StrundewegMit dem Fahrrad von der Quelle bis nach Köln
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Rhein-Berg/Köln – Etwas versteckt liegt die Quelle des Bachs, der seit dem überschwänglichen Lob des Dichters Vinzenz von Zuccalmaglio aus dem 19. Jahrhundert bis heute als „fleißigster Bach Deutschlands“ gilt. Kein Wunder, schließlich trieb der Wasserlauf einst an die 40 Mühlen an auf seinem gerade mal 20 Kilometer langen Weg von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein. Wir müssen nicht ganz so fleißig sein, denn auf unserer Tour entlang der Strunde folgen wir dem Gewässer vor allem bergab. Der im Rahmen des Projekts „Regionale 2010“ neu ausgewiesene Strundeweg bietet eine entdeckungsreiche Tour – und der unscheinbare Bach wird uns unterwegs mehr als einmal überraschen.
Vom Parkplatz links neben der Kirche St. Johannes der Täufer in Herrenstrunden sind es nur ein paar Schritte bis zur Quelle des fleißigen Bachs, der hier sprudelnd aus dem Karstgestein entspringt. Gleich neben dem Quelltopf steht auch die erste Stele des Lyrikpfads, derzeit ausgestattet mit Gedichten von Norbert Scheuer. Ein Teil des Strundewassers wird wenige Meter nach der Quelle von einem runden Pumpenhaus aus für die Papierherstellung direkt Richtung Gladbacher Stadtmitte geleitet. An den Außenwänden des Rundbaus informieren Tafeln ebenso über die Entstehung des hiesigen Kalkgesteins vor 375 Millionen Jahren wie über die früheren Mühlen entlang der Strunde sowie die Sagen und Geschichten, die sich um sie ranken.
LVR-Industriemuseum lädt zur ersten Rast
Ein blaues Quadrat mit gelbem Dreieck wird uns den Weg zum Rhein weisen. Nur kurz folgen wir dabei der viel befahrenen Landstraße in Herrenstrunden nach links an der Malteser-Komturei vorbei. Sie diente einst als Wirtschaftszentrum des Ritterordens der Johanniter, die sich ab 1530 nach ihrem Hauptsitz auf der Mittelmeerinsel Malta „Malteser-Orden“ nannten. Wir radeln rechts in den Malteserweg, überqueren die Strunde und biegen dann links auf einen Weg ein, der uns an der historischen Maltesermühle und dem Teich hinter der gelben Burg Zweiffel aus dem 17. Jahrhundert vorbeiführt.
Vorbei am alten Freibad von Herrenstrunden und Gut Schiff erreichen wir den landschaftlich schönsten Teil des Strundetals. Der Radweg führt kurz nach Beginn des ausgedehnten Auenwaldes nach rechts von der Straße weg. Entspannt passieren wir Relikte alter Pulvermühlen, glucksende Wasserläufe und die Igeler Mühle, in der sich heute ein buddhistisches Meditationszentrum befindet. Das LVR-Industriemuseum in der Papiermühle Alte Dombach lädt zu einer ersten Rast ein, zumal das Café seit kurzem neu eröffnet hat und gleich nebenan ein Mühlen-Themenspielplatz auch die jungen Radler lockt.
Mit der Idylle des Strundetals ist es wenige Radelminuten später jäh vorbei. Wir erreichen den Vollmühlenweg und passieren die derzeitige Großbaustelle in der Innenstadt am schnellsten, indem wir links zur Hauptstraße fahren und dieser dann nach rechts quer durchs Warnbaken-Gewimmel an der evangelischen Gnadenkirche vorbei bis zur Poststraße gegenüber der Hauptzufahrt zum Papierwerk Zanders an der Gohrsmühle folgen. Hier überqueren wir die gleichnamige Straße und folgen dem Radweg auf der anderen Seite zurück und dann im Rechtsbogen hinauf Richtung Heidkamp. Achtung: Wenige Meter nach der nächsten Ampelkreuzung führt der Strundeweg dort unvermittelt nach rechts von der Straße weg und bald durch die Gartensiedlung Gronauer Wald, die ab 1897 für Zanders-Mitarbeiter errichtet wurde. Wer spät dran ist, kann im Steakhaus gegenüber dem malerischen Gebäude-Ensemble rund um die große Eiche einkehren, es öffnet nämlich erst am späten Nachmittag.
