Erftstadt-Bliesheim – Die Folgen der Corona-Krise reichen in nahezu alle Lebensbereiche hinein, auch in den Gefühlshaushalt der Menschen. „Viele fühlen sich zunehmend verunsichert. Das hat auch mit Angst um die eigene Zukunft, die Existenz zu tun. Die Sicherheitslage im persönlichen Umfeld und ganz allgemein wird im Vergleich zu früher stark verändert wahrgenommen“, berichtet Sascha Walther. Er leitet gemeinsam mit Andreas Stollenwerk als Firmenchef und Geschäftsführer das private Institut für Sicherheit und Ordnung NRW (kurz PISO-NRW). Walthers Vater Knut ist Mitgesellschafter.
Mit seinem Geschäftspartner Stollenwerk gründete Sascha Walther die Schule im Jahr 2015. Sie befindet sich mitten in Bliesheim an der Merowingerstraße im Gebäude des früheren Landwarenhandels der Raiffeisenbank und verfügt über eine Fläche von rund 500 Quadratmetern für Seminarbetrieb, Büro und Räume für praktisches Einsatztraining. Die Firma hat vier Vollzeitkräfte, vier geringfügig Beschäftigte sowie Honorarkräfte. Der Geschäftsbetrieb ist in Corona-Zeiten freilich stark verändert.
PISO-NRW setzt auf digitales Training
Derzeit laufen Umbauarbeiten: Ein Raum wird für Hybrid-Unterricht mit einem Videokonferenzsystem auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Konflikt- und Deeskalationstraining mit praxisorientierten Anleitungen beim Körpereinsatz kann derzeit nicht in gewohnter Form stattfinden. Doch das könne auch über Video vermittelt werden, so Walther. Nicht der Einsatz mit Körper oder gar Waffe seien zentraler Unterrichtsinhalt. „Die stärkste Waffe ist das Wort“, stellt Walther klar.
Beim Blick auf die Liste der Unterrichtsinhalte wird es offensichtlich. Hier geht es um Themen wie „Menschen und Werte sichern“, Rechts- und Dienstkunde, Umgang mit Menschen, Geschäftsprozesse steuern, aber auch so heikle Themen wie „Verhalten bei Bombendrohungen“. Auch für Arbeitssuchende, die sich in Bliesheim umschulen lassen, ist das Angebot breit gefächert. Vermittelt werden Kenntnisse fürs Bewerbungstraining, Englisch, Waffensachkunde und auch Ausbildungen zum Ersthelfer oder im Brandschutz. „Die überwiegende Zahl der Kunden sind Arbeitssuchende, oder solche, die umschulen“, berichtet Walther.
Bundesweit sind 10.000 Stellen in der Sicherheitsbranche unbesetzt
Die Schulungsteilnehmer seien zwischen 21 und 63 Jahre alt, etwa 80 Prozent von ihnen Männer. Der Großteil der Kunden kommt aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern, aber auch aus weiter entfernten Regionen. Pro Jahr sind es etwa 70 bis 80.
Die personelle Nachfrage in der Sicherheitsbranche ist laut dem PISO-Firmenchef auch deswegen groß, weil viele Stellen unbesetzt seien. Ein Grund dafür: Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter könnten zurzeit nur telefonisch beraten, Kundschaft sei schwerer zu erreichen als sonst. Der Sicherheitsexperte schätzt die Zahl der unbesetzten Stellen in der Branche bundesweit auf etwa 10.000. Das Unternehmen werde weiter expandieren, so Walther. Aus-, Fort- und Weiterbildungen wie etwa Meisterlehrgänge werden ab April 2021 auch als Online-Schulungen angeboten. Diese Form der Expansion werde durch die Erfordernisse der Corona-Auflagen beschleunigt.