Segen bei der FeuerwehrOveraths neue rollende Zentrale für Großeinsätze
Overath – Ob Großbrand, Massenkarambolage oder Bombenfund – wenn die Overather Feuerwehr zu einem Großeinsatz alarmiert wird, ist der Einsatzleitwagen (ELW) in der Regel mit dabei.
„Er bildet dann die Schnittstelle zur Leitstelle und dient dazu, den Funk zu bündeln“, sagt Overaths stellvertretender Feuerwehrleiter Christian Fischer und öffnet die Schiebetür zu dem nigelnagelneuen Fahrzeug, das die Stadt Overath angeschafft hat. Es ersetzt seit wenigen Tagen einen Vorgänger, der bei einem entscheidenden Großeinsatz der vergangenen Monate nicht gleich mit ausgerückt war, was ihm dann zum Verhängnis wurde: Bei der Juli-Starkregenflut im vorigen Jahr stand das ohnehin bereits aus dem Jahr 2009 stammende Fahrzeug so tief im Wasser, dass es nur mit großem Aufwand wieder flott gemacht werden konnte.
„Ganz raus kriegt man das Wasser aber natürlich nicht mehr“, sagt Fischer und steigt in den nun mit einer feierlichen Einsegnung durch den katholischen Pfarrer Reimund Fischer in Dienst gestellten neuen Einsatzleitwagen.
Sämtliche Notfallpläne an Bord
Zwei Arbeitsplätze mit jeweils zwei Bildschirmen sind darin zu sehen. „Einen dritten Arbeitsplatz können wir hier vorne Einrichten, wenn wir die Vordersitze herumdrehen“, erklärt Fischer. An den Bildschirmen können die Feuerwehrleute im ELW sämtliche Einsatzkräfte und Fahrzeug vor Ort koordinieren.
In der rollenden Einsatzzentrale sind sämtliche Alarmpläne großer Gebäude in Overath von der Schule bis zum Seniorenheim, kann auf Verzeichnisse von Hydrantennetzen und Löschwasserzeichen ebenso zugegriffen werden wie auf Karten mit Rettungspunkten im Wald oder Sicherheitskarten von Pkw.
Bei Stomversorgung ist der neue Wagen autark
So können die Feuerwehrleute instruiert werden, wo sich beispielsweise in einem Fahrzeugmodell eine Zusatzbatterie befindet, wo eine Elektroauto am besten stromfrei gestellt werden kann oder ein großes Gebäude am besten entraucht werden kann. Außerdem gibt’s an Bord des ELW Westen für die Bildung von Einsatzabschnitten, sämtliche Notfallnummern: vom Bürgermeister, über den Bezirksschornsteinfeger und die Energieversorger bis hin zum Kreisbrandmeister und dem Kampfmittelräumdienst.
Musste beim Vorgängerfahrzeug noch ein mit Sprit betriebener Generator aus dem Wagen geholt und angeworfen werden, um die mobile Einsatzzentrale mit Strom zu versorgen, so wird der Nachfolger ausschließlich über Batterie versorgt, hat eigene Netzeinwählpunkte und kann über eine einfache Schnittstelle unmittelbar auch mit einem gegebenenfalls noch größeren ELW 2 von der Kreisebene verbunden werden, so dass im Handumdrehen auch alle Daten ausgetauscht werden können.
Warum auch ein Fax an Bord wichtig ist
Der neue Einsatzleitwagen in Zahlen
150.000 Euro hat der neue Einsatzleitwagen samt Ausrüstung knapp gekostet.
3,9 Tonnen wiegt die neue rollende Einsatzzentrale für Großeinsätze.
190 PS stark ist der Motor des Einsatzleitwagens, der in einem Mercedes Sprinter mit Allradantrieb eingerichtet wurde.
8 Köpfe umfasste die Arbeitsgruppe, die das neue Fahrzeug geplant hat: David Zenz, Jörg Büscher, Kerstin Franke, Christian Fischer, Ralf Etzler, Dieter Kippels, Marc Lippmann und Marcus Trauschies. Große Unterstützung gab’s von Stefan Schmidt vom Kreis und Ralf Kierspel von der städtischen IT.
1 Faxgerät hat auch der neue Einsatzleitwagen neben modernen mobilen Car-Computern, Internet und Digitalfunk. „Für alles, was die Schriftformerfordernis erfüllen muss“, erklärt Overaths Bürgermeister Christopher Nicodemus. Die Feuerwehr darf beispielsweise eine Bahnstrecke erst betreten, wenn das entsprechende Freigabe-Fax eingegangen ist. (wg)
Viele Geräte, die im Vorgängerfahrzeug im Laufe der Zeit nachgerüstet wurden, wie etwa der vor einigen Jahren eingeführte Digitalfunk, sind im neuen, knapp 150.000 Euro teuren ELW gleich eingebaut worden. Vor vier Jahren begann eine Arbeitsgruppe aus Feuerwehrleuten, Vertretern der städtischen IT-Abteilung und der zuständigen Stelle beim Kreis mit der Planung für das neue ELW geplant und bauen lassen.
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Seine künftigen Einsätze, sieht man dem neuen ELW bereits an. Er hat eine größere Bodenfreiheit und Allradantrieb. Weil die Feuerwehrleute angesichts des Klimawandels davon ausgehen müssen, dass sie künftig häufiger zu Waldbränden und damit in unwegsames Gelände ausrücken müssen – und gegebenenfalls öfter auch auf überfluteten Straßen unterwegs sein werden. Dann ist das neue ELW besser vor möglichen Wasserschäden geschützt.
Am Tag der Offenen Tür soll der im Feuerwehrhaus Steinenbrück stationierte Einsatzleitwagen am 4. September auch noch einmal der Öffentlichkeit vorgestellt werden.