Zwischen Pferdekoppeln und Strundebett
Auf dem Gronauer Waldweg steuern wir bald auf die Gronauer Moschee zu. In der folgenden Rechtskurve am Finanzamt entkommen wir dem Verkehrstrubel geradeaus auf der alten Trasse der Straßenbahn-Linie G. Durch Schlodderdich geht’s zur Gierather Mühle an der Stadtgrenze zu Köln. In Strunden wartet die Einkehr „Em Höttche“ mit besonderem Service auf: Neben dem Biergarten gibt’s eine Fahrrad-Luftstation und einen Fahrradschlauch-Automaten.
Zwischen Pferdekoppeln und Strundebett radeln wir kurz darauf wieder durchs Grüne, werfen einen Blick über den Biogarten der VHS auf den Thurner Hof. Der wohl älteste Herrenhof an der Strunde wird schon im 9. Jahrhundert urkundlich erwähnt.
Nicht wundern: Unsere Route führt kurz darauf quer durchs Sportgelände des Turnvereins Dellbrück. In den Grünanlagen dahinter treffen wir auch die Strunde wieder. An ihren grünen Ufern radeln wir nun durch die Stadt. Zwischendurch geht’s immer mal wieder über kleine Sträßchen. Gut Iddelsfeld liegt ebenso am Weg wie eine ehemalige Baumwollbleicherei mit alten Schloten und das etwas versteckt gelegene Haus Isenburg.
Kurz vor der der Autobahn A3 macht uns ein Wegweiser neugierig auf ein „Kreuzwasser“. Die Strunde wird hier mit einer Brücke über den tiefer verlaufenden Faulbach geleitet und gibt einen guten Teil ihres Wasser in ihn ab. Bis vor wenigen Jahren floss die Strunde einige Kilometer weiter in die Kanalisation. Weil das aber aufgrund der neuen Europäischen Wasserrahmenrichtlinie nicht mehr erlaubt ist, versickert das nicht in den Faulbach abgeflossene Strunde-Nass jetzt im folgenden Bachbett. Der Ort, „wo die Strunde untergeht“, ist auch heute noch zu sehen, einen Steinwurf entfernt lockt ein weiterer Wasser-Themenspielplatz.
Die restlichen zwei Kilometer bis zum Rheinufer machen sich die Strundeweg-Schilder etwas rar, und wir halten zusätzlich nach den rot-weißen Wegweisern der Radregion Rheinland Ausschau. Sie führen uns durch die Arnsberger Straße und eine lange Eisenbahnunterführung, weiter durch Sonderburger Straße und Jan-Wellem-Straße zum Wiener Platz. Nach dessen Unterführung sind es nur noch wenige Meter durch die Bachstraße, bis wir den Rhein erreichen und unterhalb der Mülheimer Brücke stromaufwärts den Dom sehen. Was uns die Strunde alles zeigen kann . . .
Die Strecke
Start: Parkplatz unweit der Strundequelle links neben der Kirche von Bergisch Gladbach-HerrenstrundenZiel: Rheinufer unterhalb der Mülheimer BrückeMarkierung: bis auf letzte Kilometer gut ausgeschildert mit gelbem Dreieck auf blauem GrundLänge: 20,8 km von der Strundequelle bis zum RheinRückfahrt: Mit dem Rad gut 1 km zurück zum Bahnhof Köln-Mülheim, mit S 11 nach Gladbach (3,80 Euro pro Erw., 2,80 pro Fahrrad), dann mit dem Rad zum AusgangspunktProfil: Freizeittour, kaum Steigungen, bis auf aktuelle Baustellenpassage in Gladbachs Mitte gut für Familien geeignet.Sehenswürdigkeiten: Strundequelle, Malteser-Komturei, Burg Zweiffel, Gut Schiff, frühere Pulvermühle im Strundetal, LVR-Papiermuseum Alte Dombach mit Einkehr und Themenspielplatz; Gartensiedlung Gronauer Wald, Gierather Mühle, Turner Hof, Gut Iddelsfeld, Haus Isenburg, Bachüberquerung der Strunde („Kreuzwasser“), „Untergang der Strunde“ mit Themenspielplatz, Jan-Wellem-Denkmal in Mülheim, Domblick vom Rheinufer.Mögliche Raststopps: Café am Papiermuseum Alte Dombach, Biergarten „Quirl’s“ an Gladbachs Gnadenkirche, Steakhaus in der Gartensiedlung Gronauer Wald, „Em Höttche“ in Köln-Strunden mit Fahrradluftstation und Schlauchautomat.www.dasbergische.dewww.vrsinfo.de