Die amerikanischen Edelkrebse sind von einem Pilz befallen, gegen den sie immun sind, ihre Verwandten in der Erft aber nicht.
PilzbefallKrebspest führt zur Ausbreitung Amerikanischer Flusskrebse in der Erft
In der Erft wütet ein tödlicher Kampf. Amerikanische Flusskrebse breiten sich immer weiter aus. Zwischen Broich und Kaster finde man viele im Fluss, berichten Naturliebhaber. Aber bei weitem nicht nur dort. Besorgniserregend: Viele dieser Tiere sind Träger der sogenannten Krebspest. Das ist ein Pilzerreger.
Die amerikanischen Edelkrebse sind gegen diesen Erreger immun, aber die heimischen Edelkrebse haben noch keine Resistenzen gegen den Pilzbefall der Verwandten von jenseits des großen Teiches entwickelt. Für sie bedeutet der Kontakt mit amerikanischen Flusskrebsen fast immer den sicheren Tod. Dabei waren die imposanten Tiere einst so weit verbreitet, dass sie als billige Mahlzeit Knechten und Mägden serviert wurden. Das ist lange vorbei.
Erft: Der Signalkrebs kommt am häufigsten vor
Am häufigsten tritt in Nordrhein-Westfalen der aus Amerika stammende Signalkrebs auf, der bis zu 18 Zentimeter groß werden kann. Auch die etwas kleineren Kamberkrebse und den Roten amerikanischen Sumpfkrebs findet man inzwischen in der Erft. Nur die einheimischen Edelkrebse haben kaum mehr eine Chance. Nikola Theißen vom überregionalen Edelkrebsprojekt NRW, das die Wiederansiedlung heimischer Arten fördern möchte, sieht das ganz realistisch: „In Fließgewässern ist die Wiederansiedlung der heimischen Art unmöglich. Dort haben sich die amerikanischen Arten komplett etabliert.“
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Zudem beherrschten einige von ihnen, wie etwa die Viril-Flusskrebse und Marmorkrebse, die Kunst der Selbstbefruchtung. „Aber auch die anderen invasiven amerikanischen Arten sind in einem dynamischen Lebensraum wie einem Fluss nicht mehr wegzubekommen.“ Chancen gebe es aber trotzdem: Wenn irgendwo neue Gewässer gegründet würden, in den sich die invasiven Arten noch nicht etabliert hätten, hätten die einheimischen Edelkrebse eine gute Chance: „Abgeschlossene Systeme, etwa in neu geschaffenen Gewässern, bieten der heimischen Art eine Chance. Es dürfen aber keine amerikanischen Arten dort sein.“
Menschen haben die gefährlichen Arten selbst in den Fluss gebracht
Auch Vertreter des Erftverbandes beklagen die Invasion. Ursprünglich seien heimische Flusskrebse, wie der Edelkrebs oder der Steinkrebs, in Mitteleuropa weit verbreitet gewesen. In den vergangenen 150 Jahren seien die Bestände jedoch stark zurückgegangen. Dies liege zum einen an der Urbanisierung der Gewässer, etwa durch Begradigungen, Strukturarmut, Verschmutzung, aber auch am Menschen selbst, nämlich durch absichtliches und nicht absichtliches Aussetzen von nicht heimischen Arten.
Das bestätigt auch Nikola Theißen: „Die Verbreitung der amerikanischen Edelkrebse geht auf verschiedene Ursachen zurück. Manche Tiere sind zufällig mit Schiffen hier herübergekommen, aber viele wurden auch ganz bewusst ausgesetzt in der Hoffnung, in heimischen Gewässern wieder edle Flusskrebse ansiedeln zu können. Und manch einer hat auch einfach sein Aquarium in den Fluss geleert.“
Schon im 19. Jahrhundert gab es ein großes Krebssterben
Schon im 19. Jahrhundert sei es zu einer riesigen Krebspestwelle in deutschen und vielen anderen europäischen Gewässern gekommen, berichtet die Diplom-Ingenieurin weiter. Eine ernstzunehmende Bedrohung für hiesige Arten sei dabei nicht nur die Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum, sondern ein Parasit, die sogenannte Krebspest, ergänzt der Erftverband. Für den Menschen sei der Erreger zum Glück ungefährlich.
Auch die Hoffnung, durch gezieltes Befischen mit Reusen die gefährlichen Invasoren wieder aus dem Fluss vertreiben zu können, trüge. Dafür seien die Edelkrebse viel zu fruchtbar, sagt Theißen. Außerdem sei die Reproduktionsrate der nicht-einheimischen Arten viel höher als die der einheimischen. Auch die Erft tut ihr Teil dazu. Der durch das von RWE eingeleitete Grundwasser aufgeheizte Fluss sei bei den invasiven Arten beliebt, sagt Theißen.
Ihr Fazit: „Die amerikanischen Flusskrebse sind da, und die kriegen wir auch nicht mehr raus.“ Aber es gibt hier und da Ausnahme: „Manchmal haben wir das Glück, dass die invasiven Arten nicht von der Krebspest befallen sind. Dann können beiden Arten nebeneinander existieren.“