Nach dem HochwasserBachverband fordert in Pulheim weitere Renaturierung
Pulheim/Bergheim – „Platz auch für kleine Bäche“, fordert Horst Engel nach dem verheerenden Unwetter. „Das ist wertvoller Hochwasserschutz“, sagt der Vorsitzende des Bachverbandes und wird konkret.
Der Pulheimer Bach werde seit Jahren abschnittsweise renaturiert. Statt mit schneller und im Hochwasserfall reißender Welle geradeaus zu fließen, weil in einer Betonrinne gefesselt, bekomme er durch die Renaturierung wertvollen Überflutungsraum. So fließe der Bach eher beschaulich, durch viele Bögen (Mäander) gebremst und auch verlängert und könne sich bei Starkregen in den so geschaffenen ökologisch wertvollen Auen schadlos ausbreiten.
Allein am rund zehn Kilometer langen Pulheimer Bach habe man durch die Renaturierung bislang rund 18.000 Kubikmeter zusätzlichen Rückstauraum gewonnen. In der Aue in Bergheim-Glessen, gegenüber der Kläranlage, seien es rund 9000 Kubikmeter.
Horst Engel: „Diese Strategie hat sich erneut bewährt“
„Diese Strategie der Renaturierung hat sich erneut bewährt und gilt für alle Fließgewässer: Vor drei Jahren, am 1. Juni 2018, beim über 100-jährlichen Regenereignis und aktuell beim schlimmen Katastrophenregen, der in anderen Flussgebieten sogar Menschenleben gekostet hat.“
Die bei Spaziergängern, Naturfreunden, Schulen und Kindergärten beliebte Aue in Glessen sei am 14. Juli bordvoll gefüllt gewesen. „Das Hochwasser überspülte schadlos den Schotterweg und suchte sich über die Wiese der ehemaligen Woltersmühle den Weg zurück in den Pulheimer Bach.“ Das Hochwasserrückhaltebecken Pulheim-Sinthern habe es erneut gebremst.
„Der Einstau (Wasserstau an vorgesehenen Stellen, Anm. d. Red.) durch den Katastrophenregen lag bei 3,40 Metern. Bis zur Überlaufschwelle war noch ein Meter Platz. Früher war bei Starkregenereignissen das Unterdorf in Sinthern stets überflutet, und auf dem Marktplatz von Pulheim gab es Kinder, die in der Zinkbadewanne Bötchen fuhren.“
Pulheim: Hochwasser ist dieses Mal nicht über Randkanal abgelaufen
Auch für die Fachleute im Dienst des Bachverbandes unerwartet war dies: Erstmals „musste der Pulheimer Bach Hochwasser aus dem Kölner Randkanal aufnehmen“. Der Bach sei so ausgelegt, dass er drei Kubikmeter (3000 Liter) Wasser pro Sekunde schadlos ableiten können. „Kommt mehr, springen automatisch die Hochwasserschutzeinrichtungen an. Wird im Unterlauf diese Wassermenge überschritten, soll der Bach, zum Schutze der Ortslage Pulheim, solch extreme Hochwasser in den Kölner Randkanal abschlagen.“
Dafür gebe es in der Aue „Pumpstation“, hinter dem Pletschmühlenweg, im Ufer des Randkanals eine betonierte Überlaufschwelle. Sie sei so berechnet, dass es in der Ortslage Pulheim nicht zu Überflutungen kommen soll. Doch dieses Mal sei das extreme Hochwasser nicht über den Randkanal abgelaufen. „Das Bachwasser begann, sich zurückzustauen, in der Straße Im Büngertchen, einige Hundert Meter vor dem Randkanal, trat der Bach dann über die Ufer. Einige Keller und Hausgärten waren betroffen.“
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Vor Jahren habe der Bachverband dort schon an beiden Ufern kleine Erdwälle errichtet. „Diese haben wir inzwischen bis zur Straße „Rossweiherfeld“ verlängert. Nun wäre zu überlegen, das Feld neben der Aue „Pumpstation“ in den Überflutungsraum einzubeziehen“. Die Renaturierungsbemühungen werde der Bachverband mit seinen Mitgliedsstädten Bergheim und Pulheim und der Unteren Wasserbehörde des Rhein-Erft-Kreises fortsetzen, so Engel. „Die Bezirksregierung unterstützt dies mit Fördergeldern, damit die Städte das auch finanziell stemmen können.“