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2500 ArbeitsplätzeGroße Bedenken wegen Digitalpark – „Warum sollten sie nach Bergheim kommen?“

Lesezeit 3 Minuten
Das Aachener Tor in Bergheim.

2500 Arbeitsplätze könnten durch den Digitalpark in Bergheim entstehen.

Der Ortsbürgermeister von Bergheim-Ahe nennt drei Standortfaktoren, die aus seiner Sicht jetzt entscheidend für Bergheim seien.

Arbeitsplätze, Einnahmen durch Gewerbesteuer: Von dem geplanten Digitalpark verspricht sich die Kreisstadt Bergheim viel. Auch aus Sicht von Ahes Ortsbürgermeister Dr. Winfried Kösters ist der Digitalpark ein Erfolg für die Kreisstadt - und eine große Chance. „Doch um diese Chance zu nutzen, braucht es einen koordinierten strategischen Plan, den ich noch nicht erkennen kann“, sagt Kösters. In einem Brief an die Stadt äußert Kösters Bedenken.

Geht es um den Digitalpark, stellt die Stadt 2500 potenzielle neue Arbeitsplätze in den Vordergrund. Kösters erkennt darin aber einen Denkfehler: Die Stadt hat den demografischen Wandel vergessen. Sie denke noch in der Währung Arbeitsplätze, die Währung der Zukunft laute aber Fachkräfte.

„Denn nicht mehr die Arbeitgeber entscheiden, wer bei ihnen arbeiten darf, sondern die Arbeitnehmer entscheiden, wo sie arbeiten wollen“, schreibt Kösters. „Woher sollen die Menschen kommen, die diese Arbeitsplätze qualifiziert besetzen können? Und eine weitere Frage: Warum sollten sie nach Bergheim kommen?“

2031 kann nur noch jeder zweite Arbeitsplatz nachbesetzt werden

Kösters belegt seine Sorge mit Zahlen: Der mit etwa 1,3 Millionen Geburten starke 1964er-Jahrgang geht um das Jahr 2031 in den Ruhestand. Im gleichen Jahr drängen die 2013 Geborenen auf den Arbeitsmarkt, machen aber mit rund 680.000 nur etwa die Hälfte aus. „Mit anderen Worten: Nur jeder zweite Arbeitsplatz, der 2031 frei wird, kann nachbesetzt werden. Und das wiederum setzt voraus, dass jedes Kind einen qualifizierten Bildungsabschluss schafft. Und auch davon sind wir in Deutschland und in Bergheim weit entfernt“, sagt Kösters.

Drei Standortfaktoren sind aus Sicht von Kösters entscheidend für Bergheim: bezahlbarer Wohnraum, die Integration nichtdeutscher Fachkräfte und Betreuungsangebote - sowohl für Kinder und Senioren als auch für pflegebedürftige und behinderte Menschen. Gerade in letzterem Punkt liegt aus Sicht des Ortsbürgermeisters ein großes Problem: Fachkräfte werden nicht nur für den Digitalpark benötigt, sondern auch für Betreuung und Integration.

In Bergheim ist die Arbeitslosenquote vergleichsweise hoch

In seiner Antwort auf Kösters Brief schließt sich Bürgermeister Volker Mießeler den Bedenken teilweise an. Doch er hebt auch die Bemühungen der Kreisstadt hervor. „Dass der Strukturwandel in die Zeit eines allgegenwärtigen Fachkräftemangels fällt, ist allseits bekannt“, sagt Mießeler. Doch es sei eine seiner „größten Bestrebungen“, wegfallende durch mindestens gleichwertige Arbeitsplätze zu ersetzen.

„Sicherlich sind die Standortfaktoren Betreuung, Integration und Wohnen sehr wichtig. Sie sind wichtig für die Menschen, die hier schon lange leben und die Menschen, die noch zu uns nach Bergheim kommen werden“, sagt Mießeler. In den vergangenen Jahren habe die Verwaltung Konzepte, Angebote, Netzwerke und Hilfen für Menschen mit Behinderung und pflegebedürftigen Senioren erstellt und aufgebaut. Auch bei der Integration sei Bergheim seit vielen Jahren erfolgreich.

Laut Mießeler hat Kösters einen Punkt in seinem Schreiben aber nicht berücksichtigt. „Die Kreisstadt Bergheim verfügt aufgrund ihrer sozioökonomischen Struktur über eine vergleichsweise geringe eigene Steuerkraft bei einem hohen Soziallastenansatz“, erläutert Mießeler. Das heißt: Ausgaben für Bürgergeld und Soziales sind wegen der vergleichsweise hohen Arbeitslosenquote in Bergheim hoch, die Steuereinnahmen gering - vor allem die Einnahmen aus der Gewerbesteuer.

In dem geplanten Rechenzentrum und dem Digitalpark sieht Mießeler dementsprechend eine Chance, die kommunalen Einnahmen zu verbessern. „Viele gute Ideen und Vorhaben insbesondere in den kulturellen, sozialen und sportlichen Bereichen, die derzeit aufgrund fiskalischer Zwänge nicht umgesetzt werden können, werden dann endlich realisierbar sein“, sagt der Bürgermeister. So erhöhe sich die Lebensqualität in Bergheim.