Bei einer ersten Interviewanfrage erwischten wir Walther Boecker beim Zusammenbau eines Schranks mit seinem Sohn. Der einstige Bürgermeister der Stadt Hürth, der neun Jahre lang im Mitgliederrat des FC aktiv war, wollte sich zu Fragen nach dem Gremium des mitgliedergeführten Vereins zunächst nicht äußern. „Ich habe damit abgeschlossen“, sagte der 72-jährige Jurist im Ruhestand aus Hürth-Hermülheim entschieden und wollte sich „nicht mehr aus dem Fenster lehnen“.

Nach einer Nacht darüber schlafen und einer wiederholten Nachfrage erklärte sich der Dauerkartenbesitzer mit Platz in der Südkurve dann aber doch bereit, den Fragen von Matthias Breuer zum Heimspiel des 1. FC Köln gegen den SC Paderborn (Spielbeginn: 18.30 Uhr) zur Verfügung zu stehen.

Herr Boecker, einer Ihrer Vorredner ist der ehemalige FC-Spieler Karl-Heinz Thielen. Der sagte, zu viel Mitspracherecht tue einem Verein nicht gut, wenn es darum gehe, eine zeitnahe Entscheidung herbeizuführen. Da habe der Fußball am Ende immer verloren. Wie lange dauert es wirklich, bis alle Beteiligten zu einer Entscheidung kommen?

Walther Boecker: (lacht) Gerne möchte ich mit der Mär von den angeblich langen Entscheidungswegen beim FC aufräumen. Wer das behauptet, kennt die Satzung unseres Vereins nicht wirklich. Bei Spielertransfers entscheidet meistens die Geschäftsführung alleine, derzeit in Person von Christian Keller. Erst bei Verpflichtungen, die einen hohen wirtschaftlichen Wert haben, muss der Gemeinsame Ausschuss entscheiden. Der macht das häufig auf schnellem digitalen Weg. Andere Gremien sind da nicht beteiligt. Dafür braucht man auch keinen Extra-Sportvorstand. Im Gemeinsamen Ausschuss sind die Vorsitzenden des Mitgliederrates dabei. So ist dieser in wichtige Entscheidungen eingebunden und die Vorsitzenden können den Mitgliederrat im Nachgang über Entscheidungen informieren.

Welche Entscheidungskraft genau hat eigentlich der Mitgliederrat vor dem Hintergrund, dass wir womöglich bald wieder eine Trainerdiskussion haben könnten am Geißbockheim?

Zunächst einmal glaube ich nicht, dass wir die Trainerdiskussion so schnell bekommen. Im Übrigen arbeitet der Mitgliederrat wie ein Aufsichtsrat. Er überwacht und berät den Vorstand. Er trifft, bis auf ganz wenige Ausnahmen, keinerlei Entscheidungen.

Wie schätzen Sie die neuen Vorsitzenden Fabian Schwab und Stacy Krott ein?

Fabian habe ich in meinen neun Jahren im Mitgliederrat immer als einen kritischen, aber sachlichen Typen erlebt. Stacy kenne ich kaum. Aber von ihrem beruflichen Background her ist sie wohl sehr gut geeignet für dieses Amt. Sie ist jemand, die aus beruflicher Erfahrung weiß, was die Aufgaben eines Aufsichtsrates sind. Deshalb glaube ich, dass die beiden es schaffen werden, eine vernünftige Arbeitsebene mit dem Vorstand zu entwickeln. Unterschiedliche Auffassungen zischen Vorstand, Aufsichtsrat beziehungsweise Mitgliederrat wird es immer geben. Aber es kommt auf die faire Debatte an, die grundsätzlich nur intern geführt werden darf.

Können Sie sich nach der 1:5-Niederlage der Geißböcke in Darmstadt wieder mit einem guten Gefühl auf den Weg nach Müngersdorf machen?

Einerseits verursachen bei mir viele der letzten Ergebnisse ein Bauchgrummeln. Vielleicht war ich anfangs zu optimistisch. Aber noch ist alles möglich. Wichtig ist, dass sich die Spieler durch ein engagiertes Spiel die Unterstützung der Fans erhalten.

Der Gegner aus Ostwestfalen war bei seiner jüngsten Niederlage in Kaiserslautern die aktivere Mannschaft. Die werden nicht anreisen, um sich geschlagen zu geben. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Ich erwarte ein spannendes, von den FC-Spielern mit viel Herzblut und Kampf geführtes Spiel. Mein Tipp: Ein 3:1 für den FC.