AboAbonnieren

Nach 40 Jahren im DienstHürther Feuerwehrmann erleidet Schlaganfall, Sohn sammelt Spenden

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer stehen vor einem Einsatzwagen.

42 Jahre war Hans-Jürgen Hoßdorf (r.) für die Hürther Feuerwehr im Dienst. Auch sein Sohn (l.) ist Feuerwehrmann geworden.

Nach rund zwei Wochen im Krankenhaus ging es für Hans-Jürgen Hoßdorf in eine neurologische Rehaklinik. Dort muss der Aufenthalt womöglich verlängert werden.

Im Dezember vergangenen Jahres ging Hans-Jürgen Hoßdorf in den wohlverdienten Ruhestand. Mehr als 40 Jahre hat er sich für andere eingesetzt, dabei weder sich noch seinen Körper geschont, hat Pläne für die Zeit nach seinem Dienst geschmiedet. Doch vor rund drei Wochen erlitt der ehemalige Berufsfeuerwehrmann aus Hürth einen Schlaganfall.

„Er gab über 42 Jahre seines Lebens aufopferungsvoll alles, um andere Menschen zu retten und ihnen zu helfen, beruflich wie ehrenamtlich, meistens sogar über seine Grenzen hinaus“, sagt sein Sohn Martin Hoßdorf, der wie sein Vater selbst Berufsfeuerwehrmann geworden ist. Er sei vielen Menschen gegenüber immer hilfsbereit gewesen und habe für jeden ein offenes Ohr gehabt.

Tour durch Deutschland geplant

Für seinen Ruhestand hatte der 62-Jährige bereits Pläne. „Er wollte auf Reisen gehen“, erzählt sein Sohn, „mit seinem Hund“. Ein 15 Jahre alter Jack- Russel-Terrier ist Hans-Jürgen Hoßdorfs ständiger Begleiter. Mit Jack wollte er auf eine Deutschlandtour gehen. Denn Hoßdorf, der in Hürth vor allem unter dem Spitznamen Hossi bekannt ist, ist ein großer Eisenbahnfreund. Auf der Tour habe er sich historische Züge anschauen wollen, erzählt sein Sohn. Doch es kam anders.

Nach rund zwei Wochen im Krankenhaus ging es für Hoßdorf vergangene Woche in eine neurologische Rehaklinik — „dank seiner Kollegen von der Feuerwehr, die in dorthin verlegt haben“. In der Reha ist er nun für vier Wochen. Es könnte aber sein, dass der Aufenthalt verlängert werden müsse, sagt Martin Hoßdorf. Denn der Patient könne nicht mehr schlucken. Dass der Schluckreflex sich nicht wieder einstellt, ist zurzeit die größte Sorge des Sohnes. Denn dann müsste sein Vater auch weiterhin künstlich über eine Sonde ernährt werden.

10.000 Euro innerhalb von zwölf Stunden

Um seinem Vater zu helfen, hat Martin Hoßdorf einen Spendenaufruf gestartet. Am Samstag hat er den Aufruf online geschaltet, mittlerweile sind bereits fast 20.000 Euro zusammengekommen. Damit habe er nicht gerechnet, sagt er. „Es ist unfassbar, wie viel Hilfe wir bekommen.“ Allein in den ersten zwölf Stunden seien 10.000 Euro gespendet worden. Das Geld brauchen die Hoßdorfs unter anderem für eine Verlängerung der Rehamaßnahmen. Denn die Krankenversicherung bezahle nur vier Wochen komplett.

Die Verlängerung ist beantragt, jedoch ohne ärztliche Anordnung. Und ohne diese werden die Kosten nicht übernommen. Martin Hoßdorf ist zudem auf der Suche nach einer neuen Wohnung für seinen Vater. Einer, die er mit Gehhilfe betreten könne. Und auch für Hund Jack benötige man Hilfe bei der Betreuung und Versorgung. Das Spendenziel von 50.000 Euro hat Martin Hoßdorf rein hypothetisch gewählt. Für ihn ist klar: Sollte Geld übrig bleiben, werde es anderen zugute kommen.

42 Jahre für Hürther im Einsatz

Auch die ehemaligen Kollegen helfen dem pensionierten Feuerwehrmann in diesen schweren Zeiten. „Wir sind tief erschüttert“, sagt der Pressesprecher der Hürther Feuerwehr, Andreas Nußbaum. „Vor sieben Monaten hat er seinen letzten Dienst angetreten, ist fit in die Rente gegangen.“ Deshalb unterstützen die Feuerwehrleute ihren ehemaligen Kameraden, wo sie nur können, wollen mithelfen, seine Wohnung behindertengerecht umzubauen.

Etwa müsste der Backofen auf Brusthöhe angebracht werden. Und auch für den großen Kleiderschrank müssen sie sich etwas einfallen lassen, damit Hans-Jürgen Hoßdorf dort herankommt. Die Unterstützung seiner Familie, Freunde und Kollegen ist dem 62-Jährigen also sicher. „Es kann jeden treffen“, sagte Andreas Nußbaum. „Er war 42 Jahre für die Hürtherinnen und Hürther im Einsatz, jetzt braucht er Hilfe.“

Am Samstag, 22. Juli, findet ein Benefiz-Reibekuchenessen in der Gaststätte Braunsfeld, 17 Uhr, Gennerstraße 194 in Fischenich, statt. Der Erlös gehe zu 100 Prozent an Hossi, „um sein Leben etwas zu erleichtern“, geben die Betreiber der Gaststätte auf Facebook bekannt. Der Spendenaufruf ist online zu finden.