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Stationen werden angeschafftIn Brühl werden für 140.000 Euro Fahrräder gezählt

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Zu sehen sind Radfahrer auf dem Nord-Süd-Weg.

Am Nord-Süd-Weg, unweit der Stadtbahnhaltestelle Brühl-Süd, soll eine der geplanten Zählstellen installiert werden.

An drei Standorten im Stadtgebiet werden Zählstellen für den Radverkehr installiert, so will man wichtige Erkenntnisse gewinnen.

Für reichlich Unmut in Teilen der Brühler Politik sorgt die im Hauptausschuss beschlossene Installation von drei Zählstellen für den Radverkehr im Stadtgebiet. Anfangs habe man solchen Zählstellen durchaus positiv gegenübergestanden, nun aber sehe man die Verhältnismäßigkeit von Nutzen und Kosten „eindeutig nicht mehr gewahrt“, macht FDP-Fraktionschef Jochem Pitz klar.

Für seinen Sinneswandel sorgten insbesondere die deutlich gestiegenen Kosten. Ging die Verwaltung in einer auf einer Angebotsskizze aus dem Frühjahr 2023 basierenden Schätzung noch von rund 80.000 Euro aus, beläuft sich das einzige eingegangene Angebot nun auf 136.000 Euro.

Anschluss in Brühl aufwendiger als ursprünglich gedacht

„Das Angebot ist aufgrund allgemeiner Preissteigerungen sowie eines höheren ausgeschriebenen Leistungsumfangs deutlich teurer als anfangs geplant“, so die Stadt. So ist etwa der Anschluss der Zähler ans Stromnetz offenbar aufwändiger als gedacht.

Nun sollen also 136.000 Euro für drei Zählstellen an der Bahnunterführung an der Rheinstraße, an der Pingsdorfer Straße/Ecke Nord-Süd Weg und Theodor-Heuss-Straße/Villebahn ausgegeben werden, die registrieren und auf einem Display anzeigen, wie viele Radler unterwegs sind.

Für Pitz ist das zu viel. Angesichts knapper Kassen, ja eines Rekorddefizits der Stadt, gehöre jedes Projekt auf den Prüfstand, so der FDP-Fraktionschef. Dieses Vorhaben halte der Überprüfung nicht stand. „Nice to have“ könne sich die Stadt, ja das ganze Land derzeit nicht leisten, meint er. Selbst wenn Verwaltung und Befürworter auf umfangreiche Fördergelder verweisen.

Tatsächlich übernimmt das Land 85 Prozent der Kosten. Steuergeld sei das ja trotzdem, so Pitz. Ihm stimmt Holger Köllejan von der CDU zu. Ihn stört vor allem, dass die Verwaltung die Politik kurzfristig mit der Kostensteigerung konfrontiert habe. „So geht man nicht mit der Politik um“, sagt er. Die CDU, betont er, sei „großer Freund eines Ausbaus des Radverkehrs“, der Ablauf den Entscheidungsfindung aber sehr ärgerlich. Pitz forderte, das Geld besser für einen besseren Zustand der Radwege zu Verwenden.

Daniel Bunčić, stellvertretender Fraktionschef der Grünen, ist hingegen von dem Projekt überzeugt. Die Zählstationen mit ihren Displays motivierten zum Radfahren, und sie böten die Chance, verkehrspolitische Maßnahmen mit einer besseren Datengrundlage zu treffen. „Wir erhalten handfeste Daten und müssen nicht mehr nach Gefühl handeln“, erklärt er. Umgerechnet auf die Brühler Bevölkerungszahl investiere man einmalig drei Euro Steuergeld je Einwohner. „Das ist verschmerzbar“, so Bunčić.

Wir erhalten handfeste Daten und müssen nicht mehr nach Gefühl handeln
Daniel Bunčić, stellvertretender Fraktionschef der Grünen

Auch die Kritik am Vorgehen der Verwaltung kann er nicht verstehen. Es sei genau das umgesetzt worden, was zuvor von allen beschlossen worden sei.

Für die Zählstationen werden Induktionsschleifen in den Boden eingelassen. Beim Überfahren der Schleifen werden Fahrräder gezählt. Wird die Schleife um einen Passiv-Infrarot-Sensor ergänzt, lassen sich auch Fußgänger erfassen. Um Kosten zu sparen, werde darauf verzichtet, eine Nachrüstung sei jedoch möglich, erklärt eine Sprecherin der Stadt.

Die Radverkehrsdaten würden benötigt, um diese ins Verhältnis zum Autoverkehr zu setzen. Die Zahlen werden auf einem Display angezeigt und gespeichert. Die angedachten Standorte liegen an bei Radlern beliebten Routen. Wie viele Menschen dort tatsächlich unterwegs sind, wird künftig ermittelt.