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NachrufFrauenchor Hürth trauert um Gründerin und Chorleiterin Kimiko Bernhöft

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau vor einem Notenblatt dirigiert mit ausladender Geste einen Frauenchor.

Der Frauenchor Hürth trauert um Chorleiterin Kimiko Bernhöft. Das Archivfoto zeigt sie beim 25-jährigen Chorjubiläum im November 2019.

Mit 5000 Handzetteln warb Kimiko Bernhöft einst an der Rolltreppe im Hürth-Park für die Gründung eines Frauenchors. Nun ist sie gestorben.

Der Frauenchor Hürth trauert um seine Gründerin und Chorleiterin Kimiko Bernhöft. Die Musikerin starb am 24. Mai im Alter von 88 Jahren. Bis zuletzt leitete sie die Chorproben.

Kimiko Bernhöft wurde in Tokio geboren. Die Liebe zur Musik wurde im Elternhaus geweckt. Sie besuchte ein Musikgymnasium und schloss 1962 ein Studium zur Konzertpianistin an der Musikuniversität in der japanischen Hauptstadt ab. Als Stipendiatin kam Bernhöft anschließend nach Deutschland, um das Land kennenzulernen, aus dem die Komponisten Beethoven, Brahms und Schumann stammten.

Chorleiterin und Pianistin war lange Jahre Dozentin an der Musikschule in Hürth

An der staatlichen Hochschule für Musik in Köln wurde sie in die Meisterklasse im Fach Klavier aufgenommen und studierte zusätzlich das Fach Liedbegleitung. 1966 begann sie eine langjährige Tätigkeit als Fachleiterin für Klavier an der städtischen Josef-Metternich-Musikschule, bis 2001 war sie Dozentin.

Eine Herzensangelegenheit war für Bernhöft die Gründung des ersten Frauenchors in Hürth. Schließlich, so fand sie, gebe es wunderbare Chorliteratur für Frauen, im Umkreis gab es aber nur Männer- oder gemischte Chöre. Sie fasste sich ein Herz und warb auf ungewöhnliche Weise für ihr Vorhaben.

5000 Handzettel an der Rolltreppe im Hürth-Park verteilt

Im Einkaufszentrum Hürth-Park stellte sie sich 1994 an die Rolltreppe und verteilte an drei Tagen 5000 Handzettel. Beim Aufwärtsfahren konnten die Frauen die Zettel in Ruhe lesen. Die Aktion hatte Erfolg. Am 10. August 1994 wurde der Frauenchor in Hürth aus der Taufe gehoben.

Die Chorschwestern blicken nun „in dankbarer Erinnerung“ auf die gemeinsamen Jahre zurück. Kimiko Bernhöft habe aus den Sängerinnen einen harmonischen Klangkörper mit ausgewogenen Stimmen geformt und mit unermüdlichem Einsatz und viel Disziplin an Ausdruck, Tonreinheit und Dynamik des Chores gearbeitet. 2006 führte Bernhöft ihren Chor zum Titel „Meisterchor“, 2012 erhielt der Frauenchor die Auszeichnung erneut.

Hürther Frauenchor durfte im Petersdom in Rom singen

Höhepunkte im Chorleben waren Konzertreisen. 2013 durfte der Frauenchor im Petersdom in Rom eine Messe gestalten. 2016 erfüllte sich Kimiko Bernhöft einen Wunsch und zeigte den Sängerinnen ihr Heimatland. Zur Reise gehörten Konzerte mit japanischen Chören in Tokio, Osaka und Kyoto.

Neben der Leidenschaft für Chormusik war Bernhöft sozial engagiert. Der Chor sang in Altenheimen und lud zu Liedernachmittagen ein. Darüber hinaus pflegte Bernhöft – auch mit gemeinsamen Konzerten – die Verbindung zu ihren anderen Chören: zum Frauenchor Rheinbach, MGV Sechtem und Pfarrcäcilienchor Köttingen.

Ihre Chorproben waren bekannt für ihre Intensität, ihre Hingabe und Leidenschaft
Michael Wülker, Vorsitzender des Sängerkreises Rhein-Erft

„Mit tiefer Trauer, aber auch großer Dankbarkeit schauen wir Sängerinnen nun auf die musikalischen Erlebnisse unter ihrer Leitung zurück“, schreibt der Frauenchor in einem Nachruf. Kimiko Bernhöft hinterlasse eine große Lücke.

Auch der Sängerkreis Rhein-Erft würdigte das Wirken der Verstorbenen. „Als leidenschaftliche Chorleiterin prägte sie viele Chöre im Rhein-Erft-Kreis“, so der Vorsitzende Michael Wülker. „Ihre Chorproben waren bekannt für ihre Intensität, ihre Hingabe und Leidenschaft.“ Der Kreissängerbund verliere mit Kimiko Bernhöft eine engagierte Persönlichkeit.

Bürgermeister Dirk Breuer sagte, Bernhöft sei „eine Pionierin für den rein weiblichen Chorgesang“ gewesen und habe „ihre Musikbegeisterung in die Stadt getragen“. Mit „charmanter Bestimmtheit“ habe die Chorleiterin ihre Ziele umgesetzt. Eine Trauerfeier findet am Montag, 17. Juni, 11 Uhr, in der Pfarrkirche St. Joseph in Erftstadt-Köttingen statt. Die Beisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.