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StarkregenIn einer Overather Straße laufen Gullys über – Bisher keine Lösung für Probleme mit Kanal

Lesezeit 4 Minuten
Wasser schießt aus einem Gully.

Nach jeden Starkregen schießt in der Straße Zum Sülzufer das Wasser aus den Gullys.

Seit Jahren beschweren sich die Anwohner bei der Stadt und bleiben auf den Kosten sitzen.

Nach jedem Starkregen fließt hier das Regenwasser in Strömen aus den Gullys, drückt die Deckel sogar nach oben, Gärten und Keller der zehn Wohnhäuser laufen voll: Die Anwohner der Straße Zum Sülzufer, in der Sülzaue zwischen Untereschbach und Steinenbrück, melden vier bis fünf Mal im Jahr „Land unter“ – und fühlen sich im Regen stehengelassen.

Einer von ihnen ist Dirk Baldus. Er erinnert sich, wie er 2003 sein Haus in Untereschbach gekauft hat. Damals habe es noch keine Probleme mit Überschwemmungen gegeben. Das habe erst 2013 angefangen, da stand sein Grundstück an der Sülz das erste Mal unter Wasser. Man habe ihm gesagt, dass es sich um einen Jahrhunderthochwasser gehandelt habe und den Anwohnenden geraten, eine Rückstauklappe einbauen zu lassen.

Auf einem überlaufenden Gully liegt ein Baustein.

Mit Bausteinen versuchen die Anwohner dafür zu sorgen, dass die Deckel nicht wegschwimmen.

Das hätten sie getan, doch die Klappen hätten die Probleme der Anwohnenden nicht gelöst. Nach jedem Starkregen komme das Wasser in die Gärten und Garagen. Die Rückstauklappen würden zwar verhindern, dass Toiletten und Waschbecken im Haus überlaufen, jedoch könne auch kein Abwasser ablaufen. Das habe zur Folge, dass die Anwohner immer, wenn es stark regnet, kein Wasser nutzen könnten und die Leitungen in den Häusern immer wieder verstopfen würden.

„Das Problem liegt bei der Kanalplanung der Stadt und dem Fassungsvermögen der Kläranlage Rösrath, die mit für uns zuständig ist“, sagt Baldus. In den letzten 15 Jahren seien auf den Hügeln von Obereschbach und Steinenbrück Neubaugebiete mit einer Flächenversiegelung gebaut worden. Das Regenwasser könne dort nicht abfließen und würde den Berg herunter zum niedrigsten Punkt in Untereschbach fließen – und das sei die Straße Zum Sülzufer. „Die Berge werden von beiden Seiten zugebaut, aber erneuert wird nichts“, sagt Baldus.

Er vermutet, dass der Kanal durch die Neubaugebiete so überlastet sei dass er die Wassermengen nicht aufnehmen könne. Baldus: „Ich schätze, dass auch nicht genügend Druck in der Kanalleitung herrscht. So kann das Wasser nicht abfließen und staut sich in der Straße.“

Die Stadt sehe keinen Zusammenhang zwischen dem austretenden Wasser und den Neubaugebieten. „In diesem Bereich gibt es seit circa 20 Jahre oder länger ein Problem in der Kanalisation, das bislang trotz erheblicher Bemühungen nicht vollständig behoben werden konnte“, teilt der Beigeordnete Mario Bredow auf Anfrage dieser Zeitung mit. Die Stadt habe zum Beispiel einen neuen Dücker, eine Art eine Druckleitung, unter der Sülz verlegt. Die habe laut Bredow fünf Millionen Euro gekostet und zwar einige Probleme behoben, doch das in der Straße zum Sülzufer „zu unserem Bedauern noch nicht“.

So sieht die Straße aus, wenn sie nicht überflutet ist.

So sieht die Straße aus, wenn sie nicht überflutet ist.

Auch das Rückhaltebecken der Stadt biete keine. Also hätten sich die Anwohner nicht anders zu helfen gewusst und hätten eigene Pumpen gekauft, um das Regenwasser in die Sülz abzupumpen. Auf den Kosten dafür und dem bisher entstandenen Schaden seien sie bis jetzt sitzengeblieben. Baldus habe schon ein paar Tausend Euro für die Beseitigungen der Schäden bezahlt, aber er habe noch Glück. Seine Elementarversicherung übernehme einen Teil der Kosten. Baldus habe sich schon mehrfach bei der Stadt gemeldet und um Hilfe gebeten. Zuletzt bekam er im September 2023 die Rückmeldung, dass die Stadtwerke alle relevanten Daten zusammenstellen. Genauere Rückmeldung hat er aber keine bekommen.

Bredow: „Wir müssen im Einzelfall prüfen, inwieweit die Anwohner Kosten geltend machen können. Ganz wichtig: Die Voraussetzung dafür ist, dass sie eine Rückstausicherung haben.“

Mehr als ein Jahrhundertereignis

Die hätten alle Anwohner, „das ist schließlich Pflicht“, sagt Baldus. Trotzdem seien sie von der Stadt immer wieder vertröstet worden. „Die Stadt sagt seit 2013, dass das ein Jahrhundertereignis war und dass sie deswegen nicht zahlen. Aber ein Jahrhundertereignis darf dreimal im Jahrhundert vorkommen. Bei uns steht fünf bis sieben Mal im Jahr alles unter Wasser“, berichtet der Anwohner.

Die Stadt sei aber weiterhin an dem Problem dran: „Wir haben vor Kurzem eine undichte Stelle an einem Ort entdeckt, den wir nicht vermutet haben“, sagt Bredow. Dieser Verdacht müsse noch bestätigt werden, dann könne man mit den Arbeiten beginnen. „Die werden aber auch bis zu zwei Jahre dauern. Das ist schon eine größere Sache“, sagt der Beigeordnete. Bis dahin müssen die Anwohnenden wohl schauen, wie sie sich selbst über Wasser halten.