Las Vegas/Kerpen – Sechs Tage die Woche ist sein Leben in den Händen anderer. Unter hinabbaumelnden Schwertern liegt er auf dem „Bett des Todes“. Gefesselt. Und eine Zuschauerin hat die Wahl, welche der Mordinstrumente auf ihn niedersausen. Das Risiko: Eines der Schwerter ist auf sein Herz gerichtet.
Ginge es auf der Bühne zu wie im richtigen Leben, Jan Rouven wäre wohl bereits durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Stattdessen erfreut sich der gebürtige Kerpener bester Gesundheit und ist auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere angelangt.
Von ersten „magischen“ Gehversuchen im Kommunionsanzug auf dem Horremer Stadtfest bis hin zum Dauerengagement in der Stadt des Glamours, Las Vegas: Rouven hat es geschafft. Fast jeden Tag verblüfft er das Publikum im angesehenen Hotel und Casino „Riviera“ direkt am Las Vegas Strip, der pulsierenden Vergnügungsmeile mit einigen der größten und luxuriösesten Hotels der Welt.
Ohne Manager Frank Alfter wäre Jan Rouven wohl nicht so weit gekommen. Alfter, der früher als einer der „Magic Orvellis“ auch in der Branche wirkte, verschaffte ihm mit 19 das erste Engagement in einem Varieté in Hannover. Spätere Stationen waren unter anderem Warner Bros. Movie World, das Royal Palace Theatre im französischen Kirrwiller sowie das Phantasialand. Zahlreiche Preise heimste er ein, darunter den „Merlin Award“. (gri)
„Der Chef des Riviera hat meine Show hier in Las Vegas gesehen und war so begeistert, dass er mich einen Monat später verpflichtet hat“, erzählt Rouven – wegen des Erfolgs auf unbestimmte Zeit. Dafür nimmt der Illusionist jedes (Rest-) Risiko in Kauf, lässt sich in seiner Show „Illusions“ etwa in einer durchsichtigen Box unter Wasser fesseln, um später pudelnass und als freier Mann wieder aufzutauchen. Dafür nimmt er auch in Kauf, mit zwei Wochen Urlaub im Jahr auskommen zu müssen.
„Zum Abspannen schnappe ich mir meinen Hund Puccini und fahre mit ihm zum Mount Charleston. Da ist es rund 10 Grad kühler – ist jetzt im Sommer ganz angenehm – und dort sieht es ein wenig aus wie in Bayern.“ Im Rampenlicht malochen oder sich gar in Gefahr bringen muss sich der lebhafte weiße Königspudel Puccini nicht. „Er tritt nicht in der Show auf, sondern agiert nur noch als Producer“, witzelt Rouven. Die neue Heimat dürfte auch dem Vierbeiner gefallen: Nur zehn Minuten vom Strip entfernt residiert Rouven in einem Areal mit Seen, wo es anmute wie in Florida, wie er sagt.
e Stadt hat viele Seiten, die sich dem Touristen, der nur zwei bis drei Tage hierherkommt, gar nicht erschließen. Die meinen, ich lebe auch in einer ,Glitzer-Suite’ in einem der Hotels“, grinst der Anfang-30-Jährige.
Wie zieht ein Illusionist um? Mit Schwierigkeiten. Der große Container mit allem Zubehör sei sechs Wochen später in Las Vegas eingetroffen, berichtet er. „Am Zoll am Hafen von Los Angeles gab es eine kleine Verzögerung, weil die Herren sich dort wohl wunderten, was es mit den ganzen Sachen genau auf sich hat.“
Regen Kontakt halte er mit seinen Eltern in Kerpen. „Die vermissen mich natürlich. Was anfangs so schien wie ein ganz normales Engagement, wo der ,Bub’ mal ein paar Wochen oder auch Monate unterwegs ist, ist jetzt langsam zum ,ausgewandert’ übergegangen.“ Wichtigstes Mittel zur Kontaktpflege mit Freunden: Facebook.
Die Liste der deutschen Annehmlichkeiten, die er vermisst, ist lang: knusprige Brötchen, frische Wurst, Weihnachtsmarkt, Kirmes und ein Kölsch abends im Straßencafé. Dafür gibt es andere Lustbarkeiten, etwa sonntägliche Treffen mit Siegfried und Roy zum Kaffeetrinken. Die früheren Star-Illusionisten, in deren Fußstapfen Rouven mit seinem eigenen Stil wandelt, wohnen nur fünf Minuten entfernt.