Glockenstadt OverathInitiator Helmut Amelung nimmt Abstand von seinen Namens-Plänen
Overath – „Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, solltest du absteigen“: Diese alte, angeblich indianische Weisheit hat sich Helmut Amelung, der Vorsitzende der Overather Bürgerstiftung, zu eigen gemacht und will seine Bestrebungen in Sachen „Glockenstadt Overath“ nicht mehr weiterverfolgen.
„Eine identitätsstiftende Wirkung, wie ich sie mir gewünscht hatte, kann nur entfaltet werden, wenn eine deutliche Mehrheit der Stadtgesellschaft das Vorhaben unterstützt und trägt. Eine solche deutliche Mehrheit sehe ich jedoch zurzeit nicht“, sagte Amelung auf Anfrage. Wenn aber bei einem „knappen oder halbherzigen Votum des Rates ständig aus der Stadt heraus und darüber hinaus aus der Fachwelt kritische Diskussionen über die Berechtigung des Zusatzes zum Stadtnamen geführt“ werden müssten, dann sei die Idee eher kontraproduktiv.
„Eine Ironie der Zeitgeschichte“
Mit dem Vorschlag, Overath den Beinamen Glockengießerstadt oder Glockenstadt zu geben, hatte Amelung im Juli 2019 eine kontroverse Debatte ausgelöst. Der Stadtrat beschloss in der Folge, erst nach einer breiten Debatte über einen etwaigen Namenszusatz abzustimmen. Kritiker wiesen wiederholt darauf hin, dass sich frühere Annahmen, in Overath seien im Mittelalter Kirchenglocken gegossen worden, als falsch erwiesen hätten; seit dem Jahre 2005 sei unwiderlegt Stand der Forschung, dass erst die Nachfahren von Overath-Auswanderern in Köln mit dem Glockenguss begonnen hätten.
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Ganz die Hoffnung aufgeben, dass vielleicht doch irgendwann einmal Glocken in Overath gegossen worden sein könnten, will Amelung allerdings auch nicht. „Vielleicht steht das heutige Walburga-Haus genau auf der Stelle der ehemaligen Glockengießerwerkstatt“, schreibt er unter Bezugnahme auf eine uralte Overath-Postkarte, die genau das behauptet. Amelung: „Dann wäre es eine Ironie der Zeitgeschichte.“