Der Tourismus hat für Rhein-Berg hohen Stellenwert, auch darum gibt es hier einen „Wanderbus“. Dessen Nutzerzahlen sind 2023 eingebrochen.
TourismusDem Bergischen Wanderbus laufen die Fahrgäste weg
Die Nutzerzahlen beim „Bergischen Wanderbus“ sind 2023 stark eingebrochen: um 40 Prozent gegenüber dem zweiten Corona-Jahr 2021 und sogar um 56 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Dennoch wird dieses Freizeitbusangebot bislang politisch nicht grundsätzlich infrage gestellt, wie in der jüngsten Sitzung des Zukunftsausschusses des Kreises deutlich wurde.
Ebenfalls vorgelegt wurden im Zukunftsausschuss Nutzerzahlen für das Zwillingsangebot „Bergischer Fahrradbus“ und zu mehreren Nachtbuslinien. Die Daten finden sich in dem von der Kreisverwaltung erarbeiteten Bericht zu den „Freizeitverkehren“ im Kreis.
Dass solche Angebote niemals kostendeckend funktionieren, darüber schienen sich die Kreistagspolitiker einig. CDU-Ausschussmitglied Lennart Höring wies darauf hin, dass Kulturangebote in der Regel ebenfalls nicht kostendeckend seien. Grünen-Fraktionschefin Ursula Ehren wies auf den wirtschaftlichen Nutzen guter touristischer Angebote hin.
Das tat auch die Kreisverwaltung selbst: „Vom Tourismus als Querschnittsbranche profitieren fast alle Wirtschaftsbereiche“, schrieb sie. SPD-Chef Marcel Kreutz fragte zwar (zunächst vergeblich) nach dem Pro-Kopf-Zuschuss pro Fahrgast, stellte aber auch klar, dass er den Zuschussbedarf nicht prinzipiell infrage stelle. Auch die Freien Wähler legten ein Bekenntnis zu dem Angebot ab: „Wir warten jetzt erst einmal 2024 ab“, sagte FW-Vertreter Jan Paas.
Der Wanderbus (Linie 267) ist aus Sicht der Kreisverwaltung ein wichtiger Baustein bei den touristischen Angeboten im Kreis, bringe er doch seine „Fahrgäste – insbesondere Wanderinnen und Wanderer – bequem und komfortabel in die schönsten Ecken des ‚Bergischen Wanderlandes‘“, wie die sonst so eher kühl und sachlich formulierende Kreisverwaltung fast schon schwärmt.
Der Bus fährt in der wärmeren Jahreshälfte an den Wochenenden sowie an Feiertagen zwischen Odenthal und Wermelskirchen. Beteiligt an dem Angebot sind neben dem Kreis die Kommunen Odenthal und Wermelskirchen, die regionale Tourismusorganisation Naturarena sowie das Verkehrsunternehmen RVK; es gilt der reguläre VRS-Tarif – und damit auch das Deutschland-Ticket.
Nach „Komplikationen“ mit dem alten Betreiber ist seit 2023 ein Kölner Busunternehmen im Auftrag der RVK unterwegs, mit dem die Zusammenarbeit problemlos sei, so die Kreisverwaltung weiter. Gleichwohl seien die Zahlen stark rückläufig.
Kreis sieht viele Gründe für Fahrgastschwund
Der Kreis listet eine ganze Liste möglicher Faktoren auf, die zu dieser Entwicklung beigetragen haben könnten: So habe beispielsweise der Linienweg nach dem Hochwasser 2021 geändert werden müssen; das Ziel Maria in der Aue sei 2022 weggefallen und die erste und letzte Fahrt beginne und ende jetzt in Bergisch Gladbach statt Rösrath. Für die nächste, vermutlich mit Beginn der Osterferien beginnende Saison soll nun die Werbung auf den verschiedenen Kanälen wieder verstärkt werden.
Weniger auffällig sind die Veränderungen beim Bergischen Fahrradbus, allerdings wurden hier auch nur die Daten für 2023 und für das Vorjahr vorgelegt. Der Fahrradbus wurde 2017 als neues interkommunales Freizeitangebot installiert, führt entlang des Panorama-Radwegs Balkantrasse sowie des Bergischen Panorama-Radwegs und verbindet die Endbahnhöfe in Opladen und Marienheide. Unterwegs passiert er unter anderem Burscheid, Wermelskirchen, Hückeswagen und Wipperfürth.
Zubringer zum Fahrradbus fährt meistens leer
Ergänzend zu dieser Hauptlinie verkehrt an den Betriebstagen des Fahrradbusses die Linie 430 zwischen Bergisch Gladbach und Burscheid mit einem Fahrradanhänger als Zubringer. Auf der Hauptstrecke wurden während der Saison 2023 insgesamt 2603 Personen befördert, 2022 waren es 3196. Es habe aber auch weniger Betriebstage gegeben. „Bei 55 Betriebstagen entspricht dies einer durchschnittlichen Zahl von 47,3 Personen pro Betriebstag (2022: 47,0)“, erläutert der Kreis.
Dagegen wurden auf der Zubringerlinie im Jahre 2023 bei 458 erfassten Fahrten lediglich 139 Fahrräder transportiert. „Der Fahrradanhänger wird also nur auf weniger als jeder dritten Fahrt überhaupt genutzt und ansonsten leer mitgeführt“, so der Kreis.
Teil 3 des erstmals vorgelegten Freizeitverkehrsberichts betrifft die Nachtbuslinien. Hier gibt die Kreisverwaltung Zahlen für die Wupsi-Linien N41 bis N44 an. Danach saßen um 0.15 Uhr durchschnittlich 19 Fahrgäste in jedem der Busse, um 1.15 Uhr waren es 17, um 2.15 noch 15 und um 3.15 Uhr noch acht Fahrgäste pro Bus.