Die Premiere von „Unser Heimatfilm – Eine Nahaufnahme“ ist ausgebucht, es gibt aber eine andere Möglichkeit, die Doku zu schauen.
Mit Link zum VideoErftstädter drehen Flut-Dokumentation über Blessem und Frauenthal
Eigentlich sollte es ein kurzer Image-Film über Erftstadt-Blessem werden, den Ort, in dem Malte Krause und Philipp Sterk aufgewachsen sind. Doch dann kam die Flut, und aus dem geplanten Heimatfilm wurde ein Katastrophen-Film.
2019 hatten die beiden Blessemer mit dem ehemaligen Ortsbürgermeister Helmut Zimmermann die Idee, in die Dokumentarrichtung zu gehen. Ein Jahr lang wollten die beiden Blessem begleiten. „Eigentlich wollten wir einen Film drehen, der das Dorfleben erzählt“, sagt Philipp Sterk. Der Kurzfilm sollte bis zu 15 Minuten lang werden.
Zimmermann hat selbst gefilmt und Verständnis für die beiden. Ihm gefiel die „nette Art“ der Jungs, und er dachte sich: „Die kommen aus einem guten Stall.“ Das erste Geld für den Film waren die restlichen 200 Euro von Zimmermanns Budget als Ortsbürgermeister. Durch den CDU-Landtagsabgeordneten Gregor Golland kamen weitere 2000 Euro für den Film hinzu.
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Erftstadt: Aus Heimatfilm wird Flutdokumentation
Ende 2019 haben sich Malte Krause und Philipp Sterk mit ihrer Produktionsfirma „Roofless Production“ selbstständig gemacht. Die Produzenten haben beide eine Ausbildung zum Mediengestalter gemacht.
Dann kam Corona. Und die Flut. „Wir standen irgendwann von oben bis unten voll Matsche in der Einfahrt und haben uns gefragt: Wie machen wir das jetzt?“, erinnert sich Malte Krause. Und so fiel die Entscheidung, aus dem eigentlichen Heimatfilm eine Flut-Dokumentation zu drehen. Klar war den beiden aber auch: „Unsere Priorität ist Helfen.“
Also haben sie Leute aus dem Dorf angeschrieben und nach Foto- und Videoaufnahmen gefragt. Darum zeigt die Doku „Unser Heimatfilm – Eine Nahaufnahme“ nicht nur die persönliche Sicht der beiden Blessemer, sondern auch Schicksale von einzelnen Betroffenen und Helfern aus Frauenthal und Blessem. Auch die Nachwirkungen, die Jahre nach der Flut noch spürbar sind, und die Entwicklung des Dorfes fängt der jetzt 43-minütige Film ein.
Carolin Weitzel: „Der Film ist nicht darauf aus, Effekte zu erzeugen“
Während der Produktion haben Philipp Sterk und Malte Krause die Aufnahmen etliche Male gesehen. „Es war heftig, das wieder und wieder zu sehen“, sagt Malte Krause. Deshalb räumt er ein: „Wir mussten emotional Abstand nehmen.“
Aus den Anfängen ihres Heimatfilms aus 2019 und 2020 existierten auch bereits Drohnenaufnahmen, die die beiden schon fast vergessen hatten, wie sie einräumen. Nach der Flut sind die beiden morgens früh, bevor die Helfer kamen, losgezogen, um neue Drohnen-Aufnahmen zu machen.
Als sie den Film gesehen hat, sei sie wieder in diesem „Tunnel“ wie in den Tagen nach der Flut gewesen, schildert Bürgermeisterin Carolin Weitzel. Sie erinnert daran, wie dramatisch die Lage in Blessem gewesen ist. Daran, als Blessem, das laut Weitzel auf einer Kiesschicht liegt wie der nahe gelegene Tagebau, wegen der sogenannten rückschreitenden Erosion evakuiert werden musste.
„Der Film ist nicht darauf aus, Effekte zu erzeugen, sondern in der Realität ist diese ernsthafte Dramatik zu spüren“, sagt Weitzel. Das löse „Gänsehaut, echte Betroffenheit und Erinnerung“ aus. Weitzel, die auch von einer „wertvollen Zeitdokumentation“ sprach, will diese auch in Zukunft im Stadtarchiv und der Stadtbibliothek sichtbar machen.
Erftstadt: Flut-Doku ist ab 20.15 Uhr auf Youtube zu sehen
Für die beiden jungen Mediengestalter war es erste große Filmprojekt. Es stecke unheimlich viel Arbeit dahinter, weiß Helmut Zimmermann. Er hatte den Produzenten unter anderem eine Kamera geliehen. Zudem hat die Produktionsfirma „Banijay Productions“ das Projekt laut Krause umfassend unterstützt, sowohl finanziell als auch bei der Umsetzung wie zum Beispiel beim Schnitt.
„Wir haben viel aus dem Projekt gelernt“, sagt Philipp Sterk. Manchmal sei er nachts um 2 Uhr mit einer Idee aufgewacht. Es sei ein Herzensprojekt gewesen. „Es ist deine Heimat, du bist hier aufgewachsen.“ Und sie hätten alles miterlebt. Jetzt sei der Film fertig, sagt Malte Krause. „Und wir haben damit jetzt irgendwie auch abgeschlossen“.
Die ersten emotionalen Reaktionen konnten die Produzenten bereits einfangen, nämlich als sie die Doku mit allen Mitwirkenden angeschaut haben. „Da sind zum Teil schon Tränen geflossen“, berichtet Malte Krause. Philipp Sterk fügt hinzu: „Man hat das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben.“
Am Mittwochabend feierte die Dokumentation Premiere im Anneliese-Geske-Musik- und Kulturhaus, das restlos ausverkauft war. Interessierte haben jedoch die Möglichkeit, die Doku über die Video-Plattform Youtube zu schauen. Den Link gibt es auf der Internetseite von Roofless Production.