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GlückstrefferEhemaliges Sporthotel in Overath wird zur Notunterkunft für Geflüchtete

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In den ehemaligen Monteurzimmern sind die Betten bezogen, Küchen und Bäder betriebsbereit.

Der frühere Eigentümer hat das Sporthotel in gutem Zustand übergeben: In den ehemaligen Monteurzimmern sind die Betten bezogen, Küchen und Bäder betriebsbereit.

Die Stadt Overath ist glücklich über den Kauf des Gebäudes in Untereschbach. Es bietet Platz für etwa 60 Geflüchtete.

Für die Stadt Overath war es ein schierer Glücksfall: Vor einigen Wochen hörten die Dezernenten im Rathaus läuten, dass der Eigentümer das frühere Sporthotel in Untereschbach veräußern wolle. Das Hotel mit angeschlossenen Tennisplätzen war schon seit längerer Zeit nicht mehr als Hotel, sondern als Unterkunft für Monteure genutzt worden. Nun wollte der Besitzer die Immobilie loswerden – und die Stadtverwaltung Overath fackelte nicht lange und bekundete Interesse.

Inzwischen ist der Kauf besiegelt, und das frühere Hotel kann kurzfristig für die Unterbringung von Geflüchteten eingerichtet werden, berichtete der Beigeordnete Mario Bredow. Finanziert wurde der Kauf aus Mitteln des Wiederaufbauplans nach der Flutkatastrophe 2021, denn damals war auch die Geflüchtetenunterkunft am Cyriax geflutet worden und ist seither unbrauchbar. „Erstmal sollen 2,2 Millionen Euro Landesmittel fließen“, erläutert Bredow, „und man kann auch noch nachmelden, um mehr Landesmittel zu erhalten.“

Eigentümer des Sporthotels war sehr kooperativ

Erst einmal sind die Verantwortlichen bei der Stadt – neben Bredow auch der Dezernent für öffentliche Sicherheit und Soziales, Jörg Schiefer – sehr erleichtert, dass es mit dem Kauf des ehemaligen Sporthotels geklappt hat: „Der Eigentümer war sehr kooperativ, es gab keine zähen Verhandlungen“, schildert Schiefer, „und mit den neuen Containern an der Hauptschule sind wir erstmal sehr gut gerüstet für weitere Geflüchtete, die uns zugewiesen werden.“

Die Container stehen Sporthotelbereit.

Die Container stehen bereit.

Im November und Dezember waren jeweils rund 40 Personen nach Overath gekommen, aktuell sind es etwa 20 Menschen pro Monat, die der Stadt zugewiesen werden – Syrer, Menschen aus afrikanischen Ländern wie Guinea, Ghana oder Nigeria. Hinzu kommen Geflüchtete aus der Ukraine, die ebenfalls ein Dach über dem Kopf benötigen.

40 bis 60 Personen haben in Overather Sporthotel Platz

Etwa 50 bis 60 Personen können im Untereschbacher Sporthotel untergebracht werden, und da das Haus bereits für Monteure genutzt wurde, gibt es nicht nur eine sehr gute Ausstattung mit sanitären Anlagen, sondern die früheren Besitzer haben den Bau samt fertig bezogenen Stockbetten übergeben – es ist kaum Aufwand, das Haus für neue Bewohner herzurichten. Beigeordneter Bredow: „Die Stadt hat echt gefeiert, der Kauf ist eine Super-Sache.“

Auch der Stadtrat hatte im Februar gleich grünes Licht für den Kauf gegeben, alle Beteiligten sind erleichtert, dass vorerst das Problem der Unterbringung Geflüchteter gelöst ist. Eine Einbeziehung der Tennishallen, die zum Hotel gehören, ist hingegen vorerst nicht geplant.

Die Menschen, die künftig im Sporthotel Am Lüderich 2 untergebracht werden, haben übrigens noch einen zusätzlichen Bonus: Von einigen der Balkone an den Mehrbettzimmern hat man direkten Blick auf das Spielfeld des TuS Untereschbach – und Fußball verbindet ja bekanntlich Menschen unterschiedlichster Herkunft.

Unterkunft kann sich auf verschiedene Lebenssituationen einstellen

Auch Regina Hundt, die für die Diakonie Köln und Region in der Außenstelle Overath die Sozialarbeit leistet, ist sehr angetan von der neu gekauften Unterkunft: „Hier gibt es viele Möglichkeiten, unterschiedliche Zimmergrößen und überall Sanitärräume, sodass sich das Haus für Alleinstehende, Familien oder Paare eignet.“ Schiefer ergänzt: „Wir haben die Hoffnung, dass dies ein gutes Angebot ist und die Leute sich wohlfühlen und dann auch gut benehmen.“

Jörg Schiefer, Regina Hundt und Beigeordneter Mario Bredow (v. l.) sitzen an einem Tisch.

Jörg Schiefer, Regina Hundt und Beigeordneter Mario Bredow (v. l.) sind hochzufrieden.

Bevor jedoch die ersten Frauen, Männer und Kinder in das ehemalige Sporthotel in Untereschbach einziehen, werden die Container belegt, die die Stadt gemietet und an der Franz-Becher-Straße auf dem Schulhof der ehemaligen Hauptschule installiert hat. Bredow: „Wir gehen davon aus, dass wir noch im Mai die Container für ankommende Menschen nutzen müssen, insgesamt sind es vier baugleiche Container, die wir mit allen Versorgungsanschlüssen versehen haben und die nun bezugsfertig sind.“

Büro muss schnell reagieren

Es sei ja bei der Zuweisung von geflüchteten Menschen oft so, dass nicht kalkulierbar sei, wie viele Menschen kämen. Das sei das Hauptproblem, oft müsse es dann ganz schnell gehen mit der Schaffung von Aufnahmekapazitäten. Sozialarbeiterin Hundt ergänzt: „Man weiß nicht, wer kommt, mit welcher Vorgeschichte, welches Schicksal ein Mensch erlebt hat – das ist oft schwierig. Deshalb ist unser Büro an der Siegburger Straße 6 auch an vier Tagen pro Woche geöffnet, damit wir als Ansprechpartner präsent sind für die Menschen, die als Geflüchtete hierherkommen. Und wir haben die IFO, die individuelle Flüchtlingshilfe Overath, die sind ein toller Partner und engagieren sich sehr.“ Übrigens, vergisst Sozialarbeiterin Hundt nicht zu erwähnen, sei die IFO froh über jeden, der helfen wolle und den Verein bei der Arbeit mit Geflüchteten unterstütze.

Beigeordneter Bredow und das Team im Sozialamt sind erleichtert, dass sie vorerst ausreichend Platz geschaffen haben für die ankommenden Menschen: „Das lässt einen schon ruhiger schlafen“, sagt Bredow, auch wenn ihm bewusst ist, dass die reine Unterbringung nur ein Teil der Aufgabe ist, die auch die Stadt Overath bewältigen muss. Er hofft aber, dass gerade die Räumlichkeiten im Sporthotel Untereschbach den zugewiesenen Personen einen Rahmen bieten, der Konflikte unter den Geflüchteten verringert. Ausreichend Platz und die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, sind für die Menschen sehr wichtig.