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Stadt- und Gemeinderäte in Rhein-BergKaum noch Politiker der Kriegsgeneration

Lesezeit 7 Minuten
Stadtrat_Bergisch_Gladbach

Eine Sitzung des alten Rates im Bergischen Löwen unter Corona-Bedingungen. In allen Kommunen und im Kreis treten die frisch gewählten die Kommunalpolitiker ihre Ämter an. 

Rheinisch-Bergischer Kreis – Wenn Anfang November die neu gewählten Stadt- und Gemeinderäte in Bergisch Gladbach, Rösrath, Overath, Kürten und Odenthal und der Kreistag zu ihren ersten Sitzungen zusammenkommen, wird dies eine Zäsur sein. Zum ersten Mal seit Bestehen der Bundesrepublik werden in fünf der sechs politischen Gremien keine Vertreter der Kriegs- und Vorkriegsgeneration mehr vertreten sein.

Das hat sich so ergeben, teils durch die Wahlergebnisse am 13. September und teils durch persönliche Rückzüge aus der Politik. Einzig in Overath haben die Grüne Ursula Maaßen und Dieter Rose (FDP) das Geburtsjahr 1944 im Pass stehen, Alterspräsidentin Katharina Röße-Von Cube (SPD), die anstelle von Jörg Weigt in den Rat einzieht, sogar das Jahr 1934.

Erstmals der Milleniumsjahrgang vertreten

Auf der anderen Seite der Geburtsjahrgänge taucht zum ersten Mal der Jahrgang 2002 auf. Jan Steinstraßen, 18, besucht die Gesamtschule Kürten und ist dort Schülersprecher. Künftig sitzt er für die Grünen im Kürtener Rat.

Steinstraßen ist einer von zwei gewählten Vertretern, deren Geburtsjahr mit einer „20“ vorne anfängt. Jeremi Kalandyk, künftig für die CDU im Odenthaler Rat, kam im Jahr 2000 zur Welt. Zum nachrückenden 1999er-Jahrgang gehören Daniel Bender, für die Grünen im Kreistag, das neue Rösrather Ratsmitglied Julia Heuchert (SPD) sowie die Gladbacher Ratsmitglieder Corvin Kochan (SPD) und David Kirch (Grüne).

Mit einem Altersschnitt von 51,0 Jahren ist der Gladbacher Rat auch das jüngste, der Kreistag mit 56,5 Jahren das älteste Gremium. 87 der 294 Vertreter sind weiblich, was einem Anteil von 29,6 Prozent entspricht. Die höchste Frauenquote gibt es im Odenthaler Rat mit 37,5 Prozent (12 von 32), in Overath die niedrigste mit 20,5 Prozent (9 von 44).

Bergisch Gladbach

Grüne und SPD sorgen in ihren Fraktionen für eine 50-Prozent-Frauenquote, bei beiden Parteien ist die Hälfte der Ratsmitglieder weiblich (8 von 16 bzw. 5 von 10). Die CDU hinkt hinterher, mit 5 von 20 liegt die Quote bei nur 25 Prozent. Der neue Rat verkleinert sich von 62 auf 56 Sitze, 27 Ratsvertreter aus dem alten wechseln ins neue Gremium, 35 scheiden aus, 29 sind neu. Der Frauenanteil steigt von 32,2 (20 von 62) auf 33,9 Prozent (19 von 56).

Frauenanteil-Rhein-Berg-Raete-01

Das Durchschnittalter liegt durchweg über 50 Jahre. Der Anteil weiblicher Ratsmitglieder variiert stark.

Ältestes Ratsmitglied wird Rolf-Dieter Schacht von der CDU sein, geboren am 2. Juli 1945. 31 der 56 Ratsmitglieder sind 50 Jahre und älter. Exotische Geburtsorte fehlen, vertreten sind Bremen, Hamburg, Frankfurt am Main, Straubing, Freudenstadt, Arnstadt, Boppard, das Ostseebad Kühlungsborn und Pörndorf in Bayern.

Odenthal

12 Frauen (37,5 Prozent) sitzen im neuen Rat 20 Männern gegenüber. Bislang lag das Verhältnis bei 11 zu 21 (34,4 Prozent). Dennoch ist dies die höchste Frauenquote in den heimischen Parlamenten. Mit 60 Prozent verfügt die SPD über den höchsten Frauenanteil (3 von 5). Bei CDU und Grünen halten Frauen je ein Drittel der zwölf Sitze, bei der FDP gibt es nun auch eine Ratsfrau. 1688 Jahre Lebenserfahrung sitzen im Rat, das Durchschnittsalter liegt bei 52,6 Jahren. Jüngster ist mit 20 Jeremi Kalandyk (CDU), ältester sein Parteikollege Manfred Dillenburg (70).

Im neuen Rat sind etliche Ur-Odenthaler vertreten, auch wenn sie mangels Krankenhaus andernorts zur Welt kamen. In den Rat ziehen auch eine gebürtige Berlinerin und eine Wienerin ein, mindestens zwei Räte haben polnische Wurzeln.

Kürten

Im Kürtener Rat ist künftig Helmut Werning (Jahrgang 1947, SPD) das älteste Mitglied, 55 Jahre trennen ihn von Jan Steinstraßen, dem jüngsten Ratsvertreter. Überhaupt nur ein Ratsmitglied ist zwischen 1980 und 1989 geboren (Mario Bredow, 1984). Das Durchschnittsalter liegt bei 53,6 Jahren, der Frauenanteil bei 23,8 Prozent (10 von 42). Vier Frauen gibt es bei den Grünen (50 Prozent), drei bei der CDU (19 Prozent), zwei bei der FDP (50 Prozent) und eine bei den Freien Wählern (17 Prozent).

