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Einsatz in WohnparkPolizisten aus Bergheim nach Prügelvorwurf vom Dienst freigestellt

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild ist ein Ausschnitt aus einer Videoaufnahme und zeigt zwei Polizisten, die auf eine Person einschlagen.

Polizeibeamte prügeln im Wohnpark Zieverich auf einen Mann ein.

Der eskalierte Polizei-Einsatz in Bergheim hat zu ersten Konsequenzen für die Beamten geführt. So geht es nach der erfolgten Suspendierung weiter.

Die Leitung der Polizei im Rhein-Erft-Kreis hat weitere Maßnahmen gegen zwei Polizeibeamte aus Bergheim getroffen, die unter Verdacht stehen, einen Mann vor einem Mehrfamilienhaus zusammengeschlagen zu haben. Die Polizisten wurden vorübergehend vom Dienst freigestellt, heißt es.

Zunächst hatte die Behörde ein Disziplinarverfahren gegen sie eingeleitet. Beide waren anfänglich noch im Dienst, wobei sich einer zeitnah krankgemeldet hatte. Unbeantwortet ist derzeit noch die Frage, ob die Beamten bei dem Vorfall ihre Bodycams eingeschaltet hatten.

Mehrfach mit dem Schlagstock auf die Beine geschlagen

Kurz vor Weihnachten waren die Beamten in den Wohnpark Zieverich an der Otto-Hahn-Straße in Bergheim gerufen worden, weil dort ein Mann randalieren sollte. Bei dem Mann handelte es sich um den 40-jährigen Marcel Vogler, der nach eigenen Angaben Streit mit seiner Lebensgefährtin hatte. Die Frau wollte ihn nicht in die Wohnung lassen, berichtete das Opfer in einem Gespräch mit dieser Redaktion.

Als die beiden Polizeibeamten eintrafen, stand Vogler noch vor dem Mehrfamilienhaus. Die beiden Beamten gingen den 40-Jährigen sehr massiv an. Obwohl sich der Bergheimer augenscheinlich nicht wehrte, schlug ein Beamter mehrfach mit einem Schlagstock auf in ein und trat ihn anschließend so massiv, dass Vogler rückwärts in einen Fahrradständer fiel.

Anwohner filmen Vorfall in Bergheim

Anschließend zogen die Beamten ihn heraus und schlugen weiter auf ihn ein. Erst als eine Dose mit Pfefferspray, die ein Beamter dem Opfer auf den Kopf geschlagen hatte, platzte, hörten die Beamten auf. Das Pfefferspray war offenbar auch einem Beamten ins Gesicht gesprüht.

Die Auseinandersetzung hatte ein Anwohner von einem Balkon aus gefilmt, was den Beamten offenbar nicht bewusst war. Vogler wurde mit zur Wache genommen. Er war stark betrunken, ein Test soll einen Wert von etwa zwei Promille ergeben haben. Im Polizeibericht vermerkten die Beamten, dass der Mann Widerstand geleistet haben soll. Als einen Tag später das Video öffentlich wurde, kamen bei den Vorgesetzten der beiden Beamten Zweifel auf. Eine Straftat der Beamten konnte nicht mehr ausgeschlossen werden. Strafanzeigen wurden gegen die beiden Männer erstattet.

Erste Befragungen sollen bereits stattgefunden haben

Das Polizeipräsidium Köln soll den Fall aufklären. Die Polizisten des Kommissariats 32, die für Beamtendelikte zuständig sind, haben den Fall übernommen. Wie es hieß, sollen bereits erste Befragungen stattgefunden haben.


Solche Gewalteinsätze gehören laut Statistik nicht zum Polizeialltag. Auf Anfrage teilte die Polizeibehörde Zahlen aus der Statistik mit. Im Jahr 2022 gab es im Rhein-Erft-Kreis insgesamt etwa 113.000 Polizeieinsätze. Dabei wurden vier Disziplinarverfahren gegen Beamten eingeleitet, drei davon schließlich wieder eingestellt. In einem Fall stand eine mögliche Körperverletzung im Raum. Das Verfahren wurde auch eingestellt.

Im Jahr 2023 sind ebenfalls von rund 113.000 Einsätzen vier Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Nach Beendigung der Strafverfahren wurden die drei Disziplinarverfahren eingestellt. Ein Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Und 2024 registrierte die Polizeibehörde etwa 103.000 Einsätze. Zwei Disziplinarverfahren wurden eingeleitet. Da beide Strafverfahren noch nicht abgeschlossen sind, gibt es auch bei den Disziplinarverfahren noch keine Ergebnisse. (be)