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Vize-Chef der Overather Wehr im Interview„Jedenfalls hat mich das Virus gepackt“

Lesezeit 5 Minuten

An seinem hauptberuflichen Arbeitsplatz bei den Stadtwerken Overath: Willi Schmitz hat auch die Feuerwehr geprägt.

Overath – Mehr als 15 Jahre war Willi Schmitz in der Leitung der Overather Feuerwehr tätig. Über Meilensteine, Herausforderungen und hat Jutta-Eileen Radix mit ihm gesprochen.

Sie haben eine lange Karriere in der Overather Feuerwehr hinter sich.Wie sind Sie erstmals mit diesem Dienst an der Allgemeinheit in Kontakt gekommen?

Willi Schmitz: Ich war ein Späteinsteiger nach dem Sturmtief Wiebke 1990, da habe ich gesehen, was die Jungs so leisten. Damals war ich 29, habe dann in Immekeppel einen Lehrgang mit fünf anderen Jungs gemacht. Eigentlich bin ich gelernter Kfz-Mechaniker, aber es machten auch Ärzte und Anwälte mit bei der Feuerwehr. Na ja, jedenfalls hat mich das Virus gepackt und ich habe dann alle Lehrgänge mitgemacht. Als es darum ging, meinen Vorgänger Paul Breit abzulösen, fehlte mir nur noch der Lehrgang F6, und so kam ich dann am 1. April 2005 in die Position des Wehrleiters.

Zur Person

Willi Schmitz war vom 1. April 2005 bis zum 31. Oktober 2016 Wehrleiter der Overather Feuerwehr, anschließend bis zu seiner Verabschiedung auf eigenen Wunsch am 16. Februar 2022 stellvertretender Wehrleiter. Hauptberuflich ist Schmitz Techniker bei den Stadtwerken Overath und unter anderem zuständig für Abwasser, die Unterhaltung von Pumpstationen, Regenklärbecken und die Ausarbeitung des Kanalnotfallplanes. (jer)

Was waren die ersten großen Aufgaben als Wehrleiter?

Ich erinnere mich an einige große Einsätze auf der Autobahn, die immer etwas schwierig sind. Man bekommt nämlich keine Rückmeldung, weiß nicht, wie es den Verletzten geht. Aber genau das wäre ein Motivationsschub. Außerdem hatten wir jede Menge zu tun mit der Witterung, wie bei Sturmtief Kyrill, da war Holland in Not, mit Hochwasser und allem, was dazugehört.

Was sind Sie feuerwehrintern als erstes angegangen?

Aus sechs Standorten eine Feuerwehr zu formen, da herrschte doch noch Kirchturmdenken.

Und wie war das mit der Gründung der Feuerwehreinheit in Marialinden?

Damit hatte mein Vorgänger bereits angefangen, ich habe dann übernommen 2005. Die Wehrleute mussten am Standort Overath ausgebildet werden, dann ging es um den Bau eines Gerätehauses in Marialinden und eben um die Neugründung, es gab schon mal eine Wehr in Marialinden um 1900. Das Gerätehaus in Großoderscheid am Sportplatz brauchte dann zwei Jahre Bauzeit, 2008 war dann die Neugründung, im Bergischen Hof in Marialinden.

Wie viel Extrazeit hat die Neugründung in Marialinden gekostet?

Ich weiß es nicht, auf jeden Fall viel.

Welche Aufgaben hat ein Wehrleiter noch?

Oh, eine Menge: Brandschutzbedarfspläne erarbeiten, Lehrgangsplanung, Ausbildungsplanung, Einsatzberichte schreiben, die Jugendfeuerwehr betreuen, Standortsuche... das war beispielsweise in Heiligenhaus und Vilkerath immer ein Problem. Wir sind froh, dass wir nun einen guten Standort auch für unseren Nachwuchs haben am Holzplatz – dort veranstalten wir übrigens am 18. Juni ab 14 Uhr einen Tag der offenen Tür für alle Interessenten.

Was hat Sie noch beschäftigt in ihrer Zeit als Wehrleiter?

Auf jeden Fall der Standort der Wache Overath, das hat mich die ganze Amtszeit begleitet. Wir waren ja auf einem Platz mitten im Dorf, und es bedurfte vieler Überzeugungsarbeit, klarzumachen, dass ein Standort am Rathaus besser wäre. Und die Werkstätten am Holzplatz haben mich sehr beschäftigt, bis wir für die Atemschutzgerätewartung, Schlauchpflege, die Funkgerätewartung, Tüv-Fahrten, Werkstatt- und Inspektionsfahrten zwei Mitarbeiter als festangestellte Gerätewarte hatten. Da steckt auch viel Arbeit drin.

Wie sieht es denn beim Nachwuchs aus?

Momentan sind 40 Jungen und Mädchen in der Jugendfeuerwehr, 180 Einsatzkräfte hat die Overather Wehr insgesamt. Natürlich ist es schwieriger geworden, früher hatten wir immer Ersatzdienstleistende, die statt in den Wehrdienst oder Zivildienst für sechs Jahre zur Feuerwehr kamen. Das fehlt natürlich jetzt, aber wir sind sehr aktiv und werden mit Aktionen bei Facebook oder auf dem „Overather Frühling“, und wir haben ein eigenes Team für die Nachwuchsgewinnung.

Was war Ihr schönstes Erlebnis bei der Wehr?

Ich erinnere mich an einen Einsatz, bei dem die Wohnungstür verschlossen war und ein Kind weinend dahinter saß. Ich kannte die Türöffnungstechnik, konnte das Kind befreien und seiner Mutter in den Arm drücken. Das war ein geiles Gefühl.

Haben Sie bedauert, dass Sie nicht jeden Einsatz mitfahren konnten?

Manchmal schon, aber ich wollte den Jungs auch nicht immer auf die Finger gucken.

Im Jahr 2016 haben Sie das Amt des Wehrleiters abgegeben und sind Stellvertreter geworden. Warum?

Das hatte unterschiedliche Gründe, letztlich war es eine Art Burnout, der mich dazu bewogen hat. Zuhause war einiges los, und die Aufgaben in der Wehr wurden auch nicht weniger. Da war die Entscheidung richtig.

Und nun, nachdem Sie auch als stellvertretender Wehrleiter zurückgetreten sind?

Nun mache ich Einsatzdienst in Immekeppel, und es ist schön, jetzt wieder ganz normal in der Mannschaft zu sein. Das ist das, warum ich in die Feuerwehr gegangen bin. Und man hat die Riesenverantwortung nicht mehr, Leiter ist ja jetzt Heiko Schmitt, Stellvertreter sind Timo Schmitt und Christian Fischer kommissarisch.

Wenn man Sie fragt, gibt es nichts Besseres als die Feuerwehr und den Dienst dort?

Ja, schon, als Ausgleich zum Berufsleben. Man lernt bei der Feuerwehr fürs Leben, handwerklich, was die Kameradschaft angeht und durch das Gefühl, anderen zu helfen, die in Not sind. Man selbst ist ja auch froh, wenn man in so einer Situation ist und dann jemand kommt, der hilft. Deshalb bin ich froh, dass ich in Immekeppel noch aktiv bin. Zu danken habe ich aber der Stadt Overath, den Bürgermeistern Andreas Heider, Jörg Weigt und Christoph Nicodemus sowie Christoph Schmidt und meinen Kollegen bei den Stadtwerken Overath, die mich immer für die Feuerwehr freigestellt haben.

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Und natürlich meiner Familie, meiner Frau und den beiden Töchtern, die immer Verständnis für mein Engagement bei der Feuerwehr hatten. Danke!