15 der 42 Gemeinderäte rücken neu ins Gremium. In Kürten geboren sind lediglich Bürgermeister Willi Heider und Helmut Müller (CDU), bei den meisten steht Bergisch Gladbach im Ausweis. Vertreten sind als Geburtsorte auch Duisburg, Mönchengladbach, Bielefeld, Witten, Sulzbach/Saar und Lippstadt.

Rösrath

Durch noch mehr Überhang- und Ausgleichsmandate als bereits in der vorigen Wahlperiode wächst der Rösrather Stadtrat von 46 auf 50 Sitze. Dabei ist genau die Hälfte der Ratsmitglieder neu in dem Gremium. Die meisten neuen Gesichter finden sich bei den Grünen, deren Fraktion von sechs auf zwölf Mitglieder wuchs – acht davon sind neu im Stadtrat. Bei der FDP sind 50 Prozent (zwei von vier Mitgliedern) neu, ebenso bei der Linken und der AfD (je eines von zwei Mitgliedern).

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Die neuen Fraktionen Fors-Park (vier Sitze) und ZLR (zwei) bringen naturgemäß 100 Prozent Neue in den Stadtrat. Bei der CDU sind knapp ein Drittel der Ratsmitglieder neu, bei der SPD ein Viertel. 35 Männer und 15 Frauen sitzen im neuen Stadtrat, der Frauenanteil bleibt etwa gleich, er liegt bei 30 Prozent (bisher 30,4).

Zu 100 Prozent aus Frauen besteht die Linke-Fraktion, SPD und ZLR erreichen 50 Prozent. Bei CDU, Grünen und FDP sind ein Viertel der Ratsmitglieder Frauen. Bei Fors-Park und AfD sitzen nur Männer.

Das Durchschnittsalter im Stadtrat liegt bei 52,8 Jahren, die FDP stellt mit einem Durchschnitt von 44,3 Jahren die jüngste Fraktion, die SPD mit 48 Jahren die zweitjüngste. Es folgen CDU (51,9), Fors-Park (52,5), ZLR (54), Grüne (57,8), AfD (59,5) und Linke (60). Die ältesten Ratsmitglieder sind Reinhold Henseler (CDU) und Hardy Schumacher (Grüne), beide Jahrgang 1946. Jüngstes Ratsmitglied ist Julia Heuchert, Jahrgang 1999. 

Overath

Der 44-köpfige Overather Stadtrat bleibt eine Männerdomäne: Nur 20,5 Prozent beträgt der Frauenanteil. Drei Frauen gehören der CDU-Fraktion an, vier den Grünen, zwei der SPD. Bei FDP und AfD sind keine Frauen vertreten.

Die ältesten Ratsmitglieder sind neben Katharina Röße-Von Cube Ursula Maaßen (Grüne), Dr. Dieter Rose (FDP) und die SPD-Ratsheren Jürgen Tichy und Peter Rhein (beide Jahrgang 1946).

Jüngstes Ratsmitglied ist Simon Weigelt (SPD), der 1995 geboren wurde. Neun Ratsmitglieder sind zwischen 1951 und 1960 geboren worden, in den geburtenstarken Jahrgängen. Der Altersdurchschnitt im neuen Overather Stadtrat liegt bei 54,8 Jahren. 17 Ratsmitglieder sind neu dabei, 27 wurden erneut in den Stadtrat gewählt.

Exotische Geburtsorte weisen die Ratsmitglieder nicht auf, einige sind jedoch weit entfernt geboren, in Chemnitz, Schwäbisch Gmünd oder Suhl. Beruflich sind die Ratsmitglieder selbstständig, als Angestellte tätig, Rentner oder in pädagogischen Berufen.

Neuer Kreistag hat 70 Mitglieder

70 Mitglieder hat der neue Kreistag, Folge des Wahlergebnisses, bei dem die CDU mit einer Ausnahme zwar in allen Wahlbezirken die meisten Stimmen holte, sich den Kuchen insgesamt aber mit den sechs Mitbewerbern Grüne, SPD, FDP, AfD, Linken und Freien Wählern (FW) teilen muss.

Nach dem im Amtsblatt vom 22. September veröffentlichten Ergebnis stellen die Frauen mit rund einem Drittel der Mandate im neuen Kreistag klar die Minderheit: 46 Männern stehen 24 Frauen gegenüber. Wäre es bei diesem Amtsblatt-Stand geblieben, hätten die Grünen mehr Frauen als Männer, nämlich 9:8, entsandt.

Doch die Wählerinnen und Wähler in Rösrath haben das verhindert und die Kreistagsabgeordnete Bondina Schulze zur Bürgermeisterin gekürt. Statt ihrer zieht nun Norbert Dörper aus Odenthal in den Kreistag ein, und damit haben auch bei den Grünen die Männer wieder die Nase vorn.

Genaue Geschlechterparität gibt’s bei den beiden Linken. SPD (6:7) und FDP (2:3) verfehlen das Ziel der gleichen Zahl ähnlich wie die Grünen knapp, die CDU dagegen mit 6:21 klar und die AfD und die Freien Wähler mit jeweils 0:3 ganz eindeutig.

Altersmäßig tun sich die politischen Kräfte wenig. Außer bei der FDP dominieren im Schnitt die Babyboomer: Die Vertreter der Freien Wähler sind 65, die der AfD 60, der Linken 62, der Grünen 58, der CDU 57 und der SPD 55 Jahre alt. Dagegen sind die Liberalen erst 48, was den Gesamtdurchschnitt auf 57 Jahre drückt. Ältestes Kreistagsmitglied ist eine 1947 geborene Christdemokratin, jüngstes ein Grüner von 1999.