Kerpen-Sindorf/Wesseling – Im vergangenen Jahr wurde die Firma A. Schulman von dem Chemieunternehmen Lyondellbasell gekauft, das auch Werke in Wesseling und Hürth betreibt. Nun seien viele der „knapp 500“ Mitarbeiter von Entlassung bedroht, sagte ein betroffener Schulman-Angestellter, der nicht genannt werden möchte. Vor einigen Wochen sei ein Sozialplan vorgestellt worden, der vorsehe, dass „mehr als 15 Prozent der Belegschaft, mindestens aber 60 Personen von Entlassungen betroffen sein werden“, berichtete der Mitarbeiter. Andreas Anker, Pressesprecher von Lyondellbasell Deutschland, bestätigte: „Ja, der Sozialplan ist durch. Wir stehen aber gerade am Anfang und werden alles mit Mitarbeitern und Betriebsrat abstimmen.“
Über die konkreten Zahlen beim Stellenabbau werde er nichts sagen, schränkte Anker ein. Lyondellbasell habe die Firma Schulman 2018 übernommen und einen neuen Geschäftsbereich Advanced Polymer Solutions gegründet, zu dem außer Sindorf auch zwei Standorte bei Hamburg und Ingolstadt gehörten.
Schulman sei ein Hersteller von Kunststoffen, Additiven und Stabilisatoren etwa für den Automobilbau oder auch die Landwirtschaft. Beispielsweise würden Schulman-Produkte zur Färbung und zur der Wärme- oder UV-Stabilisation genutzt, sagte Anker weiter: „Kunststoffmischungen werden nach Kundenwunsch verfeinert.“ Dazu zählten auch Mischungen für so alltägliche Gegenstände „wie der Deckel vom Duschgel“, erklärte Anker.
Bei den Mitarbeitern von Schulman herrscht große Unsicherheit
Durch die Reorganisation sollten die „Effizienz erhöht, die Kosten gesenkt und die Wettbewerbsfähigkeit“ verbessert werden. Anker sprach in diesem Zusammenhang von 470 Mitarbeitern in Sindorf. Um für Kerpen „eine langfristige Perspektive zu sichern“ sei eine Reihe von Maßnahmen in der Planung, berichtete Anker: „Wir wollen in eine SAP-Plattform investieren, um alle Standorte zu vernetzen und zu vereinheitlichen.“ Der Bereich Customer Service solle am Standort Kerpen zusammengezogen werden.Der Mitarbeiter berichtete: „In der Firma gibt es mittlerweile Abteilungen, die derart in ihren Aufgaben beschnitten wurden, dass die Mitarbeiter dort de facto nichts mehr zu tun haben.“
Anker sagte, es sei in Sindorf eine „Verringerung der Schichten“ vorgesehen: „Es wird produziert, obwohl kein Markt da ist.“ Auch die Logistikprozesse sollten angepasst werden. Was das für die Zahl der Mitarbeiter am Standort Sindorf bedeutet, wollte Andreas Anker nicht beziffern.
Im Betrieb herrsche große Unsicherheit, klagte der Mitarbeiter. Es sei nicht klar, ob man eine Abfindung anbietet oder ob man die Belegschaft intern umschichtet: „Für alle Angestellten ist also nunmehr klar, dass viele Kollegen von Entlassungen betroffen sein werden, aber niemand weiß, ob es einen trifft oder eben nicht.“ Generell sei der aufgestellte Sozialplan „sehr fair“, räumt der Mitarbeiter ein: „Allerdings weiß niemand, ob dieser nun wirklich für alle in Fragen kommt oder ob man einfach auf eine unattraktive Stelle versetzt wird.“