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Altes HandwerkBedburger deckte Gotthard-Hospiz auf dem Pass ein

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist Dachdecker Michael Nebeler in seiner Werkstatt.

An der Knickbank in der Werkstatt und vor Ort werden die Bleielemente in Form gebracht.

In unserer Serie über altes Handwerk stellen wir den Dachdeckermeister Michael Nebeler aus Bedburg vor.

Der Name Nebeler steht seit 1921 in Bedburg für Dacheindeckungen und Bauklempnerei. Vor fast 40 Jahren hat sich Michael Nebeler (63), der den Betrieb nach Gründer Johann und seinem Vater Franz Nebeler seit 1994 in dritter Generation führt, neben üblichen Dacheindeckungen auf Bleibedachungen spezialisiert. Nach Jahrzehnten an der Carlstraße in Lipp hat das Unternehmen seit 15 Jahren seinen Sitz im Gewerbegebiet an der Adolf-Silverberg-Straße.

Angefangen hat alles mit der St.-Antonius-Kapelle in Bedburg-West, die dort als Erinnerung an den abgebaggerten Ort Buchholz 1985 errichtet wurde. Diese sollte ein Bleidach bekommen. Nebeler übernahm den Auftrag und fand Gefallen an der Technik und am Werkstoff.

Bedburg: Dachdecker arbeitete auch am Schloss in Brühl

Spontan belegte er einen entsprechenden Kursus in England. „England und Frankreich sind die Mutterländer der Bleidachdeckung“, sagt Nebeler. Aber auch in Deutschland kennt man das Bleidach, etwa vom Kölner Dom und vielen anderen Kirchen weltlichen Bauten. Als einer von wenigen Fachmännern in Deutschland war er bald gefragt und wird oft vom Kölner Erzbistum beauftragt.

Die Seiten- und Turmdächer der Brühler Schlosskirche, die Kreuzeinfassung auf der Niederembter Kirche, im vergangenen Jahr ein Dachreiter des Altenberger Doms – die Liste seiner Baustellen ist lang. In Euskirchen deckte Nebeler die große Herz-Jesu-Kirche ein. Bei der Bauabnahme berichtete der Gutachter von einer Züricher Firma, die einen Bleidachdecker für das Hospiz auf dem Schweizer St.-Gotthard-Pass suchte.

Mit seinem einzigen Mitarbeiter, der seit 40 Jahren bei ihm beschäftigt ist, fuhr Nebeler auf den Pass in 2091 Metern Höhe. Mit den Züricher Kollegen deckte er einen Großteil des Dachs in dem kurzen Zeitfenster, das die Witterung dort vorgab. Bis dahin hatte er die Schweizer Dachdecker so weit angelernt, dass sie den Rest allein schaffen konnten.

Unter anderem hat er mit ihnen in der Mittagspause aus kleinen Bleitafeln Tirolerhüte geformt, „damit sie ein Gespür für das Material bekommen“. Denn das Blei wird nicht nur in Bahnen – teils an der Knickbank in Form gebracht – verlegt, in Falzen verbunden und geschweißt. Es müssen auch oft in Handarbeit mit Holzhämmern verschiedener Kopfformen und mit Klopfhölzern Bleiplatten eingeschmiegt werden.

Rhein-Erft: Bedburger ist stellvertretender Obermeister

Dafür sei die Bleibedachung aber besonders haltbar, sagt der Fachmann erläutert, der seit mehr als 40 Jahren Meister und derzeit stellvertretender Obermeister der Dachdeckerinnung im Kreis ist. Das spreche vor allem an großen und hohen Kirchendächern für das Material. „Das ist mit normalen Dachpfannen überhaupt nicht machbar.“ Dennoch fürchtet er das Ende der Bleibedachung, weil die EU das Material komplett verbannen will. „Das geht nicht. Auch die Dombauer etwa sind auf Blei angewiesen. Dafür gibt es keinen Ersatz.“

Und wenn man vorsichtig sei, sei es auch ungefährlich. So trage er bei der Arbeit stets Handschuhe, „und Essen und Trinken ist während der Arbeit tabu“. Solange es die Gesundheit zulässt, will Nebeler weiterarbeiten und sein Wissen weitergeben. Zumal es eine vierte Generation im Familienbetrieb nicht geben wird.


In der nächsten Folge stellen wir den Stellmacher Walter Keil vor.