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Neue AnlaufstelleKinderschutzbund Rhein-Berg bietet Hilfe bei sexualisierter Gewalt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mensch legt tröstend seine Hand auf den Rücken eines jungen Menschen.

Hilfe für Kinder und Jugendliche in Not: "Mehr-Blick" heißt die neue Anlaufstelle des Kinderschutzbundes Rhein-Berg bei sexualisierter Gewalt.

Ende 2022 gründeten Kinderschutzbund und die Katholische Erziehungsberatungsstelle in Rhein-Berg gemeinsam die neue Anlaufstelle „Mehr-Blick“.

Manchmal ist es nur ein Bauchgefühl, eine schwache Ahnung, dass ein Kind in Not sein könnte, möglicherweise Opfer von sexualisierter Gewalt ist. Erzieher, Pädagogen, oder Familienangehörige sind dann nicht selten ratlos, wie sie umgehen sollen mit diesem schrecklichen Verdacht.

Eine Anlaufstelle in solchen Fällen ist „Mehr-Blick“, das neue Angebot des Kinderschutzbundes für den Rheinisch-Bergischen Kreis. In Kooperation mit der Katholischen Erziehungsberatungsstelle bietet „Mehr-Blick“ seit November 2022 Hilfe bei sexualisierter Gewalt an. Der Schwerpunkt des Kinderschutzbundes liegt dabei auf Prävention, während die Erziehungsberatungsstelle Betroffene und ihre Angehörigen berät.

Kinderschutzbund Rhein-Berg hilft Kindern in Not

„Die Urzelle der Arbeit des Kinderschutzbundes war es immer, sich um Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in jeder Form zu kümmern“, erklärt Katrin Fassin, pädagogische Leiterin beim Kinderschutzbund Rhein-Berg, der seinen Sitz in Bergisch Gladbach hat. Mit „Mehr-Blick“ lege man das Augenmerk nun noch einmal verstärkt auf das Thema der sexualisierten Gewalt.

Eine Problematik, die nach Bekanntwerden der erschreckend hohen Zahl von Missbrauchsfällen im Land, für die Lügde, Münster und auch Bergisch Gladbach nur stellvertretend stehen, immer stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt sei. Als Folge habe die Landesregierung ein Programm aufgelegt, damit jeder Mensch in Nordrhein-Westfalen bei entsprechenden Fragen oder Problemen wohnortnah einen Ansprechpartner finde, so Fassin zu den Hintergründen.

Gladbacher Einrichtung hilft, Schutzkonzepte zu erstellen

Beim Kinderschutzbund sind dies nun die Fachberater Doris Wanken und Christoph Sonntag. Sie arbeiten hauptsächlich präventiv mit Multiplikatoren wie Lehrern und Erziehern. „Ein Teil unserer Aufgabe ist es, Schulen bei der Entwicklung von Schutzkonzepten zu beraten“, sagt Sonntag. „Mehr-Blick“ will die Sicht schärfen und sicherer im Umgang mit Grenzfällen machen.

Die Aufgabe sei: „Wie bekomme ich die Signale eines Kindes mit?“, erläutert Doris Wanken. Damit sich Kinder oder Jugendliche öffnen und von Problemen oder Übergriffen sprechen könnten, müsse an der Schule eine Atmosphäre der Achtsamkeit, der Sensibilität für das Thema entstehen, so die Berater.

Fast täglich fragen Menschen beim Kinderschutzbund Rhein-Berg an

Hilfreich sei für Schulen die Erstellung eines Verhaltenskodexes, den das Kollegium erarbeite. „Viele sagen danach: ‚Ich bin jetzt noch mal sensibilisiert, um auch bei kleineren Grenzverletzungen einzugreifen‘“, berichtet Christoph Sonntag. Fast täglich laufen telefonische Anfragen ein, weil sich Einrichtungen Hilfe bei Konzepten wünschen oder weil eine Pädagogin, ein Betreuer das diffuse Gefühl hat, dass mit einem Schützling etwas nicht in Ordnung ist. „Dann fahren wir raus, lassen uns den Fall anonymisiert schildern und überlegen, was weiter notwendig ist“, erklärt Doris Wanken.

Wenn Betroffene und Angehörige beraten werden möchten, übernehmen die Kollegen von der Katholischen Erziehungsberatungsstelle.„Wir versuchen handlungssicher zu machen“, sagt Katrin Fassin. „Und dabei haben wir immer die Kinderbrille auf.“