AboAbonnieren

1800 Anlagen bis 2030 geplantHürther Stadtwerke steigen ins Photovoltaik-Geschäft ein

Lesezeit 4 Minuten

Für Solarkraft werben Stefan Glittenberg und Stefan Welsch von den Stadtwerken.

Hürth – Für Neubaugebiete will das schwarz-grüne Bündnis die Installation von Photovoltaikanlagen in den Bebauungsplänen vorschreiben. Nach Einschätzung der Stadtwerke lohnt sich die Nutzung von Sonnenenergie aber auch auf den Dächern vieler Bestandsbauten. Ein großer Markt also, an dem die Stadtwerke mitverdienen wollen. Der kommunale Ver- und Entsorger verkauft deshalb ab sofort selbst Solaranlagen. Die privaten Betreiber sollen nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern langfristig auch Geld sparen.

Aber auch die Stadtwerke wollen vom Verkauf der Anlagen profitieren. Stadtwerkechef Stefan Welsch hat sich zum Ziel gesetzt, das Defizit der Stadtwerke, das durch die Übernahme öffentlicher Aufgaben wie Straßenbau, Grünanlagen und Nahverkehr entsteht, mit höheren Einnahmen aus wirtschaftlichen Aktivitäten zu reduzieren.

Hürth: Bis 2030 etwa 1800 neue Photovoltaikanlagen

Seit Jahrzehnten verkaufen die Stadtwerke bereits Fernwärme über das eigene Wärmenetz. Vor einigen Monaten kam der Vertrieb von „Hürthstrom“ aus norwegischen Wasserkraftwerken dazu. Und nun steigt das Tochterunternehmen der Stadt auch ins Photovoltaikgeschäft ein, damit mehr Strom aus nachhaltiger Quelle direkt vor Ort erzeugt wird.

Laut dem 2018 beschlossenen Klimakonzept der Stadt sollen bis Ende 2030 etwa 1800 Photovoltaikanlagen in Hürth installiert werden. „Wir wollen unseren Beitrag leisten, diesem Ziel näherzukommen“, sagt Vorstand Welsch. Die Stadt will auf ihren eigenen Gebäuden mit gutem Beispiel vorangehen und auch Privatleute vom Sonnenstrom überzeugen. Laut Stadtwerken können pro 1000 neu installierten Anlagen in Hürth rund 28.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden.

Aktuell seien auf weniger als fünf Prozent der Hürther Dachflächen, die sich für die Erzeugung von Solarstrom eignen, Photovoltaikanlagen installiert, berichtet Welsch. Dabei lohne sich die Investition auch wirtschaftlich. Je nach Anlagenauslegung könne die Kilowattstunde für mitunter unter zwölf Cent erzeugt werden – weniger als die Hälfte des Preises, der bei Energieversorgern für den Strom bezahlt werden müsse. Welsch geht davon aus, dass die Strompreise weiter steigen werden und die eigene Solaranlage damit noch lukrativer wird.

Diese Anlagen bieten die Hürther Stadtwerke an

Die Anlagen sind bei den Stadtwerken in verschiedenen Größen erhältlich. Die Investitionskosten variieren je nach Größe zwischen 6000 und 15.000 Euro, hinzu kommen die Kosten für die Speicheranlagen, die zwischen 4000 und 8000 Euro liegen. Die Stadtwerke klären mit den Kunden auch, ob sie Fördermittel beantragen können, die es in Nordrhein-Westfalen etwa für Stromspeicher oder Ladesäulen fürs Elektroauto gebe.

Das könnte Sie auch interessieren:

Je nach Anlagengröße und Stromverbrauch können laut Vertriebs- und Marketingleiter Stefan Glittenberg 30 bis 35 Prozent des Stroms direkt selbst genutzt werden, der Rest wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Mit Speicher könne der Anteil auf bis zu 90 Prozent steigen. „Und wenn man noch eine Ladesäule betreibt, könnte man die Ausbeute noch ein wenig verbessern“, so Glittenberg. Im Durchschnitt spiele eine PV-Anlage die Investitionskosten nach zehn bis zwölf Jahren wieder ein, bei weiter steigenden Strompreisen sogar schneller.

Die Stadtwerke bieten Beratungstermine vor Ort an, die per E-Mail vereinbart werden können. Im Kundencenter im Hürth-Park sowie im Internet gibt es weitere Informationen.

Hürth: Auch Solaranlagen für Mieter werden angeboten

Auch Mieter können ihren eigenen Solarstrom erzeugen und damit ihren CO2 -Fußabdruck verringern: Der lokale Energieversorger GVG Rhein-Erft mit Sitz in Hürth vertreibt seit kurzem Mini-Photovoltaikanlagen. Für die Solarpanels reicht ein zwei bis drei Quadratmeter großes, sonniges Plätzchen auf dem Balkon, zum Anschluss eine Außensteckdose. Auch auf Carport oder im Garten lässt sich die Anlage aufstellen. Beim Umzug kann man das Kraftwerk einfach mitnehmen.

Die GVG Rhein-Erft bietet die Mini-Photovoltaikanlage im Rundum-Sorglos-Paket. Enthalten sind Montage, Installation und Inbetriebnahme. Beim Einsatz von zwei Modulen lassen sich bei 1000 Sonnenstunden im Jahr bis zu 500 Kilowattstunden Ökostrom für den Eigengebrauch erzeugen. Das entspricht laut GVG dem jährlichen Verbrauch von Geschirrspüler und Waschmaschine. Erzeugter Strom, der nicht direkt verbraucht wird, wird ins öffentliche Netz eingespeist, eine Vergütung gibt es dafür aber nicht.

Bei Investitionskosten von 1800 Euro im genannten Beispiel und einem Strompreis von 30 Cent mache sich die Mini-PV-Anlage nach 13 bis 14 Jahren bezahlt, rechnet GVG-Energieberater Andreas Rödiger vor. Doch das Geld stehe meist nicht im Vordergrund. Rödiger: „Es geht darum, dass man selbst einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten kann.“ Das Interesse sei groß: Im Mai bewarb die GVG das Balkonkraftwerk erstmals im Kundenmagazin, 300 Interessenten hätten danach eine Infobroschüre angefordert. Drei Anlagen seien inzwischen verkauft.

Interessenten erhalten Infos unter 02233/79093502 oder im Internet. Über ein Kontaktformular können dort auch schon Fotos des geplanten Standorts hochgeladen werden.