AboAbonnieren

Zuweisungen steigenOdenthal sucht händeringend neue Unterkünfte für Geflüchtete

Lesezeit 3 Minuten
Blaue Schiffscontainer werden zu Geflüchtetenunterkünften umgebaut.

Baumängel haben die Fertigstellung der Geflüchtetenunterkunft in Osenau immer wieder verzögert. Nun hofft man auf Mai.

Baumängel haben die Fertigstellung der Container in Osenau verzögert. Als letzte Option droht die Belegung der Trauerhalle am Friedhof.

Die vorübergehende Entspannung der Situation von Geflüchteten in Odenthal ist Geschichte. Nach Auskunft der Integrationsbeauftragten Claudia Kruse hat sich die Lage in den vergangenen Wochen durch steigende Zuweisungen von geflüchteten Menschen wieder deutlich verschärft.

„Allein im laufenden Monat sind uns 35 Personen zugewiesen worden“, berichtete Kruse im Ausschuss für Schule, Sport und Soziales. In den ersten vier Monaten des Jahres seien damit bisher insgesamt 73 Menschen in die kleine Gemeinde an der Dhünn gekommen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 mussten in Odenthal 191 Personen in den Unterkünften untergebracht werden.

Die Zuweisungspause war nur vorübergehend

Das zeige, „wohin die Reise geht“, meinte Kruse. „Die vorübergehende Zuweisungspause sucht uns jetzt mit doppelter Wucht heim.“ Unter den Ankommenden seien auch immer wieder Menschen, die sich zuvor in anderen europäischen Ländern aufgehalten hätten. Die Heime für Geflüchtete seien voll. „Anfang des nächsten Monats haben wir keine Unterbringungsmöglichkeiten mehr“, warnte die Integrationsbeauftragte.

Man hoffe, dass bis dahin das Obergeschoss der neuen Unterkunft Im Geroden bezugsfertig sei und wenigstens vorübergehend für Entlastung sorge. Wie berichtet, hatten Mängel beim Umbau der dortigen Containeranlage, die ursprünglich schon im Frühjahr 2023 fertiggestellt sein sollte, dazu geführt, dass der Kreis im Dezember nur das Erdgeschoss freigegeben hatte, die erste Etage für rund 60 Personen aber gesperrt blieb und erst nachgebessert werden musste.

Integration funktioniere unter diesen Bedingungen nicht mehr

Bis zur Belegung, die für Mai erwartet wird, verwalte man den Betten-Mangel. „Besonders, wenn Familien oder Frauen kommen, haben wir ein Riesenproblem“, so Kruse. Denn selbst, wenn ein Bett in einem Mehrbettzimmer frei wird, kann man Familien schlecht auseinander reißen, eine alleinstehende Frau nicht zu mehreren Männern in ein Zimmer packen. Häufig muss dann erst im roulierenden System eine halbwegs passende Lösung gefunden werden.

Integrationsunterstützung funktioniert unter diesen Bedingungen nicht mehr“, bedauerte Kruse. „Wir sind alleine mit der Unterbringung beschäftigt.“ Der Arbeit im Notfallmodus fällt in diesem Jahr auch das Sommercamp zum Opfer. Für die Ferienfreizeit im Dhünntalstadion, mit der man besonders geflüchtete Kinder erreicht hatte, fehlten in diesem Jahr die Kapazitäten.

Die Trauerhalle ist die letzte Option auf der Suche nach Unterkünften

„Die Zahlen haben sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt, das Team aber nicht“, erklärte auch Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos). Da eine Kollegin seit längerer Zeit erkrankt sei, bemühe man sich um zusätzliche Unterstützung.

Parallel dazu liefen Verhandlungen, um weitere Liegenschaften für die Geflüchtetenunterbringung aufzutreiben. Erst im Herbst 2023 hatte die Gemeinde in Erberich eine Immobilie mit Grundstück für diesen Zweck erworben. Offenbar wird nun überlegt, ob das Areal geeignet ist, weitere geflüchtete Menschen dort unterzubringen.

Alle Bemühungen seien darauf gerichtet, eine Belegung der Trauerhalle in Selbach, die als Notunterkunft schon seit einiger Zeit vorbereitet ist, zu verhindern, so die Odenthaler Verwaltung. „Aber das wäre dann die nächste Option“, sagte Bürgermeister Robert Lennerts.