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Bürgergarten in Hürth34 Pächter ziehen Gemüse unter den Hochspannungsleitungen

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Zusammenhalt wird groß geschrieben im Bürgergarten. Die Pächter helfen sich auch gegenseitig.

Hürth – Auf dem Grünstreifen unter den Hochspannungsleitungen parallel zur Straße In den Höhnen wird gebuddelt, geharkt, gepflanzt und gegossen: Im Bürgergarten der Agenda Hürth können Freizeitgärtner eine Scholle bestellen, die in der Etagenwohnung leben und keinen Garten haben. Das soll die Nähe zur Natur fördern, aber auch den Zusammenhalt untereinander.

Reichlich Schweiß ist bereits geflossen in den vergangenen Wochen. Die Pächter mussten die Wiese auf ihren jeweils sieben mal drei Meter großen Parzellen zunächst umgraben. „Ich hätte euch gern den Acker umgepflügt“, sagte Kreislandwirt Willy Winkelhag bei der Eröffnung des Bürgergartens.

Große Nachfrage nach den Parzellen im Hürther Bürgergarten

Doch das wäre nicht Sinn der Sache gewesen. „Man bekommt eine Beziehung zur eigenen Scholle, wenn man darauf arbeitet“, weiß Rolf Meier, Vorsitzender des Agenda-Vereins. Die Nachfrage nach den Mini-Gärten ist groß. 34 Parzellen konnte der Agenda-Verein vergeben, es gibt noch eine Warteliste. Wer Kinder, aber keinen Garten hat, rutscht nach vorn auf der Liste.

Die Hälfte der Bürgergärtner hat einen Migrationshintergrund. „Das ist ein internationales Projekt“, betonte Carsten Miny vom fünfköpfigen Organisationsteam, das auch die Gartenordnung ausgearbeitet hat. Anders als im Schrebergarten sind Lauben und Aufbauten verboten. Sonntags darf nicht gegärtnert werden. Dafür wird nur eine kleine Pacht fällig, aus der das Wasser bezahlt wird. Noch füllen die Stadtwerke den großen Tank, künftig soll mit Regenwasser vom Dach des benachbarten Penny-Markts gegossen werden.

Hürth: Bürgergarten musste bürokratische Hürden nehmen

Bevor es losgehen konnte, mussten bürokratische Hürden genommen werden. Rolf Meier berichtet von einem dreiviertel Jahr Vorlaufzeit. „Man sieht gar nicht, welcher Aufwand dahinter steckt“, berichtete Bürgermeister Dirk Breuer. Der Grünstreifen, der sich im Eigentum der Stadtwerke befindet und wegen der Lage unter den Strommasten nicht nutzbar ist, ist als ökologische Ausgleichsfläche ausgewiesen. Ein Landwirt dürfte dort nicht ackern. Nach Prüfung sei die Verwaltung aber zu dem Schluss gekommen, dass es sich beim Bürgergarten sogar um eine ökologische Aufwertung der Fläche handele. Der größere Pflanzenbesatz fördere die Artenvielfalt, so Breuer. Sebastian Schöne vom Umweltverband BUND bestätigt das. Er will seine eigene Parzelle insektenfreundlich aufblühen lassen.

Auf der Scholle von Erik und Tanja Scholtmann soll Gemüse gedeihen. Sohn Noah (7), der schon auf dem Balkon Erdbeeren und Tomaten geerntet hat, packt mit an. „Wir wollen den Kindern zeigen, woher die Lebensmittel kommen“, so Erik Scholtmann.

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Kreislandwirt Winkelhag wünschte den Gärtnern Erfolg und vor allem Ausdauer: „Ihr lernt hier das, was Ihr macht, zu schätzen.“ Und Rolf Meier von der Agenda hofft, den Bürgergarten im nächsten Jahr noch vergrößern zu können.