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FreizeitsportUltimate Frisbee in Hürth ist mehr als Werfen und Fangen – ein Selbstversuch

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mädchen wirft eine Frisbee-Scheibe, ein Junge deckt sie.

Während der Partie hat jeder Spieler einen Gegenspieler, den er decken muss.

Der SC Hürth hat eine Abteilung für Ultimate Frisbee – Zwei Mannschaften treten auf einem schmalen Rasen-Spielfeld gegeneinander an.

Eine Frisbee-Scheibe zu werfen oder zu fangen – das klingt doch gar nicht so schwer, oder? Dass bei der Sportart Ultimate Frisbee aber deutlich mehr dazugehört als schlichtes Werfen und Fangen, habe ich bei einem Probetraining beim SC Hürth schnell feststellen können. Gegen 17 Uhr komme ich am Stadion Alt-Hürth an, wo die Abteilung Ultimate Frisbee trainiert. Die Kulisse stimmt – grüner Rasen, Sonne und die Tribüne im Hintergrund.

„Wir brauchen den Rasen“, erklärt mir Trainer Andreas Ratsch. Auf einem Aschenplatz würde es schmerzhaft werden. Die meisten Team-Mitglieder sind schon da. Zur Mannschaft gehören acht Mädchen und Jungen, erklärt der Trainer weiter, sie sind zwischen neun und 14 Jahre alt. Alle tragen kurze Sporthosen, blaue Trikots mit Namen und Rückennummer und Fußballschuhe. Solche habe auch ich beim Stichwort „Rasenplatz“ am Morgen in meine Tasche gepackt.

Auch das Spielfeld erinnert zunächst an Fußball. Zumindest ist es beim Ultimate Frisbee genauso lang, aber nur halb so breit und mit Endzonen wie beim Football, wie Ratsch erläutert. Die Spieler dürfen mit dem Frisbee in der Hand nicht laufen, passen sich die Scheibe also immer wieder zu. Gelingt es einem Team, die Scheibe in der Endzone zu fangen, gibt es einen Punkt.

Laufwege, Würfe und Spielformen werden trainiert

Anders als erwartet bekomme ich zunächst ein Einzeltraining von Andreas Ratsch, um ein Gefühl für die Flugscheibe zu bekommen. Während sich die anderen Teammitglieder warm machen, zeigt mir der Trainer die Technik von Vorder- und Rückhand. Die Begrifflichkeit kannte ich bis dato nur vom Tennis. Besonders gut gefällt mir sein Vergleich, das Frisbee zu halten wie ein Bierglas. Meine ersten Würfe sind eher kläglich, manche sind zu hoch, andere zu weit, andere verhungern schon auf den ersten paar Metern.

In erster Linie ist es ein Laufsport.
Andreas Ratsch, Trainer

Schneller als erwartet habe ich den Dreh dann aber doch heraus, was mir die ersten „Sehr gut!“- und „Schön!“-Kommentare des Trainers einbringt. Während die Scheibe immer wieder zwischen uns hin und her fliegt, erklärt mir Andreas Ratsch, was für einen Ultimate-Frisbee-Spieler sonst noch wichtig ist. „In erster Linie ist es ein Laufsport“, sagt er. Es gebe viele Sprints. Von Vorteil sei aber auch eine gute Koordination. Das werde ich später beim Ausprob ieren der Spielform selbst noch feststellen.

Derart vorbereitet darf ich ins Training der Mannschaft einsteigen. Nach einer weiteren Wurfübung folgen die ersten Spielformen. Wir trainieren kurze und lange Laufwege, verschiedene Würfe und das Fangen. Ratsch motiviert seine Mannschaft über das gesamte Training hinweg immer wieder mit lobenden und anspornenden Zwischenrufen.

Die Spielerinnen und Spieler kennen und verstehen sich untereinander gut

Während einer Trinkpause erfahre ich etwas mehr über meine heutigen Mitspielerinnen und Mitspieler. Die meisten kennen sich schon lange, sie gehen auf die gleiche Schulen, auch ein paar Geschwisterpaare sind dabei. Das laufe meistens gut, auch wenn man sich schon mal streite, erzählt eine Spielerin lachend.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es eine Herausforderung sein kann, mit der eigenen Schwester auf dem Platz zu stehen. Meistens macht es aber Spaß. Da stimmt mir die Spielerin zu. Die Teammitglieder erklären mir, dass beim Ultimate Frisbee auch Reaktion und Sprungkraft wichtig seien. Man lerne aber auch, als Team zusammenzuarbeiten. „Und wir bekommen ein Gefühl für den Raum“, so ein Spieler.

Ein Mann, Mädchen und Jungen stehen in blauen Trikots auf einem Rasenplatz.

Auch außerhalb des Spielfeldes sind die Teammitglieder untereinander befreundet, auch Geschwister sind dabei.

Kurze Zeit später dann das Highlight des Trainings: das Abschlussspiel, bei dem wir Jungen gegen Mädchen spielen. Die Spieler stellen sich so in den Endzonen auf, dass sie einen etwa gleich starken Gegenspieler haben. So weit in der Theorie. So ganz ging das im Abschlussspiel nicht auf, denn zunächst war es meine Aufgabe, den Trainer zu decken. Meine Mädels haben die anderen Gegenspieler unter sich aufgeteilt.

Im Abschlussspiel wird es anstrengend

Am Anfang gelingt mir die Aufgabe noch ganz gut. Vielleicht ist es auch der Welpenschutz, den ich im ersten Training habe. Zwischenzeitlich liegen meine Mädels und ich mit zwei Punkten vorn, doch die Jungs holen auf. Es fällt mir immer schwerer, mich gleichzeitig aufs Laufen, das Frisbee und meinen Gegenspieler zu konzentrieren, der es immer wieder schafft, meiner Deckung zu entkommen.

Spätestens als es mir aber dann gelingt, einen Punkt für mein Team zu erzielen, ist mir das Gewinnen oder Verlieren aber völlig egal. Wir haben knapp verloren, aber ich gehe glücklich nach Hause. Wer an einem Probetraining in der Frisbee-Abteilung des SC Hürth interessiert ist, kann sich bei Trainer Andreas Ratsch per E-Mail melden und auch weitere Informationen erfragen.


Die Serie

Ultimate Frisbee, Fußballgolf, Parcours — im Rhein-Erft-Kreis gibt es eine ganze Reihe ungewöhnlicher und auch skurriler Sportarten. In unserer Serie zu Freizeitsportarten stellen wir einige von ihnen vor. Die nächste Folge erscheint am kommenden Samstag, 7. Oktober. (maf)