Einen Tag nach der Explosion in Ratingen spricht Herbert Reul über Erfolge und Misserfolge.
Herbert ReulInnenminister zieht in Rhein-Berg Bilanz über Zeit im Landtag
Zu den Ursachen wachsender und brutalerer Jugendgewalt hat Herbert Reul eine Einschätzung, die nicht allein durch seinen heutigen Job als NRW-Innenminister geprägt ist, sondern auch durch seinen gelernten Beruf als Lehrer: Manche Kinder lernten nicht mehr, mit Enttäuschungen umzugehen und mal zurückzustecken.
Zur Enthemmung trügen aber wohl auch Computerspiele mit ihren Gewaltdarstellungen bei. Und schließlich hätten auch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie dazu beigetragen, dass das etwa im Sportverein übliche soziale Verhaltenstraining nicht mehr stattgefunden habe. Was er aber natürlich nicht als Vorwurf gegen die Corona-Bekämpfer meine: „Ich war ja selbst dabei.“
Herbert Reul sieht Erfolge bei der Inneneren Sicherheit
Jugendgewalt und Kriminalität sind naturgemäß wichtige Themen, die Reul an diesem Freitag beim Pressegespräch in Odenthal anspricht. Dorthin hat der CDU-Politiker nicht als Minister, sondern als Wahlkreisabgeordneter eingeladen, um ein Jahr nach der Landtagswahl Bilanz zu ziehen.
Bei der Inneren Sicherheit könnten sich die Erfolge sehen lassen, meint er, und gibt zu, dass er sich schon darüber gefreut habe, dass ausgerechnet seine rheinische-bergische Heimat-Polizeibehörde es geschafft habe, zusammen mit Kollegen drei Geldautomatensprenger auf der Flucht zu fassen. Für sein Standing war das nicht so schlecht.
Mit seinen Gedanken ist Herbert Reul bei den Menschen in Ratingen
Leider sind nicht alle Nachrichten so gut. Am Tag nach der Explosion in Ratingen räumt er seine Hilflosigkeit ein. In so einem Moment könne man nichts tun als vor Ort seine Betroffenheit zu bekunden, und an der Art, wie der 70-Jährige das sagt, merkt man, dass es nicht nur eine Floskel ist. Beeindruckt habe ihn die Rettungsmaschinerie, wie die um ihr Leben kämpfenden Menschen mit fünf Hubschraubern in Spezialkliniken geflogen werden konnten.
In Düsseldorf ist der frühere Europaabgeordnete schon zum zweiten Mal Minister, erst mit gelbem, jetzt mit grünem Koalitionspartner. Mehr Arbeit sei das heute schon, aber es zwinge damit auch zum besseren Nachdenken, um Entscheidungen rational zu begründen. Schwieriger sei das Regieren nicht nur wegen des Partners, sondern vor allem auch, weil das Geld durch politische Entscheidungen in Berlin sehr knapp geworden sei. Auch Sparen müsse gut durchdacht und begründet sein.
Neben seiner Regierungs- widmet er sich auch seiner Abgeordnetentätigkeit mit Leidenschaft: An Canvassing-Ständen im Wahlkreis versucht er aktuell mit Normalbürgern ins Gespräch zu kommen und sie davon zu überzeugen, dass sich Engagement lohnt. So sei etwa sein langer und am Ende erfolgreicher Kampf für die Abschaffung der Sommerzeit auf den Brief einer Bürgerin zurückgegangen.