Im Nachlass eines Verwandten hatte ein britisches Ehepaar ein altes Postkarten-Album gefunden, nun will man in Brühl dessen Herkunft klären.
StadtarchivSeltenes Fundstück aus Großbritannien löst in Brühl eine Spurensuche aus
Auf eine spannende Spurensuche haben sich die Mitarbeiter des Brühler Stadtarchivs begeben. Sie fahnden nach Hinweisen zu einem alten Postkarten-Album, an das sie gewissermaßen per Zufall geraten sind.
Los ging alles mit einer E-Mail aus Großbritannien. Darin berichtete das Ehepaar Pamela und Derek Shenton, beim Sortieren von Unterlagen im Nachlass eines Verwandten neben einigen Fotos auch ein Schwarz-Weiß-Postkartenalbum entdeckt zu haben. Es trage den Titel „30 Postkarten der Stadt Brühl – von Isabella Martini“.
Zunächst hätten es die beiden beiseitegelegt, weil sie keinen Bezug zu dem Album gehabt und nicht gewusst hätten, wie es in den Besitz ihres Verwandten gelangt sei, so schildern es Alexander Entius und Kim Gröner vom Brühler Archiv.
Am Computer nach Brühl gesucht
Das Fundstück sei den beiden Briten allerdings doch zu schade gewesen, um es einfach wegzuwerfen. Und so habe sich Derek Shenton schließlich an den Computer gesetzt, nach diesem ominösen „Brühl“ gesucht, um dann Kontakt mit der Stadtverwaltung aufzunehmen.
Im Oktober vergangenen Jahres erreichte die Mail dann den Posteingang des Stadtarchivs. Neben ein paar Zeilen zu den Umständen des Fundes boten die Shentons an, dem Archiv das Album zu überlassen.
In Brühl begrüßte man das Angebot, war aber davon überzeugt, dass es sich um ein weiteres Exemplar eines bereits vorhandenen Postkartenalbums handelt.
Umso größer war die Überraschung, als das Album im November eintraf. „Wir haben ein bislang unbekanntes Album mit 30 historischen Brühler Ansichten in den Händen gehalten“, so die beiden Mitarbeiter, in deren Köpfen nun eine ganze Reihe von Fragen aufkam.
Vor allem interessieren sich die Experten dafür, aus welcher Zeit die Bildersammlung genau stammt. Das Album sei leider undatiert, aber auf der Rückseite prange ein Hinweis: „Von der belg. Zensur genehmigt“.
Diese Angabe half, das Album historisch grob einzuordnen. Es müsse zwischen 1918 und 1926 erschienen und damit das älteste Postkartenalbum der Stadt Brühl sein, schlussfolgerten die Fachleute.
Damals sei das Rheinland in Folge des von Deutschland verlorenen Ersten Weltkriegs von Truppen der Siegermächte Frankreich, Belgien, Großbritannien und USA besetzt gewesen. Mehr als 300 englische Soldaten seien am 8. Dezember 1918 nach Brühl gekommen.
Das Alumnat, die heutige Clemens-August-Hauptschule, wurde als Kaserne eingerichtet. Die Besetzung Brühls dauerte bis zum Jahr 1926 an. Da passt ein weiterer Hinweis ins Bild: Derek Shentons Großvater hat im ersten Weltkrieg gedient.
Ob er sogar als Besatzungssoldat in Brühl oder war er vielleicht nur ein einfacher Tourist, ist jedoch offen. Und so ist der Weg, auf dem das Album auf die Insel gelangt ist, weiterhin unklar. Das Stadtarchiv erhofft sich nun Hinweise zum Album und seiner ungewöhnlichen Geschichte. Diese können unter 02232/797135 oder per Mail gegeben werden.