Kritische BürgerRösrather Rat diskutiert den Haushalt und Bürger protestieren vor der Tür

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Die Mitglieder der Bürger-Solar-Gesellschaft sehen sich von der Stadt getäuscht, sie beziffern ihre Forderung auf 40 000 Euro.

Die Mitglieder der Bürger-Solar-Gesellschaft sehen sich von der Stadt getäuscht, sie beziffern ihre Forderung auf 40.000 Euro.

Im Rathaus ging es um den Haushalt - vor der Tür um das Hallenbad und die Forderungen der Solar-Gesellschaft.

Mit Transparenten empfingen rund 70 Bürgerinnen und Bürger die Stadtratsmitglieder vor ihrer Sitzung, bei der es vor allem um den Haushalt 2024 ging (siehe Bericht unten). Ein Teil der Anwesenden protestierte gegen die anvisierte vorläufige Schließung des Hallenbads in der Scharrenbroicher Straße, ein anderer Teil forderte eine Entschädigung der Bürger-Solar Grundschule Hoffnungsthal GbR“, die wegen der Arbeiten zur Erweiterung der Grundschule ihre Solaranlage auf dem Dach des Gebäudes abbauen musste, ohne dass die Stadt die Gesellschaft dafür entlastete.

„Das Schwimmbad muss bleiben!“ forderten Eltern und Kinder auf einem Transparent. „Es ist lebensnotwendig, dass die Kinder bei uns schwimmen lernen“, sagte Nadja Heinrichs, Sportlehrerin an der Gemeinschaftsgrundschule Rösrath. Andrea Bosbach, Vorsitzende des Bergischen Schwimmclubs 68 Overath/Rösrath (BSC), wandte sich gegen einen Vorschlag der Stadt, Schwimmkurse und Schwimmunterricht für die knapp zwei Wochen vor den Sommerferien ins Freibad Hoffnungsthal zu verlegen: Wenn das Wetter heiß sei, sei das Freibad voll und die Aufsicht über die Kinder kaum zu gewährleisten, an kälteren Tagen sei das Wasser für kleine Kinder zu kalt.

Da sind wir einheitlich zu dem Schluss gekommen, das Bad zu schließen.“
Bianca Lorenz, Beigeordnete

Lorenz verkündete das Ergebnis der Prüfung zum Hallenbad-Betrieb: Zum einen seien die technischen Voraussetzung für eine Öffnung des Bads derzeit „nicht gegeben“, zum anderen fehle eine Fachkraft für den Bäderbetrieb. „Da sind wir einheitlich zu dem Schluss gekommen, das Bad zu schließen.“ Die Entscheidung betreffe die knapp zwei Wochen bis zum Beginn der Sommerferien, eine Schließung in den Ferien wegen Arbeiten an der Badtechnik war ohnehin geplant.

„Für die Zeit nach den Sommerferien arbeiten wir bereits an einer Lösung“, sagte Lorenz. Anvisiert ist eine fest vereinbarte Kooperation mit den Stadtwerken, die über das benötigte Fachpersonal verfügen. Auf die derzeit fehlenden technischen Voraussetzungen für den Bad-Betrieb ging Lorenz nicht näher ein, aber offenbar sind die Probleme lösbar. Schulze sprach von einer „technischen Veränderung“, von der sie zuvor noch nicht gewusst habe, die aber eine vorläufige Schließung erforderlich mache.

Zum vorübergehenden Verlegen des Schwimmunterrichts ins Freibad sagte Lorenz angesichts günstiger Wettervorhersagen: „Wir halten es für zumutbar, dass die Kinder für diese neun bis zehn Tagen vor den Ferien Schwimmunterricht im Freibad erhalten.“ Vereine und Schulen könnten sich „mit einem bisschen gutem Willen“ darauf einstellen.

Wir haben ein Angebot gemacht.
Bondina Schulze, Bürgermeisterin

Angesichts fortdauernder Bedenken des BSC sagte Schulze zum Unterricht im Freibad: „Wir haben ein Angebot gemacht.“ Es bleibe bei der vorläufigen Schließung des Hallenbads. Für SPD und Fors-Park, die beantragt hatten, den Hallenbad-Betrieb aufrechtzuerhalten, zeigte sich SPD-Fraktionschefin Petra Zinke einverstanden mit der vorläufigen Schließung: „Als wir den Antrag gestellt haben, waren uns die technischen Probleme noch nicht bekannt.“

Gegen die Schließung des Hallenbads – auch wenn es nur zeitlich befristet ist – gab es Proteste.

Gegen die Schließung des Hallenbads – auch wenn es nur zeitlich befristet ist – gab es Proteste.

Über das Anliegen der „Bürger-Solar Grundschule Hoffnungsthal GbR“ wurde im Stadtrat indessen nicht diskutiert. Die Demonstrierenden hatten vor der Sitzung erklärt, durch den Abbau der Anlage im Jahr 2022 sei bis jetzt ein Schaden von rund 40 000 Euro entstanden, ohne dass die Stadt die Gesellschaft angesichts der Kosten und Ertragsausfälle entlaste. Es sei vertraglich vereinbart, dass die Stadt „keine baulichen Veränderungen am Gebäude“ durchführe, die zu einer Beeinträchtigung der Solaranlage führen könnte, stellte Anke Lieth auf einem Transparent fest. Sie warf der Stadt „Vertragsbruch“ vor.

Bürgermeisterin Schulze vermied vor der Sitzung eine Begegnung   mit den Demonstrierenden. Zu möglichen Ansprüchen der Gesellschaft sagte sie zu dieser Zeitung im Vorfeld: „Das ist in Prüfung.“ Die Solaranlage auf dem Grundschuldach in Hoffnungsthal war seit 2010 in Betrieb, sie ist das erste Bürger-Projekt dieser Art in Rösrath – lange bevor 2023 die Bürgerenergiegenossenschaft Bürger-Energie Rösrath (BER eG) gegründet wurde.

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