Eine neue Drohnenstaffel stellt das Deutsche Rote Kreuz für Rhein-Berg in Dienst. Mithilfe einer mit Kamera und Lautsprecher ausgerüsteten Drohne sollen ebenso Vermisste gesucht wie Brände erkundet werden können.
Neue DrohneneinheitIm Notfall kommt in Rhein-Berg nun Hilfe aus der Luft
Während der Starkregenflut im Juli 2021 mussten auch in Rösrath Menschen teils stundenlang abgeschnitten von der Außenwelt ausharren, ohne entdeckt zu werden. „Hiermit hätten wir sie gefunden“, sagt die DRK-Kreis- und Rösrather Ortsvorsitzende Ingeborg Schmidt und zeigt auf ein Fluggerät, das künftig im Notfall kreisweit angefordert und von speziell ausgebildeten DRK-Mitarbeitenden an den Start gebracht werden kann.
Die Drohne „DJI 30 T“ kann via Lautsprecher Durchsagen verbreiten, per Fernsteuerung und Videoübertragung aus sicherer Entfernung gefährliches Terrain erkunden, selbst Hindernissen ausweichen und allein zurückfinden.
„Auch bei Waldbränden oder der Suche nach Glutnestern auf Gebäuden, kann die Drohne der Feuerwehr hilfreich sein“, sagt Schmidt am Samstag bei der Vorstellung der neuen Drohnenstaffel. Diese wird vom DRK Rösrath, wo die Drohne stationiert ist, gemeinsam mit dem Kreisverband und dem in Bergisch Gladbach stationierten Einsatzleitwagen des DRK betrieben und soll künftig von Feuerwehren und Rettungsorganisationen über die Feuer- und Rettungsleitstelle angefordert werden können.
Alles zum Thema Deutsches Rotes Kreuz
- Bergisch Gladbach hilft Ein Funken Hoffnung für die Nächte im Bunker
- Großübung des Kreises Viele „Verletzte“ nach Explosion in Bildungsstätte Steinbachtalsperre
- Großübung Wipperfürths Feuerwehr trainiert den Einsatz im Seniorenheim
- Abschied in Waldbröl Nach 42 Jahren sagt Christa Kräutner der Kita auf Wiedersehen
- Jubiläum In Gummersbach-Derschlag wird der DRK-Ortsverein 100 Jahre alt
- Behandlungsplatz eingerichtet Hilfsorganisationen bereiten sich in Pulheim auf Ernstfall bei der EM vor
- Vermisster Junge Lohmarer Jo Langen unterstützt die Suche nach Arian in Bremervörde
Die Drohne habe eine Reichweite von maximal 15 Kilometern und könne bis zu 5000 Meter hoch fliegen, wenngleich sie auch im Einsatz mit Sondergenehmigung lediglich 500 Meter aufsteigen dürfe, erläutert der Leiter der neuen Drohnenstaffel, Nicolas Hillebrand.
Drohne kann selbst in der Nacht Hindernissen selbstständig ausweichen
Durch Abstandssensoren umfliege die Drohne auch bei Dunkelheit sämtliche Hindernisse und sei zudem mit einem speziellen Sensor zur Erkennung für Verkehrsflugzeuge ausgestattet. Doppelte Fernsteuerungseinheit, doppelter Akku, mehrere Navigationssysteme und ein automatischer Heimflugmodus – „Wir haben viel Wert auf die Sicherheit gelegt“, sagt Hillebrand, der auch privat als Drohnenpilot unterwegs ist.
Mit einer Wärmebildkamera können Vermisste selbst bei absoluter Dunkelheit aufgespürt werden, eine Messfunktion hilft, Entfernungen zu ermitteln, und mit dem starken Zoom der eingebauten Kamera lassen sich selbst kleinste Details aus großer Entfernung gestochen scharf sehen, wie Hillebrand den Gästen beim Vorstellungstermin auf dem Sülztalplatz durch Heranzoomen eines Strommastes bei Menzlingen zeigt: Auf dem großen Bildschirm im Einsatzleitwagen des DRK ist jedes Detail des von der Drohne übermittelten Videobilds zu erkennen. Und dabei hat diese den Sülztalplatz noch nicht mal verlassen.
Spezial-Drohne ist noch einsatzbereit, wenn andere längst schlapp machen
Zudem ist das neue Fluggerät der Retter auch dann noch einsatzbereit, wenn andere Drohnen längst schlapp machen würden. „Wir können bis Windstärke 6 starten, bei Regen und von bis zu minus 20 Grad Celsius bis plus 50 Grad“, so Hillebrand. „Und in der Kamera ist eine Heizung: Selbst bei Frost haben wir noch ein scharfes Kamerabild.“
Mit einem eingebauten Lautsprecher lassen sich von der Drohne aus vorproduzierte oder live per Funk übermittelte Durchsagen machen. Im Einsatz dürfe die Drohne der Retter – anders als andere Drohnen – nicht nur höher aufsteigen (500 statt 120 Meter), sondern auch unbeteiligte Personen überfliegen, erklärt der Drohnenexperte.
30 DRK-ler sollen sicherstellen, dass Drohne stets einsatzbereit ist
Acht Drohnenpilotinnen und -piloten sind bereits ausgebildet, weitere 16 sollen folgen. Insgesamt soll ein 30-köpfiges Team dafür sorgen, dass die Drohne jederzeit einsatzbereit ist. Ein eigenes Übungsgelände, in dem es anders als über Rösrath keine Flugverbotszone wegen des nahen Flughafens gibt, in der nur bei einem Einsatz geflogen werden darf, haben die DRK-ler im Oberbergischen gefunden.
„Wir überlegen immer, wie wir uns weiterentwickeln können“, sagt DRK-Kreisbereitschaftsleiter Steffen Schmidt. „Die Idee von Ingeborg mit der Drohne war da genau das Richtige.“ Wie berichtet ist in diesem Jahr bereits eine neue ehrenamtliche Motorradstaffel des DRK Rösrath gegründet worden.
Möglich wurde der Aufbau der Drohnenstaffel allein über eine „phänomenale Spende“, wie DRK-Chefin Schmidt erfreut berichtet. Der Rotary Club Overath-Rösrath/Bergisches Land finanzierte, unterstützt vom Rotary-Distrikt, 17 000 Euro des 22 000 Euro teuren Flugobjekts. Kreissparkasse und VR-Bank hätten weitere je 2000 Euro zugeschossen, so Schmidt.
Wie hilfreich Drohnen im Notfall sein können, weiß Distrikt-Governor Christian Schütte aus eigener Erfahrung. „Erst gestern ist in Hückeswagen, wo ich herkomme, bei einem Vollbrand eine Drohne zum Einsatz gekommen, mit der Glutnester aufgespürt und Nachbarn so geschützt wurden.“ Schütte lobt den Rotary Club Overath-Rösrath/Bergisches Land, der ein sehr aktiver Club sei.
Den Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann-Josef Tebroke freut mindestens ebenso die große Initiative des DRK. „Eine Weiterentwicklung, von der wir alle profitieren“, so der Politiker bei der Vorstellung der Drohne auf dem Rösrather Sülztalplatz.
Drohnen-Daten
- Höchsttempo: 82 Km/h
- Max.Startgewicht: 3998 g
- Max. Reichweite: 15 km
- Kamerazoom: 16facher optischer und 200facher Hybridzoom
- Fotoauflösung: 8k
- Videoauflösung: 4k
- Thermalkamera: Auflösung 640x512
- Laserentfernungsmesser: 3 bis 1200 m
- Scheinwerfer: LED