Ein Wagen für die Erstversorgung wird in der Straße stationiert. Die Anwohnenden kritisieren diese Lösung.
Bürger wütendWeiler in Overath wird für ein Jahr durch Baustelle abgeschnitten
„Das ist schon eine besondere Lösung“, sagt Overaths Beigeordneter Mario Bredow. Ab Montag wird die Voßwinkler Straße gesperrt, weil die Straßendecke erneuert wird und Kanalbauarbeiten durchgeführt werden. Das bedeutet auch, dass die Anwohnenden der Voßwinkler Straße, sowie des Schlehenwegs, der Von-Wylich-Straße und des Orts Voßwinkel nicht mehr auf normalem Weg von der Feuerwehr und dem Rettungsdienst angefahren werden können.
Um sicherzustellen, dass die dort lebenden Menschen in einem Notfall gerettet oder Brände gelöscht werden können, wird laut Bredow ein Transportwagen mit allen Materialien, die für einen Ersteinsatz benötigt werden, in der Straße bereitstehen.
Baustelle auf der Voßwinkler Straße wird im Notfall mit Platten abgedeckt
„Während die Einsatzkräfte die ersten Schritte einleiten, wird die Baustelle mit Platten abgedeckt, so dass der Rettungswagen oder die Feuerwehrwagen dann zum entsprechenden Haus fahren können“, erklärt der Beigeordnete die Notfallregelung. Dies sei nicht der übliche Weg – „Einschränkungen gibt es natürlich“, aber das Konzept habe trotzdem so überzeugt, dass die Stadt sich für diesen Weg entschieden habe. „Feuerwehr und Rettungsdienst waren bei der Entscheidungsfindung miteingebunden und sie haben ihr Okay gegeben“, erklärt Bredow.
Außerdem würden solche Konzepte „sehr oft“ überprüft werden und alle Beteiligten hätten sichergestellt, dass die Anwohnenden nicht in Gefahr sind. „Wir gehen auch nicht davon aus, dass in einer Straße, in der selten etwas passiert, auf einmal drei Einsätze die Woche gemeldet werden“, sagt Bredow.
Stadt Overath richtet einen provisorischen Parkplatz ein
Von 7 bis 16 Uhr wird in der Voßwinkler Straße ein Jahr lang in verschiedenen Bauabschnitten gebaut. Während die Bautrupps tätig sind, können die Bewohner die Straße nur zu Fuß passieren. Erst ab 16 Uhr ist es möglich, die Autos wie gewohnt an der Straße oder vor den Häusern zu parken. „Die Straße muss dann nur vor sieben Uhr wieder frei sein“, sagt Bredow. Damit die Anwohnenden nicht ständig die Uhr im Auge haben müssen, richtet die Stadt einen provisorischen Parkplatz an der Straße Eichen ein, die an die Voßwinkler Straße angrenzt. „Die Anwohner werden auch die Möglichkeit bekommen, am Schulzentrum zu parken, aber von da ist es sehr weit“, sagt der Beigeordnete.
Auch die Müllabfuhr sei informiert worden und dazu angehalten, die Mülltonnen weiterhin regelmäßig zu leeren. Wie die Bewohner an ihre Post kommen, sei allerdings noch nicht ganz klar, der Postwagen werde vor 16 Uhr jedenfalls nicht durch die Baustelle fahren können. „Zur Not muss der Postbote auch laufen“, sagt Bredow.
Anlieger sehen der Baustelle kritisch entgegen
Die betroffenen Anlieger sehen der Baustelle und besonders der Lösung für die Feuerwehr und den Rettungsdienst skeptisch entgegen: „Das ist utopisch, irre und nicht im Sinne der Anwohner“, sagt eine Frau, die nicht mit ihrem Namen in der Zeitung genannt werden möchte. Sie arbeite im Schichtdienst und müsse Tag und Nacht wegfahren oder ihr Auto in der Nähe ihres Hauses abstellen können.
Ein Ehepaar, das ebenfalls anonym bleiben möchte, ärgert sich über die Vorgehensweise der Stadt: „Das war von Anfang an eine seltsame Aktion“, sagt der Anwohner. Alle Eigentümer seien vorab zu einer Anhörung eingeladen worden, in denen ihnen verschiedene Szenarien vorgestellt worden seien. „Sie kamen zum Beispiel mit der Idee, hier einen Bürgersteig zu bauen“, sagt die Anwohnerin und schüttelt den Kopf. Die Straße sei viel zu schmal für einen Bürgersteig. Jetzt habe man sich darauf geeinigt, dass die Seite für den Gehweg gepflastert werden soll. „Es ist ja schon gut zu kennzeichnen, dass ein Teil der Straße für die Fußgänger gedacht ist“, fügt sie an.
Anwohnenden hätten sich weniger Aufwand gewünscht
Sie seien auch mit dem Ausmaß des Projekts unzufrieden: „Man hätte auch einfach einen Teil der Oberfläche abfräsen und den Rest dann neu teeren können.“ Das hätten sie der Stadt auch vorgeschlagen, aber die habe geantwortet, dass die Straße einmal grundlegend neu gemacht werden solle. „Das ist typisch Deutschland. Die andere Lösung würde für mindestens 20 Jahre halten“, sagen sie.
Die Bauarbeiten würden durch eine Förderung des Landes finanziert. „Allerdings zahlt das Land erst im Nachhinein. Wenn bis dahin nichts mehr im Topf drin ist, bleiben wir auf 90 Prozent der Kosten sitzen“, sorgt sich das Ehepaar.
Mario Bredow rechnet damit, dass der Wirbel nach ein paar Tagen nachlässt: „Vor Baumaßnahmen und einige Tage nach Beginn sind die Anwohnenden oft aufgeregt. Aber mit etwas Zeit spielt sich alles ein und viele merken, dass das Ganze doch nicht so schlimm ist, wie sie dachten.“