderben.

„Ein Fehler wurde vielleicht im Sommer gemacht. Als da plötzlich wieder Feste mit bis zu 150 Gästen erlaubt wurden, hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. Wenn man es erstmal weiter vorsichtiger mit 50 oder 80 Personen versucht hätte, wäre uns vielleicht einiges erspart geblieben“, meinte Janina Haas.

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Trotz allem war gestern am Set gute Stimmung angesagt. Mit viel Liebe zum Detail inszenierten die Hochzeiter ihre bewusst etwas morbide gestaltete Themen-Hochzeit am Rande des (Tagebau-)Abgrundes. „Es ist unser erstes gemeinsames Projekt und wir brennen darauf, irgendwann wieder richtig loslegen zu können“, sagte Hannes Keßler.

Am Rande machte Butler Bernhardt seine Späße: „Wenn ich jetzt Trübsal blasen würde, hätte ich meinen Beruf verfehlt.“