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Nachwuchs in RösrathVier Küken für Hoffnungsthaler Uhus – Frühe und große Brut

Lesezeit 4 Minuten

Gleich vier Jungtiere ziehen die Uhus in Hoffnungsthal in diesem Frühjahr groß – eine anstrengende Zeit für die Altvögel.

Rösrath – Ein Archivbild? Das könnte jemand denken, der unseren heutigen Schnappschuss in die Kinderstube der Hoffnungsthaler Uhus sieht. Die grämlich glotzenden Nestlinge sind schon ziemlich groß, hocken nicht nur, sondern können schon stehen. Die können doch noch nicht so weit sein! Das Bild ist sicher vom letzten Jahr.

Brutphase beginnt eigentlich erst im März

Ist es nicht! Hanni Hachenberg, die uns häufiger mal mit Schnappschüssen aus der Rösrather Vogelwelt bedient, hat die Ausnahme am vorvergangenen Wochenende gemacht. Wer jetzt zurückrechnet und weiß, dass Uhuküken nach dem Schlüpfen gut zwei Wochen brauchen, bis sie stehen können, und dass das Bebrüten der Eier etwa fünf Wochen in Anspruch nimmt, der stellt fest, dass die Eier etwa in der ersten Februarwoche gelegt worden sind. Normalerweise beginnen die frühesten Uhus Ende Februar mit dem Brutgeschäft und viele fangen erst im März an.

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Und der Grand-Duc, der Großherzog, wie der auch als Adlereule bezeichnete Uhu in Frankreich genannt wird, ist nicht nur früh dran, sondern er hat auch ein besonderes großes Gelege hochgezogen: Vier Nestlinge drängen sich auf dem Felsband des Steinbruchs und werden von der Mama fürsorglich behütet. Im Schnitt bringen es Uhus auf zwei bis drei Nestlinge pro Brut, von denen 70 Prozent das erste Jahr nicht überstehen. Bei Vieren ist also rein statistisch damit zu rechnen, dass einer das Erwachsenenalter erreicht und dann seine 20 bis 30 Jahre Lebenszeit vollmacht.

Keine natürlichen Feinde

Einem erwachsenen Uhu kann nämlich so schnell keiner mehr in die Suppe spucken: Er ist der Chef im Ring, der Top-Predator, die Spitze der Nahrungskette. Mal abgesehen vom Menschen, dem auch die meisten Großeulen nach wie vor zum Opfer fallen. Wurden sie früher durch gezielte Ausrottungsjagd, an den Rand der Vernichtung getrieben, setzt ihnen heute die technisierte Umwelt zu: Etwa ein Drittel der verendet aufgefundenen Exemplare starb durch Stromschlag an Überlandleitungen und Eisenbahnfahrdrähten, ein knappes weiteres Drittel wurde überfahren, zehn Prozent endeten im Stacheldraht, in dem sie beim niedrigen Jagdflug hängen blieben.

Trotzdem: Seit der majestätische Vogel nicht mehr als Schädling verfolgt wird, haben sich die Bestände gut erholt. Auf 15 bis 20 Brutpaare schätzt mein Vogelexperte Thomas Stumpf das Vorkommen im Rheinisch-Bergischen Kreis. Der Vogel ist sehr anpassungsfähig und liebt landschaftliche Vielfalt, nur die Monotonie der Ackersteppe industriell intensivierter Landwirtschaft meidet er. In der Regel ziehen Vögel ihre Jungen in der Jahreszeit auf, in der das Nahrungsangebot am Besten ist. „Aber für den Uhu ist die Nahrungsversorgung eigentlich rund um das Jahr hervorragend“, schätzt Stumpf . „Er jagt große Vögel wie Krähen und Tauben, auch Bussarde, oder am Boden Ratten. Die findet er immer und reichlich.“

Balzruf „Uhu“ gibt Greifvogel seinen Namen

Deswegen kann sich der Uhu den frühen Bruttermin leisten und seinen Sprösslingen eine lange Zeitspanne bis zum nächsten Winter sichern, um heranzuwachsen und groß und stark zu werden. Stark sind sie, die Uhus, regelrechte Athleten. Im Flug kann das riesige Tier eine flüchtende Krähe einholen und zu Fuß auf dem Boden ist er imstande, einer Maus nachzulaufen und sie sich zu schnappen.

Die Frage, warum die Uhus in Hoffnungsthal in diesem Jahr so früh mit der Familienplanung gestartet sind, bleibt also unbeantwortet. Ein „Wetter zum Eierlegen“ war’s ja eigentlich nicht. Aber das spielt in den hormonellen Kreisläufen, die die Balz- und Brutlust steuern, auch nur eine untergeordnete Rolle. Die Balz hat bereits im Oktober und November stattgefunden, schon seit September hat der männliche Vogel seinen charakteristischen Balzruf erschallen lassen, das unverwechselbare „Uhu“, dass der Art den Namen gibt. Seit Januar hat das Weibchen die Jagd eingestellt und lässt sich von ihm bis zum Ende der Brutphase füttern, nachdem er schon vorher mit Beutegeschenken die Paarbindung erneuert und gestärkt hat.

Eier und Nestlinge sind durch Wildschweine und Marder gefährdet

Uhus sind standorttreu, partnertreu (natürlich sind Seitensprünge möglich wie überall, die Reviere überlappen sich) und sie benutzen nach Möglichkeit immer wieder denselben Nistplatz, meistens wie in Hoffnungsthal eine Nische in einer natürlichen Felswand oder einem Steinbruch. Der Uhu nimmt aber auch Gebäude als Ersatzfelsen an, bevorzugt Kirchen, Ruinen oder Fabriken. Daher verbinden wir Eulen gerne mit altem Gemäuer. Wo sie das nicht haben, wählen Uhus aber auch alte Greifvogelhorste in Bäumen als Quartier, oder sie brüten auf dem Boden.

Das ist allerdings der gefährlichste Platz, denn neben Füchsen und Mardern sind hier auch Wildschweine hinter Eiern und Nestlingen her. Deswegen räumen die Jung-Uhus dieses ungewisse Lager sehr schnell und klettern schon mit dreieinhalb Wochen als Ästlinge durchs Dickicht, um mit lauten Rufen die Eltern auf sich und ihren leeren Schnabel aufmerksam zu machen. Versorgt werden sie von den Alttieren fünf Monate lang.