Die Mitarbeiter des Brühler Stadtarchivs beschäftigen sich bereits seit einigen Monaten mit dem Fund.
Altes Album aufgetauchtPaar aus England geht nach Dachbodenfund auf Spurensuche in Brühl
Es ist ein seltener Fund, der auf viel Begeisterung stößt und vor allen Dingen bei Kim Gröner und Alexander Entius vom Brühler Stadtarchiv Detektivarbeit auslöst. Sie fahnden seit einigen Monaten nach Hinweisen zu einem alten Postkarten-Album, das sie aus England erhalten haben.
Mit so vielen Motiven, die sie noch nicht kannten. Es sind 30 Schwarz-Weiß-Ansichten von der Schlossstadt. Sie zeigen unter anderem das Rathaus, das Schloss Augustusburg, den Park, das Haus Schwan und die Kölnstraße in vergangenen Zeiten.
Das britische Ehepaar Pamela und Derek Shenton aus Lincolnshire, das das Album fand, kam dieser Tage nach Brühl und besuchte zusammen mit Bürgermeister Dieter Freytag und Archivmitarbeitern einige der Stellen und Plätze auf, wo die Motive aufgenommen worden sind.
Postkarten-Album war Teil eines Familiennachlasses
Es sei sehr berührend, jetzt hier vor dem historischen Rathaus zu stehen und noch klar wiederzuerkennen, was er zuvor nur auf einer alten Postkarte gesehen hatte, sagte Derek Shenton bei einem Rundgang durch die Stadt. Er und seine Frau fanden das Album-Unikat mit dem Titel „30 Postkarten der Stadt Brühl – von Isabella Martini“ in einem Familiennachlass auf einem Dachboden.
Darauf aufmerksam geworden, setzte sich Derek Shenton an den Computer, um nach „diesem Brühl“ zu suchen, fand es und schrieb im Oktober vergangenen Jahres an die Stadtverwaltung. Im November trafen die Karten hier ein und die Spurensuche begann, aus welcher Zeit sie stammen.
Der Hinweis auf den Rückseiten „von der belgischen Zensur genehmigt“ ergab, dass das Album nach dem Ersten Weltkrieg entstanden sein müsse und damit das älteste Postkartenalbum der Stadt Brühl wäre, schlussfolgerten die Fachleute.
Damals war das Rheinland in Folge des von Deutschland verlorenen Ersten Weltkriegs von Truppen der Siegermächte Frankreich, Belgien, Großbritannien und USA von 1918 und 1926 besetzt. Brühl gehörte zur britischen Besatzungszone, während der Postkartendruck von der belgischen genehmigt wurde.
Spur führt zum Großvater, der als Soldat diente
Für den Brühler Verlag von Isabella Martini wurde aber auch in Geilenkirchen gedruckt und der Ort gehörte zur belgischen Besatzungszone, lautete eine Schlussfolgerung. Eine weitere Spur führt zum Großvater von Derek Shenton, der nach dem ersten Ersten Weltkrieg in der britischen Besatzungszone stationiert war und auch Postkarten geschrieben hat. Ob er allerdings das Album mit nach Hause brachte, kann sein Enkel nur vermuten.
Im Schlosspark machte es den Gästen jedenfalls viel Spaß, von der Terrasse des Schlosses aus die barocke Gartenanlage zu entdecken und festzustellen, dass ein Postkartenmotiv einer Aufnahme von 1921 sehr stark ähnelt.