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Hürther Theater-AGWenn die Frühlingsgefühle in der Tragödie enden

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Im Drama „Frühlings Erwachen“ treibt rigide Sexualmoral eine Gruppe von unaufgeklärten Jugendlichen in die Tragödie.

Hürth – Es ist erstaunlich, wie aktuell das Bühnenstück „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind über 130 Jahre nach dem Verfassen noch immer ist. Es ist ebenso erstaunlich, dass sich die Theater-AG am Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) für die Aufführung der „Kindertragödie“, so der Untertitel, entschied. „Die 15 Schülerinnen und Schüler unserer Theater-AG sahen in »Frühlings Erwachen« eine Herausforderung“, erklärt Lehrerin Jennifer Rehling, die zusammen mit ihrem Kollegen Stefan Knappe Regie führte.

Obwohl Frank Wedekind eine rigide Sexualmoral im ausgehenden 19. Jahrhundert anprangert, die es heute so krass nicht mehr gibt, enden auch heute noch schulische und sexuelle Probleme Jugendlicher, vor denen Eltern und Lehrer Augen und Ohren verschließen, in Tragödien. „Frühlings Erwachen“ handelt von einer Gruppe pubertierender Mädchen und Jungen, die fast alle nicht über Sexualität aufgeklärt sind und von Erwachsenen mit Fragen zu den neuen unbekannten Gefühlen allein gelassen werden. Schulischer Erfolgsdruck und häusliche Gewalt kommen bei einigen dazu. Auch Eltern, die fortschrittlich über Erziehung denken, kapitulieren vor den Konventionen der Gesellschaft ihrer Zeit.

Hürth: Für zwei der drei Hauptfiguren nimmt das Stück einen tragischen Ausgang

Hauptfiguren sind die 14-jährige, sozial engagierte Wendla (Carla Rogge), der intellektuelle Melchior (Jonathan Goossens) und der depressive 15-jährige Moritz (Felix Neumann). Am Ende sind zwei von ihnen tot: Wendla, die infolge einer Abtreibung starb, und Moritz, der sich erschießt. Melchior dagegen hat die Kraft, auf eine bessere Zukunft zu vertrauen, trotz seines Fehlverhaltens gegenüber Wendla. Er hat ihrer Bitte nachgegeben, sie zu schlagen, und ist dabei eskaliert. Er hatte sie geschwängert beim ersten Sex, wobei Wedekind offenlässt, ob es eine Vergewaltigung war.

Der Autor bricht den Ernst durch Satire, was am deutlichsten abzulesen ist an den Lehrer-Namen Affenschmalz, Fliegentod oder Knüppeldick. Komik, die auch in der Aula an der Sudetenstraße das Publikum zum Lachen brachte, packte er in die Szene, in der Wendla ihrer Mutter (Louisa Acosta Perreaux) Auskunft darüber abringen will, woher die Kinder kommen. Auch heute noch sorgt eine Masturbationsszene für betroffenen Stille im Publikum. In der ASG-Inszenierung ist Hänschen-Darsteller Luis Wronski der Mut, die Selbstbefriedigung zu mimen, hoch anzurechnen.

Hürther Theater-AG holt das Drama in die Gegenwart

Der ironische Bruch folgt sofort mit dem Kinderlied „Sandmann, lieber Sandmann“. Neben Popsongs wie „Girls Just Want To Have Fun“ gehört der Einspieler zu den vielen Einfällen des Regie-Duos, das Drama ins Heute zu holen und Wedekinds satirischen Geist lebendig werden zu lassen.

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Das Stück wird am Mittwoch, 22. Juni, um 19 Uhr noch einmal aufgeführt in der Aula des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, Sudetenstraße 37, in Hürth.