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EinwurfDas denkt ein Suchtberater und Fußballfan aus Bergheim über Alkohol im Stadion

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt einen Mann mit zwei großen Flaggen an einer Fahnenstange.

Die Flaggen sowohl von Schalke als auch die der Geißböcke hisst Burkhard Thom vor seinem Haus.

Burkhard Thom ist Schalke-Fan, steht aber auch dem 1. FC Köln nahe. Im Interview spricht er über Alkohol im Stadion und gibt einen Tipp ab.

Bereits 126 Pflichtspiele haben der 1. FC Köln und der FC Schalke 04 gegeneinander ausgetragen, doch am Sonntag (9. Februar, 13.30 Uhr) wird das Team um FC-Trainer Gerhard Struber erstmalig die Königsblauen zu einem Heimduell in der 2. Fußball-Bundesliga empfangen. Gespannt blickt der Bergheimer Burkhard Thom auf die Begegnung, trägt der Berater für Suchtkranke und deren Angehörige doch beide Vereine im Herzen. Im Einwurf mit Matthias Breuer sprach der 74-Jährige darüber, wie Fußballvereine und Fans suchtkranken Menschen ein sicheres Umfeld bieten wollen.

Sie sind seit 32 Jahren trockener Alkoholiker. Welche Gefahren birgt ein Stadionbesuch für Sie?

Burkhard Thom: Ich selbst habe eigentlich kaum noch ein Problem, mit meiner Sucht umzugehen. Allerdings muss ich sagen: Suchtkrank bleibe ich ein Leben lang. Die Sucht konnte ich nur zum Schlafen bringen und muss mit einem sorgsamen Umgang darauf achten, dass sie nicht wieder geweckt wird. Wer als trockener Alkoholiker nicht mit Triggerpunkten wie dem Geruch von Alkohol umgehen kann, der sollte wohlweislich einen Besuch im Stadion meiden.

Was tun Vereine, damit trockene Alkoholiker ihren Stadionbesuch sorgenfrei genießen können?

Fortuna Düsseldorf hat sich mit der Selbsthilfegruppe Kreuzbund zusammengeschlossen, um Zonen anzubieten, in denen es eben keinen Alkohol gibt und Alkoholkranke nicht beeinträchtigt werden. Schalke hat eine neue Fan-Gruppierung namens „Schalke Null Bier“, die eine nüchterne Gemeinschaft bilden will, um sich und andere dabei zu unterstützen, keinen Alkohol zu konsumieren bei gemeinsamen Stadionbesuchen. Die Thematik greift also langsam um sich, und ich finde, das ist eine sehr positive Geschichte. Der Fußball muss ja nicht unbedingt immer mit Absturz und K.o.-Saufen in Zusammenhang gebracht werden. Das heißt aber nicht, dass ich von allen Fans verlange, dass sie meinetwegen auf das Trinken verzichten müssen – das wäre unsinnig.

2017 gingen der FC und Pressesprecher Alex Jacob getrennte Wege, da dieser spielsüchtig war. Mit Unterstützung des FC fand er einen Weg aus der Sucht und ist nun Vereinssprecher von Schalke 04. Hat der Sport mit seinen potenziell süchtig machenden Faktoren einen angemessenen Umgang gefunden?

Ich finde, dass in erster Linie die Gesellschaft in der Verantwortung steht, Präventionsmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört aber, dass sich Vereine verantwortungsbewusst verhalten und Präventionsmaßnahmen schaffen für ihre Anhänger und Mitarbeiter. Der ehemalige Fußballspieler Uli Borowka und Werder Bremen sind da ein Musterbeispiel. Als Spieler hat Borowka Topleistungen für Werder gebracht, kam aber besoffen zum Training. Damals hätte er sich gewünscht, dass ihm einer Hilfe anbietet. Heute arbeitet Werder Bremen mit ihm sehr engagiert zusammen, um für junge Leute und Spieler im Umfeld des Vereins da zu sein.

Als Schalke-Fan erleben Sie mal wieder eine Zweitliga-Saison, in der die Königsblauen erneut näher an den Abstiegs- als an den Aufstiegsplätzen sind. Wie konnte das passieren?

Schalke hatte meinem Gefühl nach ein großes Managementproblem – es wurde nie mit dem Geld richtig umgegangen – und hat sehr stark an alten Strukturen geklebt. Zusätzlich besaß der Verein noch nie das Durchhaltevermögen, einem Trainer mal länger Zeit für einen nachhaltigen Erfolg zu gewähren. Ich liebe die alten Spieler und die ehemaligen Verantwortlichen um Gerald Asamoah und Mike Büskens, aber es wurde Zeit, dass dort ein neuer Zeitgeist herrscht. Die jetzige Vereinsführung sehe ich da auf einem sehr guten Weg.

Im Vorgespräch haben Sie gehofft, dass die „Pillen“ aus Leverkusen die Geißböcke möglichst lange im DFB-Pokal wachhalten und für die Begegnung gegen Schalke zermürben werden. Was wünschen Sie sich nun für das Duell am Sonntag?

Dass die Nebenwirkungen so groß sind, dass die FC-Spieler ausgebrannt und lethargisch in die Begegnung gehen, so dass die Schalker die Kölner überrollen können. Ich mag die Kölner, die werden immer mein zweiter Herzensverein bleiben. Dennoch wünsche ich mir einen 2:1-Sieg für meine Schalker.