Touristenattraktion in OdenthalModellbauer lässt Luftschiff über die Stadt schweben
Odenthal – An einem diesigen Herbstabend wirkt die Wiese im Weiler Stein wie ein verlassener Rummelplatz. Am Teehäuschen sitzen zwei lebensgroße Kinderfiguren auf und am Tisch und blicken erwartungsvoll ins Leere, hölzerne Gäste aus dem vergangenen Jahrhundert, die einem Bilderbuch entsprungen sein könnten.
Bekannter Modellbauer im In- und Ausland
Vor der Museumswerkstatt ist ein futuristischer Flugapparat aus einem Buch von Jules Verne gelandet, auf einem Stammtisch, der so heißt, weil er genau das ist, ein Tisch auf einem Baumstamm. Hinter dem Haus schleicht ein Fuchs in den Wald.
An schönen Tagen kommen hier viele Touristen lang; bei schlechtem Wetter gehört der idyllische Ort an der Dhünn Günter Blömer, seinen Nachbarn und ein paar unentwegten Hundebesitzern. Der ehemalige Malermeister hat sich in den vergangenen Jahrzehnten im In- und Ausland einen Ruf als Modellbauer gemacht; Museen und Privatsammler schätzen seine Werke, die sich durch Funktionsfähigkeit und Detailtreue auszeichnen.
Ausstellung in Leverkusen zeigt erstes Luftschiffmodell
Das wundersame Flugobjekt, der Fantasie des Schriftstellers Jules Verne entsprungen, ist buchstäblich ein Luftschiff: ein durch einen Ballon angetriebenes stattliches Holzboot.
Ausstellung
Das Modell des Luftschiffs von Jules Verne wird erstmals am Wochenende 9. und 10. November auf der 40. Rheindorfer Hobby-Kunst-Ausstellung öffentlich zu sehen sein: Evangelische Kirche in Leverkusen-Rheindorf, Solinger Straße 110. Öffnungszeiten: Samstag 14 bis 18 Uhr; Sonntag 11 bis 17 Uhr. (red)
Blömer hat die Darstellung in der Zeitung gesehen und nachgebaut, die Papierhülle für den Ballon über einem Fußball geformt. Anfang November wird sein erstes Luftschiffmodell bei einer Ausstellung in Leverkusen zu sehen sein.
Die Vision Vernes hat ihn fasziniert; seine eigenen sind dem 86-Jährigen längst abhandengekommen. Dabei wollte er nie Luftschlösser bauen, sondern der bestehenden Ausstellung nur einen geschützten Rahmen geben.
Wind- und Wassermuseum ist touristisches Juwel
Sein privates Wind- und Wassermuseum ist ein touristisches Kleinod, das dennoch mehr geduldet als gewollt zu sein scheint. Immer wieder ist im politischen Raum diskutiert worden, ob die Sammlung nicht erhalten werden müsse. Blömer würde lieber heute als morgen einen Pavillon dafür bauen. „Ich habe gerade mal wieder die Anträge entstaubt“, erklärt er.
Wunderbare Ideen seien dabei gewesen, aber bislang habe er immer nur erfahren, was alles nicht geht. Wenn es möglich sei, große Betonklötze als Kilometersteine in den Wald zu gießen und wenn im Zuge der Regionale 2025 angedacht werde, im Wald eine wie auch immer geartete „Dhünnpromenade“ anzulegen, dann kann er umso weniger verstehen, warum man ihm ständig Steine in den Weg legt.
Blömer ist ein Einzelkämpfer
Dass die Kommission, die vor einigen Wochen per Fahrrad unterwegs war, um zu erkunden, wie man die Achse Odenthal-Altenberg wertiger machen könne, bei ihm einfach vorbeigefahren sei, hat ihn nicht mehr verwundert.
Nur David Bosbach mache bei seinen Nachtwächterführungen regelmäßig bei ihm Station. Dieter Feist vom Zugvogel-Team fühlt sich da, wie man in einem Schaukasten liest, an den Kampf um den Kochshof erinnert, dessen Abriss seinerzeit nur mit Mühe verhindert werden konnte. Dort stand mit dem Deutschen Fahrtenbund ein ganzer Verein hinter dem Projekt; Blömer ist Einzelkämpfer. Dabei schätzen Sammler und Museen aus der ganzen Bundesrepublik seine Modelle; Anfragen kommen gar aus Südamerika.
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Eine Kriegsmühle, mit der Soldaten im 17. Jahrhundert übers Land zogen, um bei Bedarf Getreide mahlen zu können, hat einen Interessenten in Brasilien gefunden. „Eine curieuse Sache“, wie Zeitgenossen fanden, „die ein passable Invention darstellet“. Pferde zogen die mobile Mühle, die im Einsatz von vier Soldaten im Rundlauf angetrieben wurde.
Für eine Familie aus Argentinien, die Kontakte nach Schildgen hat, restaurierte Blömer ein großes Modellschiff mit Holzsegeln. Den Transport auf den Kalmüntener Berg hat er dann persönlich per Schubkarre übernommen – einmal quer durch Odenthal an der Landstraße entlang.
„Ich habe fast alle Mühlen, die es auf der Erde gibt, gebaut“
Schulklassen und Kindergartengruppen bevölkern regelmäßig seine Ausstellungsräume, bestaunen die liebevoll eingerichteten Fachwerkhäuschen. „Ich habe mittlerweile fast alle Mühlen, die es auf der Erde gibt, gebaut“, sagt Blömer nicht ohne Stolz.
Hinzu kommen prächtige Kutschen, Buddelschiffe oder ein Modell des Altenberger Doms, das im aufgelassenen Boden Einblick in den Vorgängerbau bietet sowie als neues Modell eine Zirkuswagen-Orgel, die in den Nachkriegsjahren in Blecher und Gladbach zum Einsatz kam. Als Vorbild für das Instrument diente die Orgel aus St. Pankratius.