AboAbonnieren

„Tag der Pflege“Pflegeberaterin in Rhein-Berg fordert mehr Vorsorge für Pflege im Alter

Lesezeit 3 Minuten
Susann Roozen mit einem Plakat in der Hand.

Susann Roozen Pflegeberaterin für die Gemeinde Odenthal.

Der Bedarf an Pflegekräften wird immer größer. im Interview spricht Susanne Roozen darüber, was sich in der Branche noch ändern muss.

Am heutigen internationalen „Tag der Pflege“ widmet sich die gemeindliche Pflegeberaterin Susann Roozen mit einer Veranstaltung im Saal des Bürgerhauses Herzogenhof mit drei Kolleginnen vom Fach der Gestaltung der Pflegeversorgung in Odenthal. „Wir haben hier eine privilegierte Situation in der Gemeinde“, informiert Susann Roozen. „Viele Angehörige kümmern sich um ihre Pflegebedürftigen, es gibt eine sehr gute Nachbarschaftshilfe und Hilfsbereitschaft – es ist hier nicht anonym wie in einer größeren Stadt.“

Trotz Zulaufs in den Krankenpflegeschulen wird der Bedarf an Pflegekräften aber immer größer. „Die Leute werden älter, die geburtenstarken Jahrgänge rücken nach – doch man sollte den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern sich präventiv einstellen“, so Roozen. Sie empfiehlt, schon frühzeitig Wohnungen barrierefrei zu gestalten, Vorsorgevollmachten zu erteilen und eine gute Patientenverfügung zu hinterlegen.

Susanne Roozen arbeitet mit dem Planungsstab Pflegeplanung des Kreises zusammen

Für all diese Fragen steht sie in Sprechstunden im Rathaus zu Verfügung, arbeitet eng mit einem Netzwerk regionaler Leistungserbringer wie Pflegediensten, Tagespflege- und stationären Einrichtungen, Pflegewohngemeinschaften und mehr zusammen. Und auch mit dem Planungsstab Pflegeplanung des Rheinisch-Bergischen Kreises, der statistische Werte für den zukünftigen Bedarf sammelt und verwertet. Diese Daten unterstützen Forderungen an die Politik.

Susann Roozens Wunsch ist mehr Prävention bei der Beratung der ganzheitlichen und akuten Versorgung. „Die meisten Menschen wollen im Alter zuhause bleiben, doch die häusliche Versorgung ist daran gebunden, wer die Pflege übernimmt, welche Angehörigen und Einrichtungen dies durchführen können“, so ihre Erfahrung. „Da ist die Politik gefordert, dass die Angehörigenarbeit gestärkt wird – indem die Angehörigen stärker finanziell unterstützt werden.“

Pflegegeld zu niedrig

Zur Zeit gebe es dafür bei Pflegegrad III nur ein kleines Pflegegeld in Höhe von 316 Euro, wenn man beruflich kürzer treten müsse: „Das bedeutet, dass er nicht nur im Haushalt eingespannt wird, sondern auch die körperliche Pflege übernehmen muss.“ Für einen Alltagsbegleiter gibt es nur 125 Euro – für vier Stunden im Monat – viel zu wenig. Auch die Tagespflege in ambulanten Einrichtungen ist an bestimmte Bedingungen geknüpft.

Der Pflegebedürftige muss morgens um 8.30 Uhr gewaschen und angezogen vor der Tür stehen, um abgeholt zu werden. Auch dies ist eine große Belastung bei Berufstätigkeit, auch für das monatliche Einkommen, denn auch Unterkunft und Verpflegung, sogenannte Hotelkosten, müssen aus den Einkünften und dem Vermögen bezahlt werden. „Wenn eine starke Bedürftigkeit besteht, würde das Sozialamt des Kreises eintreten“, informiert die Pflegeberaterin. „Dies aber sind Dinge, die viel mehr gestärkt werden müssen.“

Veranstaltungen zum Tag der Pflege

Ganz schlecht sehe es aus, wenn jemand kurzfristig oder absehbar für Monate aus der Beschäftigung ausfalle, um Angehörige zu pflegen. „Das wird zur Zeit höchstens mit einen Darlehen abgefedert, ohne Lohnfortzahlung. Aber man bekommt weiterhin das Pflegegeld“, so Roozen. „Doch dieses wird sofort gekürzt, wenn man als Angehöriger keine Körperpflege machen kann und einen ambulanten Pflegedienst dafür einsetzt.“

Zum Tag der Pflege finden im Kreis verschiedene Veranstaltungen statt. So gibt es in Bergisch Gladbach von 13 bis 15 Uhr einen Autokorso . Start ist an der Eissporthalle, später findet eine Infoveranstaltung auf dem Konrad-Adenauer-Platz statt. Außerdem wird Susan Roozen im Bürgerhaus Odenthal, Herzogenhof, mit Kolleginnen vom Fach über die Pflegesituation in Odenthal sprechen und mit Besuchern und Besucherinnen Ideen in Impulsvorträgen erarbeiten:

Von 11 bis 12 Uhr: Mit Kristin Boersch, Pflegedienstleitung von Aktiv Pflege Bergisches Land GmbH & Co. KG.

Von 15 bis 16 Uhr: Mit Stephanie Flohe, Arbeitsvermittlerin beim Arbeitgeberservice, Team 341, der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. Bei den Veranstaltungen wirken Mareike Lahm, Pflegedienstleitung/Fachgebietsleitung Pflege beim Pflegedienst die Kette mit.