AboAbonnieren

StädtevergleichRhein-Berg ist kein Hundesteuer-Paradies – das liegt in Westfalen

Lesezeit 3 Minuten
Mit scheinbar traurigem Blick schaut die Bordeaux-Doggen-Hündin Olga anlässlich eines Pressetermins in die Kamera.

Der Hund der Steuerzahler: Mit scheinbar traurigem Blick schaut Bordeaux-Doggen-Hündin Olga eines Pressetermins in die Kamera. (Symbolbild)

Sehr unterschiedlich sind die Hundesteuern in Bergisch Gladbach, Rösrath, Overath, Kürten, Odenthal sowie im Nordteil von Rhein-Berg.

Wer sich einen bellenden Vierbeiner hält, muss dafür auch zahlen: nicht nur Fressen und Tierarztbesuche, sondern auch und vor allem die von den Städten und Gemeinden erhobene Hundesteuer. Für die gibt es zwar erst einmal keine konkrete Gegenleistung – das ist das Wesen von Steuern im Unterschied zu Gebühren. Gleichwohl gibt es zwischen den einzelnen Kommunen große Unterschiede, so der Bund der Steuerzahler, der sich gerne auch um den Hund der Steuerzahler kümmert.

Solche Vergleiche führen in schöner Regelmäßigkeit zu Gerechtigkeitsdiskussionen, bei denen die eine Seite einsame arme Mütterchen und Väterchen im Sinn hat und die andere gut betuchte Protzerinnen und Protzer mit dicken Autos und hochgezüchteten Hündinnen und Rüden – deren Frauchen und Herrchen sollen doch ruhig mal ordentlich was an Steuern abdrücken.

Hunde in Bergisch Gladbach fast 50 Prozent teurer als in Wermelskirchen

Im Rheinisch-Bergischen Kreis (siehe Grafik) ist die Lage, vereinfacht dargestellt, aktuell so: Der Bergisch Gladbacher zahlt am meisten, die Wermelskirchenerin am wenigsten, und die Odenthaler ärgern sich am meisten, weil bei ihnen frisch die Steuern erhöht wurden. Das gilt jedenfalls für den Besitz eines gemeinen Normalhundes.

Der Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW hat es auf sich genommen, die Hundesteuern für alle 396 Städte und Gemeinden in NRW zusammengetragen. In langen Listen hat er aufgeschrieben, was jeweils der erste Normalhund – nennen wir ihn Bello Mustermann - und der erste Gefahrhund, zum Beispiel Rambo Wasguckstdu, an Steuern kostet.

Alphabetisch geht diese Liste von Aachen (120 Euro für Bello, 720 Euro für Rambo) über Nachrodt-Wiblingwerde (75/keine höhere Besteuerung für Gefahrhunde) bis Zülpich (72/588), in der Höhe reicht sie beim Normalhund von Verl (24,60 Euro) bis Hagen (180 Euro).

395 der 396 Kämmerer kassieren eine Steuer schon für den ersten Hund

Übrigens haben 395 der 396 Kommunen eine Hundesteuer, nur Ahlen nicht; einen gesonderten Steuersatz für gefährliche Vierbeiner haben immerhin 318 Kommunen, wobei hier Solingen und Heimbach mit 1200 Euro an der Spitze liegen und Legden mit 120 Euro den niedrigsten Sondertarif hat.

Die Hundesteuern von 2023 auf 2024 erhöht haben 30 Kommunen, darunter aus Rhein-Berg lediglich die Gemeinde Odenthal. Hier stieg der Wert für den ersten Normalhund von 84 auf 100 Euro und der für den ersten gefährlichen Hund von 390 auf 452 Euro. Kreisweit liegen die Odenthaler Bellos und Bellosinen damit auf Platz 3, die Rambos und Rambas von der Dhünn kommen dagegen auf Platz 5.

Bund der Steuerzahler in NRW fordert die Abschaffung

Der Bund der Steuerzahler fordert die Abschaffung der Hundesteuer. Bagatellsteuern seien „nicht mehr zeitgemäß“. Pressesprecherin Katrin Ernst: „Der Verwaltungsaufwand für ihre Erhebung und Kontrolle ist hoch und sie leisten keinen nennenswerten Beitrag zur Sicherung der Kommunalfinanzen.“

Doch gibt es gegen Kritik ein profundes Gegenmittel noch aus Zeiten des Kalten Krieges. Wer vor 1990 in Westdeutschland zu viel mäkelte, bekam den Satz „Dann geh doch nach drüben!“ zu hören. Auf heute übertragen, könnten die klammen kommunalen Kassenwarte formulieren: „Dann geh‘ doch nach Ahlen!“

Wobei: So ganz stimmt das auch nicht. Denn auch die westfälische 53.000-Einwohner-Stadt hat zumindest eine Hundesteuersatzung. Deren Paragraf 2 Absatz 1 Nummer 1 lautet in der Fassung der 8. Änderungssatzung vom 02.11.2023 allerdings: „Die Steuer beträgt jährlich, wenn von einem Hundehalter oder mehreren Personen gemeinsam a) ein Hund gehalten wird 0,00 Euro …“ Fast, aber nicht ganz dasselbe.