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Historisches GedenkenKapelle soll in Bergheim an Kloster Bethlehem erinnern

Lesezeit 3 Minuten
Das Abbild des Klosters ist auf einem großen Fels angebracht, der vor einem Feld steht.

Ein Findling mit einer Silhouette erinnert zurzeit auf dem Gelände des rekultivierten Tagebaus Bergheim an das ehemalige Kloster Bethlehem.

Ein Förderverein in Bergheim will bis 2029 eine Gedenkstätte errichten. Die Heilige Barbara könnte den Namen geben.

Ein Findling mit einer stählernen Silhouette erinnert auf dem Fortunafeld, der Fläche des ehemaligen Tagebaus Bergheim, an das Kloster Bethlehem, das nach wechselvoller, mehr als 300-jähriger Geschichte dem Tagebau weichen musste. Jetzt will ein noch zu gründender Verein am alten Standort eine Kapelle als Gedenk- und Einkehrstätte errichten.

Der umtriebige Bergheimer Uwe Ulbrich hatte die erste Idee zu der Kapelle bereits vor mehr als fünf Jahren. Dann verliefen sich die Pläne, bis Ulbrich sie in der jüngeren Vergangenheit wieder aufgriff und einige Mitstreitende um sich sammelte, die die Vision jetzt organisiert konkreter werden lassen wollen. Im Aachener Tor stellte Ulbrich mit der früheren Bürgermeisterin Maria Pfordt, Johannes Hübner vom Niederaußemer Heimatverein und Michael Schneider von den Bergheimer Nibelungen-Pfadfindern das Gründungskonzept des Vereins vor.

Bergheim: Die Kapelle soll ein architektonisches Highlight werden

Für die Kapelle sollen ambitionierte und arrivierte Architekten angefragt und vielleicht sogar ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. „Die Dimensionen kann man sich etwa vorstellen, wie die der Bruder-Klaus-Kapelle unweit des Eifelortes Wachendorf“, sagte Ulbrich. Also „kein Kloster und kein Dom“, wie Hübner ergänzt. Modern soll es sein, nicht historisierend, „und es ist wichtig, dass es ein interkonfessionelles Gebäude wird“, fasst Pfordt die Eckpfeiler der ersten Überlegungen zusammen. „Ein Dokumentationszentrum zum ehemaligen Kloster wollen wir auch nicht, sondern ein architektonisches Highlight, vielleicht als Mahnmal für den Frieden“, sagt Ulbrich. Es soll „das Morgen aus dem Heute und Gestern gebaut werden“, ist sein Grundgedanke.

Die vier Geschichtsliebhaber stehen vor dem Aachener Tor in Bergheim.

Erste Ideen zur Gedenkkapelle stellten Uwe Ulbrich, Maria Pfordt, Johannes Hübner (l.) und Michael Schneider (r.), die einen Förderverein gründen wollen, vor.

Der Verein soll Mitte November gegründet werden, detailliertere Pläne erarbeiten und sich auch um Fördergeld bemühen. „Da gibt es beim Land gute Chancen“, sagt Ulbrich. Zehn potenzielle Mitglieder gibt es bereits, dazu ein, zwei Dutzend Unterstützer aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Eine Idee für einen Namen hat Hübner: „Es wird überlegt, die in Entstehung befindliche Großpfarrei Bergheim mit den Pfarreien aller Stadtteile nach der ehemaligen Fortuneser Pfarre St. Barbara zu benennen, da die geografische Mitte im Tagebau Bergheim liegt. Da würde der Name Barbara-Kapelle gut passen“.

Zur Geschichte des Klosters Bethlehem

Im Mittelalter spielt die Legende um das Kloster Bethlehem. Diebe drangen in die Bergheimer St.-Remigius-Kirche ein und stahlen unter anderem wertvolle Kelche. In einem befanden sich geweihte, für die Banditen jedoch wertlose Hostien. Die güldenen Kelche sollten in Köln „versilbert“ werden. Auf dem Weg warfen die Halunken die Hostien im späteren Bethlehemer Wald ins Gebüsch. Der historisch belegte Oberaußemer Förster Jakob Krämer streifte nächtens durch den Wald und wurde plötzlich von einem Lichtschein geblendet. An der Lichtquelle fand er die Hostien, errichtete ein Holzkreuz und später ein Holzhäuschen mit Gnadenbild.

Um 1650 wurde aus dem hölzernen Kapellchen eine steinerne, es kamen Pilger, in manchen Jahren bis zu 20 000, zum Gnadenbild; Franziskaner errichteten ein erstes Kloster. In der Franzosenzeit um 1802 wurde das Kloster aufgehoben, diente in der Folge als Bauernhof und dem Paffendorfer Freiherr von dem Bongart als Forst- und Jagdhaus. Das Gnadenbild als Pilgerziel wurde in die Bergheimer Pfarrkirche übertragen.

1899 wurde das Gebäudeensemble unter den Elisabethinnen erneut Kloster mit Pensionat, Hauswirtschaftsschule, Krankenpflegestation und Altenheim. Im Zweiten Weltkrieg waren in den Klostermauern Soldaten untergebracht, die Köln und die wichtigen Kraftwerke mittels Flugabwehrkanonen (Flak) vor Luftangriffen schützen sollten.

1964 wurde das Kloster geschlossen, nachdem der Aufschluss des Tagebaus Bergheim beschlossene Sache war, und zwei Jahre später abgebrochen. Die benachbarte Arbeiter-Kolonie Fortuna wurde erst in den 80er-Jahren eingeebnet. Ein Gedenkstein erinnert seit einigen Jahren an das Kloster. Die alte Straßenverbindung von Bergheim nach Oberaußem, die am Kloster entlang führte, wird zurzeit unweit des Findlings neu gebaut.