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JubiläumEhepaar Schreiber aus Erftstadt-Herrig feiert Gnadenhochzeit

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann und eine Frau lächeln.

Willi und Elisabeth Schreiber feiern Gnadenhochzeit.

Vor 70 Jahren schlossen Elisabeth und Wilhelm Schreiber in Herrig den Bund fürs Leben. Sie lernten sich im Sommer 1950 beim Tanz kennen.

„Den nächsten Tanz kannst du schon mal für mich reservieren“, bittet Wilhelm (genannt Willi) Schreiber seinen Bruder Johannes. Es ist im Sommer 1950. Im Festsaal in Herrig ist Tanz. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder war Willi Schreiber dorthin gekommen. Sein Bruder war es auch, der die junge Elisabeth (genannt Else) Bergerhausen dort zuerst zum Tanzen holt. Die damals erst 16-Jährige durfte in Begleitung ihrer Eltern zum allerersten Mal zum Tanz. So wie Willi Schreiber ist auch sie in Herrig geboren und aufgewachsen.

„Damals war es noch üblich, dass man die Tänze bei den jungen Mädchen vorab anmelden musste“, erklärt Willi Schreiber. Und Interessenten, die mit ihr tanzen wollten, habe es reichlich gegeben. „Doch sie hat ihnen allen gesagt, der nächste Tanz ist bereits vergeben“, erinnert sich Willi Schreiber. Einer dieser Kandidaten habe noch Jahre danach nicht mehr mit ihm gesprochen. Denn nach dem ersten Tanz meldete Willi Schreiber alle folgenden Tänze direkt mit großem Erfolg bei der jungen Frau an.

Gnadenhochzeit in Herrig: Verlobung am Neujahrstag

„Sie hat mir vom ersten Augenblick gefallen – von Kopf bis Fuß“, sagt er. „Willi konnte auch ziemlich gut tanzen – und wir haben uns von Anfang an gut verstanden“, erinnert sich Elisabeth Schreiber heute. Am Neujahrstag 1953 feierten sie Verlobung, und vor 70 Jahren, am 17. Juli 1954, traten sie in der katholischen Pfarrkirche Kirche St. Clemens in Herrig vor den Traualtar. Heute feiern Willi und Elisabeth Schreiber Gnadenhochzeit.

„Wo ist nur die Zeit geblieben?“, fragt sich der Jubilar, der im Frühjahr 100 Jahre alt geworden ist. Rückblickend seien die Jahre regelrecht verflogen. „Aber es waren schöne Jahre“, sagt er, und seine Frau bestätigt das. Unwillkürlich müssen beide lächeln. Damals war es nämlich schier unmöglich, sich mit einer jungen Frau einfach so zu verabreden.

Eine Frau und ein Mann heiraten.

Vor 70 Jahren standen die beiden vor dem Traualtar. (Repro)

Um die junge Elisabeth wiederzusehen, wurde Willi Schreiber Stammkunde auf dem Bauernhof ihrer Eltern, obwohl seine Eltern ebenfalls einen landwirtschaftlichen Betrieb und auch Hühner hatten. „Er kam hier jede Woche Eier kaufen“, berichtet Elisabeth Schreiber. „Die Eier habe ich meinem Vorgesetzten bei der Knappschaft verkauft“, erklärt der Jubilar.

Unvergessen sind auch die gemeinsamen Spaziergänge. „Alleine durften wir nicht sein“, erklärt Willi Schreiber. Stets seien auch die Eltern seiner Freundin mitgegangen. Sogar wenn es zu Fuß aus Herrig zum Kino nach Lechenich ging, haben die Eltern das junge Paar begleitet. Ihr eigenes Haus war am Hochzeitstermin bereits im Rohbau fertig. „Als wir hier eingezogen sind, mussten wir anfangs noch mit der Leiter ins erste Obergeschoss klettern“, erinnern sie sich. Selber haben sie ihr Zuhause aus- und fertiggebaut.

Seit 70 Jahren verheiratet: Ehepaar fuhr im Käfer nach Ostfriesland

Im August 1956 kam ihre Tochter Regina zur Welt. Mit ihr und der kleinen Familie seines Bruders ging es im gleichen Jahr im ersten eigenen Auto, einem VW-Käfer mit 24 PS, nach Ostfriesland in den Urlaub. „Wir waren vier Erwachsene und zwei Kinder“, erinnert sich Elisabeth Schreiber. Das komplette Gepäck sei aufs Dach geladen worden. „Wir mussten unterwegs viele Pausen machen, weil der Motor öfter heiß lief“, erinnert sich der 100-Jährige. Schön sei es trotzdem gewesen.

1961 kam ihr Sohn Wolfgang zur Welt. Damals wohnten sie schon in ihrem eigenen Haus. Dort hatte Willi Schreiber über ein halbes Jahrhundert auch eine eigene Versicherungsvertretung. „Hier bei uns sind immer viele Menschen ein und aus gegangen“, sagt er.

Viele Gäste, Familie, Freunde und Weggefährten werden auch bei ihrem Hochzeitsjubiläum erwartet. Außergewöhnlich dürfte sein, dass auch ihre beiden Brautführer mitfeiern werden – der Bruder Johannes Schreiber (96) und Willi Schneider, ein Freund der Brüder. Im Herbst steht bereits das nächste Fest im Hause Schreiber an, dann wird Elisabeth Schreiber 90 Jahre alt.