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Pizzabäcker aus LeidenschaftBrühler trauern um Luigi Mancino aus der Pizzeria Napoli

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Luigi Mancino war in Brühl eine Legende.

Brühl – „Vater war der geborene Pizzabäcker“, sagt Roberto Mancino (31). Er weiß gar nicht, wie oft er als kleiner Junge, als Jugendlicher und als Erwachsener Luigi Mancino in der Küche zugeschaut hat. „Das war immer aufregend“, berichtet der 31-Jährige. Sein Vater habe es einfach drauf gehabt, den Hefeteig durch die Luft tanzen zu lassen, bis der Teig genau die richtige Größe für die Pizza hatte. „Er konnte den Pizzateig sogar auf einem Finger jonglieren“, bestätigt Maria Kotaridou (35).

Sie war vier Jahre alt, als ihre Eltern Aristidis Kotaridis und Alexandra Kotaridou 1992 die Pizzeria Napoli in Brühl übernahmen – und mit ihr auch den Pizzabäcker Luigi Mancino. „Er gehörte einfach dazu“, sagt Maria Kotaridou und lächelt. „Als Kind habe ich gedacht, Luigi sei mein Onkel.“

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Roberto und Saskia Mancino mit Tochter Viviana, die "Opa Luigi" noch kennenlernte.

In diesem Jahr sollte es eine Feier geben: Dann hätte Luigi Mancino 40 Jahre in der Pizzeria Napoli gearbeitet. Doch Anfang September ist der Pizzabäcker gestorben. Er ist nur 61 Jahre alt geworden.

Luigi Mancino kam aus Italien ins Rheinland

„Wir werden ihn nie vergessen“, sagt die junge Frau. Im Restaurant an Römerstraße erinnert viel an Mancino, der 1980 aus Italien ins Rheinland gekommen war. Gleich neben dem Pizzaofen hängt ein Bild des immer gut gelaunten Pizzabäckers. Und auf der Speisekarte steht auf der Rückseite des Deckblatts: „Luigi der Pizzabäcker verwöhnt seit 1982 mit viel Leidenschaft unsere Gäste.“ Auch seine Kreation „Luciana, die Überraschungspizza“ bleibt im Angebot.

Bestimmt würde er sich freuen, wenn er von Maria Kotaridous neuesten Plänen wüsste. Im Gastraum hängt ein großes Ölgemälde von einem Pizzabäcker vor einem Pizza. „Ich suche jetzt einen Maler, der mir in gleicher Größe, passend in den Rahmen, unseren Luigi auf die Leinwand bringt“, verrät sie. Luigi sei schließlich nicht irgendein Pizzabäcker gewesen. „Luigi ist Kult, er war der bekannteste und beliebteste Pizzabäcker in Brühl und Umgebung.“ Er sei sehr intelligent gewesen. Er habe schnell Deutsch und auch Griechisch gelernt.

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Maria Kotaridou von der Pizzeria Napoli such einen Künstler, der ihr den Pizzabäcker Luigi für den Gastraum malt.

„Wir und unsere Gäste vermissen ihn schmerzlich“, sagt Maria Kotaridou. In den sozialen Medien überschlugen sich zeitweise die Beileidsbekundungen. „Du warst der beste Pizzabäcker im ganzen Umland. Mach et joot“, heißt es zum Beispiel. Und: „Ein ganz toller Mensch ist da von uns gegangen. Seinen Job, den hat er mit viel Herz ausgeübt. Seine Pizza war ein Traum.-“ Ein anderer Nutzer schrieb: „Das Urgestein, das dazu gehört – wie der Käse auf der Pizza.“ Oder: „Der bekannteste und beliebteste Pizzabäcker in Brühl - von der Pizzeria Napoli – gestorben.“

Alle mochten den Brühler Pizzabäcker aus der Pizzeria Napoli

„Vater hat seine Arbeit geliebt, und irgendwie scheinen die Menschen das gespürt zu haben“, ist sich Roberto Mancino sicher. Er habe es verstanden, jedem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. „Ihn mochten einfach alle“, bestätigt Maria Kotaridou.

Oft seien Leute am Fenster der Pizzeria stehen geblieben, um dem fröhlichen Italiener bei seinen Backkünsten über die Schultern zu schauen.

Geheimnis um Pizzateig mit ins Grab genommen

Roberto Mancino ist froh, dass er wenigstens ein kurzes Video mit den Teig-Jonglierkünsten auf seinem Handy hat. „Wir haben sonst kaum Fotos von Vater bei seiner geliebten Arbeit“, erklärt er.

Das Geheimnis seines Pizzateigs habe sein Vater mit ins Grab genommen. „Ich habe ihn so oft nach dem Rezept gefragt“, berichtet der Junior. Doch der Vater habe ihm immer nur geantwortet: „Da gibt es kein Rezept.“ Hefeteig müsse bei jedem Wetter anders zubereitet werden, mal mit mehr Hefe, mal mit weniger. „Er hatte die richtigen Mengen einfach im Gefühl“, bestätigt Maria Kotaridou. Er habe die Zutaten nie abgewogen, auch die Teigportionen nicht. „Die Pizzen waren trotzdem immer alle gleich groß.“

Auf der Suche nach Arbeit in Deutschland

Luigi Mancino war erst 19 Jahre alt, als er 1980 seine Heimat Ruoti in Süd-Italien verließ und nach Deutschland kam. „Vater wollte unbedingt Arbeit finden und Geld verdienen“, das haben die Onkel und Tanten Roberto Mancino erzählt. Sie waren zum Begräbnis aus Italien angereist. Ein Jahr habe sein Vater zwischen im Hürth Park-Einkaufswagen zusammengeschoben, bis er Arbeit als Pizzabäcker fand, erstmal in Badorf.

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Um seine Jugendliebe zu heiraten, ist er 1982 nach Italien gefahren. „Das war dann später unsere Mama“, berichtet Roberto Mancino. Mit ihr sei sein Vater dann zurück nach Brühl genommen. Im gleichen Jahr begann er in der Pizzeria Napoli. 1989 kam der ältere Sohn Vincenzo zur Welt, zwei Jahre später Roberto.