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Stadtbaudirektor erinnert sichAls neue Einwohner in Hürth noch als Kostenfaktor galten

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Bürgermeister Dirk Breuer und Stadtbaudirektor Manfred Siry bei der Verabschiedung im Stadtrat.

Magneten mit Hürth-Motiv überreichte Bürgemeister Dirk Breuer an Manfred Siry (r.), der über eine Sammlung mit mehr als 1000 Exemplaren verfügt.

Nach 33 Jahren im Rathaus geht Manfred Siry in den Ruhestand. Beim Abschied spricht er über Fernweh und einen kuriosen Bestechungsversuch.

Fast die Hälfte seines Lebens hat Manfred Siry (66) im Hürther Rathaus verbracht: Nach 33 Jahren in Diensten der Stadtverwaltung wurde der Leitende Stadtbaudirektor bei seiner letzten Ratssitzung von Bürgermeister Dirk Breuer in den Ruhestand verabschiedet. Zur Feierstunde kamen auch viele Weggefährten wie der frühere Bürgermeister Walther Boecker, der ehemalige Kämmerer und Stadtwerkechef Dirk Ahrens-Salzsieder sowie Landrat Frank Rock.

In einer launigen Rede hielt Siry Rückschau auf seine Laufbahn als Stadtplaner in Hürth, aber auch auf einige Auslandsaufenthalte, die ihn als Entwicklungshelfer nach Saudi-Arabien, China und Syrien geführt hatten. Die Stadt hatte den Beamten dafür jeweils beurlaubt.

Stadtplaner wechselte von Bonn ins Hürther Rathaus

Manfred Siry studierte Städtebau und Architektur in Dortmund, Madrid und Kaiserslautern. Sein Diplom machte er bei Professor Albert Speer, der ihn schon damals auf eine Auslandsstelle nach Saudi-Arabien vermitteln wollte. Das habe er zunächst abgelehnt, um, dem Wunsch seiner Mutter folgend, ein Baureferendariat zu absolvieren, das ihn für den höheren Beamtendienst qualifizierte. Nach Stationen bei der Bezirksregierung in Köln und in den Planungsämtern der Städte Aachen und Bonn kam Siry 1992 nach Hürth.

Damals seien die Voraussetzungen ganz andere gewesen als heute. „Als ich anfing, hat man angenommen, dass der Bevölkerungsrückgang dazu führen würde, dass Schulen und Kindergärten leer stehen“, so Siry. Er erinnerte sich an ausufernde Diskussionen und „dicke Luft“ im Planungsausschuss, in dem noch geraucht werden durfte. Ziel sei gewesen, möglichst viele Wohn- und Gewerbegebiete auszuweisen, um den Schrumpfungsprozess aufzuhalten.

Hürth verordnete sich einen Wachstumsstopp für fünf Jahre

Später habe die Stadt dann eine restriktive Baulandpolitik betrieben und sogar einen Wachstumsstopp für fünf Jahre beschlossen. Siry: „Neue Einwohner galten als Kostenfaktor, weil sie Schulen und Kindergärten beanspruchen.“ Dennoch sei die Stadt in seiner Dienstzeit kräftig gewachsen – von 51.000 auf heute 62.000 Einwohner.

Ins Ausland zog es Siry dann doch noch. Im Jahr 2000 sei eine Delegation aus China zu Gast gewesen. „Da habe ich einen schweren Anfall von Fernweh bekommen“, berichtete Siry. Von 2001 bis 2003 plante er in der 30-Millionen-Stadt Chongqing am Jangtse neue Stadtteile für hunderttausende Einwohner.

Den Hürther Amtsleiter packte mehrfach das Fernweh

2006 packte er dann abermals seine Koffer. Vier Monate lang wirkte er bei einem Altstadtsanierungsprojekt in der syrischen Stadt Aleppo mit. Betroffen stellte er jetzt alte Fotos den aktuellen Bildern des zerstörten Weltkulturerbes gegenüber. Von 2009 bis 2011 folgte ein Einsatz in Saudi-Arabien. Immer mit dabei: Sirys Ehefrau Brigitte, die er im Rathaus kennengelernt hat und die als Leiterin des Rechtsamts inzwischen auch im Ruhestand ist.

Nach seiner Rückkehr beförderte der damalige Bürgermeister Walther Boecker den Planungsamtsleiter 2012 zum Leiter des neu geschaffenen Fachbereichs Planen, Bauen und Umwelt. Siry übernahm zusätzlich große Teile der Aufgaben des Technischen Beigeordneten, dessen Stelle eingespart wurde. Siry erinnerte sich an viele Überstunden und Abendtermine. Erst als ein neuer Planungsamtsleiter eingestellt worden sei, habe sich seine „Work-Life-Balance“ wieder deutlich verbessert.

Am meisten Spaß haben Spatenstiche und Schlüsselübergaben gemacht
Manfred Siry, scheidender Stadtbaudirektor

„Am meisten Spaß haben Spatenstiche und Schlüsselübergaben gemacht“, so Siry, in dessen Amtszeit viele Bauprojekte, vor allem für Schulen und Kitas, umgesetzt wurden. Aber auch an einen kuriosen Bestechungsversuch erinnerte er sich. So habe er einen 500-Euro-Schein in einem Bauantrag gefunden, der dort laut Antragsteller versehentlich hineingeraten sein soll. „Den Schein hat er natürlich zurückbekommen“, so Siry schmunzelnd.

Im Ruhestand will sich Siry verstärkt um seinen Tischtennisverein kümmern, dem er vorsitzt, und um seine Sportlerkarriere an der Tischtennisplatte und als Langstreckenläufer. Außerdem habe er „einen kleinen Job an einer Uni“ angenommen. Bürgermeister Dirk Breuer dankte seinem scheidenden Stadtbaudirektor: „Sie waren stets ein verlässlicher Ansprechpartner für Politik, Verwaltung und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.“