- In unserer Sommerserie machen wir Momentaufnahmen in der Region.
- Wir besuchen in den Ferien belebte und einsame Orte – und beobachten, was dort geschieht.
Erftstadt-Bliesheim – Das sanfte Plätschern des Wassers wirkt beruhigend. Eingebettet zwischen hohem Gras, ist die blauglänzende Erft vom Wanderweg aus kaum mehr zu sehen. Nur von der Brücke an der Merowinger Straße aus ist der Blick frei mitten hinein in das klare, erfrischend sprudelnde Wasser.
Kaum vorstellbar, dass dieser jetzt so friedlich dahinfließende Fluss vor knapp einem Jahr so viel Zerstörung gebracht hat. „Ich habe die Bilder der Flut immer noch vor Augen, wenn ich hier auf den Wanderwegen unterwegs bin“, sagt Kirsten Dünkelmann. Die Bliesheimerin ist zwar selbst nicht von der Flut betroffen, doch die gigantischen Wassermassen und deren Zerstörungskraft haben sich auch ihr fest ins Gedächtnis gebrannt. „Und die Angst bleibt“, sagt sie. Bei jedem Regen steige diese Angst direkt wieder hoch.
Gemütliche Ruhebänke laden zum Verweilen ein
Nichts erinnert jedoch an diesem Mittag auf der Ruhebank der Matthias-Pilger an diesen schrecklichen Julitag. Von der Bliesheimer Pfarrkirche St. Lambertus erklingt Glockengeläut. Kirsten Dünkelmann hat mit ihrem Labrador Emma gerade einen langen Spaziergang hinter sich. Die Sonne scheint. Ein laues Lüftchen weht. Es ist warm, aber nicht heiß oder schwül. Minütlich ändern die kleinen, weißen Wolken am Himmel ihre Gestalt. Mal scheinen sie sich in verwunschene Fabelwesen zu verwandeln, im nächsten Moment ähneln sie lustigen Fratzen. Die Luft riecht nach Gras und verheißungsvoll nach Sommer.
„So kann es bleiben“, wünschen sich auch die Radwanderer, die es sich am Rohmedräjerplatz auf den Ruhebänken gemütlich gemacht haben. Sie packen ihre Getränke aus und nehmen erst mal einen ordentlichen Schluck. Bänke und Platz sind sauber und gepflegt, genauso wie der feine, kleine Rastplatz mit Kreuz, Gedenkstein und Bänken der Matthias-Pilger.
Erft bei Spaziergängern sehr beliebt
An die Flut erinnert dort auf den ersten Blick nur der hinter der hohen grünen Hecke auf dem Parkplatz stehende Anhänger. Auf ihm stapeln sich noch die großen Taschen mit Bauschutt, der bei den Abbrucharbeiten in den Vereinsgebäuden an der Merowingerstraße zusammengetragen wurde.
Wenig später rollt aber auch der Anhänger, gezogen von einem kleinen Lieferwagen, weg. Zielstrebig steuert jetzt Tina Breuer (82) mit ihrem ein wenig schlapp und müde neben ihr hertrottenden Vierbeiner die noch freie Bank an. Nach einem Spaziergang an der Erft braucht ihr Hund jetzt ein Päuschen. „Er ist ja schon 15 Jahre alt“, sagt Tina Breuer. Doch auch ihr tut der Moment der Ruhe auf der im Schatten stehenden Bank gut.
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„Bliesheim, du bist meine Heimat“, gehe ihr bei ihren Spaziergängen oft durch den Kopf. Ihr gefalle der Ort mit seiner noch dörflichen Struktur, und sie möge die Menschen und ihre Mentalität. Für nichts in der Welt wolle sie aus Bliesheim wegziehen. „Hier zu wohnen ist einfach schön, aber auch problematisch“, sagt sie. Nicht nur die Busverbindungen seien noch ausbaufähig. „Wenn man in Bliesheim Backpulver oder Vanillezucker braucht, ist man aufgeschmissen.“ Solche Sachen seien nämlich im Ort nicht mehr zu haben. „Das war aber nicht immer so. Früher gab es hier mehr als 30 Geschäfte.“