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Löschen bis 62Darum sind die Feuerwehren im Rhein-Erft gegen höheres Renteneintrittsalter

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt einen Feuerwehrmann, der vor einer Feuerwand steht.

Sie löschen Brände, retten Leben und befreien schwerverletzten Menschen aus Fahrzeugwracks. Die Arbeit der Feuerwehrleute ist belastend - körperlich und psychisch.

Bei den Feuerwehren an Rhein und Erft stößt der Vorschlag auf Verlängerung der Arbeitszeit bis zum 62. Lebensjahr auf Unverständnis.

Das Renteneintrittsalter von Beamten im Einsatzdienst der Feuerwehr soll im Landtag gesetzlich neu geregelt werden. Zurzeit können feuerwehrtechnische Beamten mit Vollendung des 60. Lebensjahrs in den Ruhestand gehen. „Und so soll das auch bleiben“, heißt es aus vielen Feuerwachen im Rhein-Erft-Kreis.

Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, hat die Gewerkschaft der Feuerwehr für heute, Mittwoch, eine 24-Stunden-Mahnwache vor dem Landtag in Düsseldorf organisiert. Im Namen aller hauptberuflichen Feuerwehrleute wehrt sich die Gewerkschaft vehement gegen die Pläne der Landesregierung, die angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels eine Anhebung der Altersgrenze für den feuerwehrtechnischen Dienst vorschlägt. „Die feuerwehrtechnischen Beamten arbeiten schon jetzt meist 48 Stunden und mehr in der Woche“, sagt zum Beispiel Guido Garbe aus Bedburg.

Ich jedenfalls möchte keine Feuerwehrleute, die älter sind als 60 Jahre in einer Atemschutzausrüstung in eine brennende Wohnung schicken
Guido Garbe, Leiter der Feuerwehr Bedburg

Er ist Leiter der dortigen Feuerwehr und seit 1992 feuerwehrtechnischer Beamter. Die Begründung der Politik für eine längere Lebensarbeitszeit der Feuerwehrbeamten greifen für ihn zu kurz. Denn es sei nur eine kurze Spanne, in der möglicherweise weniger Nachwuchs eingestellt werden müsste. Die Gefahr der Verletzungen der Einsatzkräfte könne steigen.

Ich jedenfalls möchte keine Feuerwehrleute, die älter sind als 60 Jahre in einer Atemschutzausrüstung in eine brennende Wohnung schicken“, betont Garbe. Zwar sei die Ausrüstung besser geworden, doch in den Schutzanzügen werde es ziemlich heiß. „Die körperliche und gesundheitliche Belastung der Einsatzkräfte sind schon jetzt sehr hoch“, sagt Garbe.

Die Einsatzzahlen steigen von Jahr zu Jahr und damit auch die Belastungen der Einsatzkräfte

Genauso sieht das Peter Berg, der Chef der Brühler Feuerwehr. „Von Jahr zu Jahr steigen die Einsatzzahlen und damit auch die Belastungen für die Kolleginnen und Kollegen.“ Der Einsatzdienst sei körperlich und psychisch sehr anstrengend. „Hinzu kommt, dass die feuerwehrtechnischen Beamtinnen und Beamten durch die längere wöchentliche Arbeitszeit von durchschnittlich 48 Stunden bereits mit 60 Jahren eine deutlich höhere Lebensarbeitszeit leisten“, betont Berg.

Studien hätten sogar gezeigt, dass Feuerwehrleute sieben Jahre früher stürben als Menschen in anderen Berufsgruppen. „Viele sind einfach schon im Alter von Mitte 50 kaputt.“ Diese so hohe gesundheitlichen und psychische Anforderungen an die Feuerwehrkräfte seien für ihn auch die wichtigsten Gründe zur Beibehaltung des Renteneintrittsalters von 60 Jahren. „Die Feuerwehrbeamtinnen und -beamten müssen auch die Voraussetzungen für die Atemschutztauglichkeit erfüllen, um den Einsatzdienst zu absolvieren“, gibt Berg zu bedenken. Und das werde mit zunehmendem Alter schwieriger.

Viele sind einfach schon im Alter von Mitte 50 kaputt
Peter Berg, Leiter der Feuerwehr Brühl

Immerhin wiege allein ein Atemschutzgerät etwa 18 Kilogramm. Da je nach Einsatz weitere Ausrüstungsgegenstände hinzukämen, seien es oft mehr als 50 Kilogramm, die Feuerwehrleute schultern müssten. Peter Berg sieht eine weitere Gefahr: „Unsere Feuerwehren würden überaltern“, sagt er. Und er befürchtet, dass mit einem Schrauben am Renteneintrittsalter der Beruf für Nachwuchskräfte unattraktiv wird. Das mache es dann noch schwieriger, ausreichend Personal zu finden.